Wien: Wellenreiten auf der Donau

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Wellenreiten, Wakeboarden, Rafting, Stand-up-Paddling. Dafür braucht man nicht verreisen, Funsport am Wasser gibt es mitten in Wien. Auch ganz ohne Wind.

Wellenreiten, so wie auf Hawaii. Davon schwärmen Christian Temper und Walter Sieberer. Der Handelskai, ein kleines Stück südlich der Donaumarina, ist zwar nicht ganz der Waikiki Beach, aber immerhin, seit ein paar Tagen lassen sich auch auf der Donau Wellen reiten. Temper und Sieberer haben dort eben Wiens erstes Wakesurfcenter Danubesurfer aufgesperrt, heute, Sonntag, ist die offizielle Eröffnung mit einem Testtag.

Und, es ist nicht der einzige Ort in Wien, an dem Wassersport nicht bloß Schwimmen, Tretboot- oder Kanufahren heißt. Nach und nach kommt in der Stadt fast ein richtiges Strand- und Ferienfeeling auf, immerhin kann man mitten im Stadtgebiet mittlerweile auch Wakeboarden, Raften oder Stand-up-Paddeln – und das ganz ohne Wind.
Die neueste Gelegenheit, sich übers Wiener Wasser zu bewegen, das ist, wie eingangs erwähnt, Wakesurfen. Seit wenigen Tagen quasi in Test-Betrieb ist das Center südlich der Donaumarina (direkt unterhalb der „Spider Rock XL“-Anlage, des Turms, von dem aus die „Flying Fox“-Seilrutsche in Richtung Donaumarina Restaurant startet). Christian Temper und Walter Sieberer bringen damit die junge Sportart nun auch „offiziell“ nach Wien, nachdem sie das Surfen auf der Welle eines Motorbootes auf der Donau voriges Jahr schon privat und im Freundeskreis betrieben haben. Wakesurfen, das funktioniert so: Ein eigens umgerüstetes Boot mit „Gates“, die Wellen formen, fährt auf dem Wasser. Der Wakesurfer springt vom stehenden Boot aus ins Wasser, lässt sich im Anfahren vom Boot über eine Leine ziehen, sobald er in Fahrt ist, lässt er los und surft frei auf der Welle hinter dem Boot.

Beim Profi – oder zumindest geübten Surfer – schaut das tatsächlich nach Spaß aus, Manuel, einer der Mitarbeiter, surft einige hundert Meter mit 15 km/h auf der Welle, springt einen „360“ (Three-Sixty), eine Drehung um die eigene Achse, bis er die Welle des Bootes verliert, langsam in die Donau sinkt und einen neuen Anlauf braucht, für den er sich wieder vom Boot ziehen lässt. „Zehn Minuten“, sagt Sieberer, dauert es gewöhnlich, bis ein Anfänger auf dem Brett stehen kann. 20 Minuten dauert ein Surf-Ausflug mindestens, das kostet etwa 50 Euro.

Das Wakesurfcenter ist die ganze Woche in Betrieb, nach und nach soll dort, rund um die Station und den benachbarten Flying-Fox-Turm ein ganzes Funsport-Center wachsen, schwebt Sieberer vor. Mit Gastrobetrieb und Sandstrand, von dem aus man den Wakesurfern zusehen kann. Heute, Sonntag, gibt es darauf einen Vorgeschmack mit dem Wakesurf-Testtag. Dabei können etwa neue Action-Kameras, Skateboards oder Räder getestet werden. Und natürlich die Wakeboards, schließlich sei Surfen auf der Welle – ohne Seil, ohne Bindung – „das Natürlichste, was es gibt“, wie die Surfer schwärmen. Auch, wenn es bloß die Wellen der Donau sind.

Die Presse


Ganz neu ist das in Wien aber nicht. Wakeboarden – die Variante mit Seil, Bindung und ohne Welle – kann man in Wien schon länger, und zwar gibt es auf der Neuen Donau, bei der Schleusenbrücke Wehr 1., seit Jahren einen Lift, der die Wakeboarder und Wasserskiläufer zieht. 800 Meter Umfang hat die Route, wer kann, vollführt Kunststücke auf einer der Rampen im Wasser. Sitzt man in der Strandbar nebenan, von der sich das Wakeboarden gut beobachten lässt, bekommt man fast ein wenig Urlaubsstimmung an der Donau. Die wurde am Freitag und Samstag auch noch verstärkt, fand von 4. bis 5. Juli doch auf der Donauinsel die Wake Control 2014 statt. Für den Contest waren heuer wieder einige der weltbesten Cable Wakeboarder angesagt.

Ebenfalls auf der Donauinsel, aber rund drei Kilometer südöstlich des Wakeboardlifts, wähnt man sich in noch wilderen Gewässern: Vorigen August hat dort die Wasserarena, Wiens erste künstliche Wildwasser-Anlage, an der Steinspornbrücke eröffnet. Auf dem Wasser, das dazu aus der Neuen Donau gepumpt wird, kann man rudern, kanufahren oder wildwasserschwimmen, der Wildwasserkanal erzeugt dazu Strömungen, Wellen und Hindernisse, fast wie in einem wilden Gebirgsbach. Nur mitten in Wien.

Auch die Stand-up-Paddler sind seit ungefähr zwei Jahren an einem schönen Tag nicht mehr von Wiens Gewässern wegzudenken. Die Trendsportart, die mittlerweile in fast allen südeuropäischen Städten zu finden ist, ist nämlich schnell zu erlernen. Man stellt sich nur auf ein Board und schon geht es los. Das hat SUP (so die Kurzform) den Ruf als „Nordic Walking“ des Wassers eingebracht, was den Anhängern des Sportes gar nicht gefällt. Immerhin wird Stand-up-Paddeling mittlerweile auch gerne von Surfern ausgeübt, die so einen Ausgleich finden – und eine Alternative an windarmen Tagen haben. Derzeit kann SUP in Wien an drei Standorten (bei der Segelschule Hofbauer, im Gänsehäufel-Bad und am Vienna City Beach) ausgeführt werden. Ihren Ursprung hat die Sportart übrigens in Polynesien, wo Fischer solcherart Fischfang betrieben haben. Richtig entwickelt wurde sie schließlich in den 1960er-Jahren. In Hawaii, wo Surflehrer auf diese Weise ihre Schüler unterrichtet haben.

Sport am Wasser

Wakesurfen. Wellenreiten ohne Lift und ohne Bindung – das geht, und zwar auf der Welle hinter einem Motorboot.

Heute, Sonntag, wird Wiens erstes Wakesurf-Center eröffnet.

danubesurfer.com

Wakeboarden und Wasserskifahren auf der Donau kann man in Wien natürlich längst: gezogen von einem Lift auf der Neuen Donau. wakeboardlift.at

Raften, Kajak, Wildwasserschwimmen
kann man seit 2013 auch in Wien: Und zwar in der Wasserarena auf der Donauinsel.

vienna-wildwasser.at

Stand-up-Paddling
ist an drei Orten möglich: Der Segelschule Hofbauer, im Gänsehäufel-Bad und dem Vienna City Beach.

www.suptraining.at

supcenter-wien.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.07.2014)

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