Wiener Spitäler: Millionenanlage im Leerlauf

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Die Führung des Wiener Krankenanstaltenverbunds wollte Medikamentenproduktion von allen Spitälern zentralisieren, doch die Spitalsapotheker wehren sich – damit läuft eine riesige Produktionsanlage ins Leere.

Wien. Im Kaiser-Franz-Josef-Spital (SMZ Süd) steht eine kostspielige medizinische Hightech-Anlage. Das wäre nicht ungewöhnlich, wenn der Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) damit nicht ein unangenehmes Problem hätte. Gebaut wurde diese Anlage, um Medikamente (Salben, Tinkturen, Augentropfen, Öle etc.) für alle KAV-Spitäler (ohne AKH) und sämtliche Geriatriezentren inklusive der Pflegewohnhäuser der Stadt zu produzieren. Sie ist damit das Herzstück des neuen Apotheken- und Logistikkonzepts, das die Medikamentenversorgung der Wiener Spital- und Geriatrielandschaft samt Pflegewohnhäusern umfasst.

Nur: Diese Hightech-Anlage wird nie in Vollbetrieb gehen, das neue Apotheken- und Logistikkonzept ist nach „Presse“-Informationen gestorben – wegen interner Machtkämpfe im KAV. Zur Erklärung: Der Bedarf an Salben, Tinkturen, Ölen, Tropfen etc. ist in Krankenhäusern und Geriatriezentren enorm. Die Herstellung („Magistrale Zubereitung“) ist relativ einfach, deshalb kaufen die Wiener Spitäler die Wirkstoffe und mischen daraus in ihren Apotheken Salben, Tinkturen etc. für ihren eigenen Bedarf. Das heißt: Jedes Spital besitzt seine eigene Apotheke, fast jedes Spital arbeitet unabhängig von den anderen. Es gibt also reichlich Potenzial für Ineffizienz. Deshalb wurde vor rund zehn Jahren überlegt, diese Medikamente zentral zu produzieren. Und zwar im Kaiser-Franz-Josef-Spital, das sowieso einen Zubau erhielt (dieser eröffnete 2012). In der Folge wurde dort eine entsprechende Anlage angeschafft. Die Vorgabe: Sie musste groß genug sein, um im laufenden Betrieb alle Spitäler und Geriatriezentren des KAV versorgen zu können.

Nur: Die KAV-Führung hatte eine erwartbare Dynamik nicht bedacht. Wenn Macht und Einfluss beschnitten werden, wehren sich die Betroffenen. Und das war der Fall, wie in mehreren KAV-Spitälern zu hören ist: „Viele Apotheken haben gegen die zentrale Produktion im SMZ Süd mobilgemacht.“ Darunter waren dem Vernehmen nach die Apotheken der großen Spitäler wie jene der Rudolfstiftung. In der Folge sei die KAV-Führung nicht mehr voll hinter dem Projekt gestanden, ist zu hören – weshalb die Eine-Million-Euro-Anlage nicht in Betrieb gehe, es keinen Vollbetrieb geben werde und man sich überlegen müsse, was man damit mache, ist aus KAV-Kreisen zu hören.

Verzögerung seit Herbst 2013

Faktum ist: Die Produktion hätte im Herbst 2013 starten sollen. Die offizielle KAV-Stellungnahme dazu: Im Probebetrieb hätten sich Mängel gezeigt, die erst behoben werden müssen. Dass ein Machtkampf zwischen KAV-Führung und Spitalsapothekern das Projekt blockiert, wird dementiert.

Nur: Im KAV ist nicht mehr die Rede davon, dass die eigens dafür angeschaffte Hightech-Maschine sämtliche Wiener KAV-Spitäler und Geriatriezentren beliefert. Im Gegenteil: Die Anlage werde zumindest das Kaiser-Franz-Josef-Spital versorgen, heißt es offiziell. Also nur eines von elf KAV-Spitälern. Und: Wie weit die Versorgung auf weitere Spitäler ausgedehnt wird, hänge von dem „Medizinischen Masterplan“ ab, der mit Jahresende abgeschlossen sei: „Dann ist klar, wie es in dieser Causa weitergeht.“

Ein Grund für das Jahresende als Termin laut KAV-Insidern: Dann sollte der neue Generaldirektor feststehen, dem wolle man hier nicht vorgreifen, heißt es intern. Denn seit dem Rücktritt von Wilhelm Marhold, Ende 2013, muss der KAV ohne Generaldirektor auskommen – was intern für Machtkämpfe sorgt und Entscheidungen blockiert, heißt es aus KAV-Kreisen. Fest steht: Die Suche nach einem neuen KAV-Chef wurde nicht mit Dezember begonnen, sondern erst im heurigen Juni eingeleitet. Offizielle Begründung: Marholds Vertrag habe erst am 31.Mai geendet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.07.2014)

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