Wien fordert Totalverbot des Online-Handels mit Welpen

Archivbild: Ein Shiba-Inu-Welpen
Archivbild: Ein Shiba-Inu-Welpen(c) imago/blickwinkel (imago stock&people)
  • Drucken

Der überwiegender Teil der Hundeverkäufe im Web sei privat und damit jetzt schon illegal, sagt Stadträtin Sima. Kritik übt sie an Online-Plattformen.

Wien will dem illegalen Handel mit Hundewelpen einmal mehr den Kampf ansagen. Denn die meist in Osteuropa "produzierten" Jungtiere müssten enorm leiden und kämen oft krank und ungeimpft nach Österreich, sagte Tierschutzstadträtin Ulli Sima (SPÖ) am Mittwoch. Da derlei Geschäfte fast ausschließlich übers Internet abgewickelt werden, fordert die Stadt nun ein Totalverbot des Online-Welpenhandels.

Grundsätzlich dürfen private Anbieter schon jetzt keine Tiere im Netz verkaufen. Dazu berechtigt sind lediglich zertifizierte Züchter und Tierschutzorganisationen. Der Vollzug dieser Regelung sei aber schwierig: Einerseits sei für Käufer kaum ersichtlich, wer hinter den Inseraten steckt. Denn die Verkäufer würden immer gefinkelter und inserierten etwa angebliche Notverkäufe wegen eines Todesfalls oder plötzlich auftretender Allergien. Oft appelliere man auch an die Emotionen von Tierfreunden, indem behauptet werde, dass als Alternative zu einem Verkauf nur das Einschläfern bleibe.

Andererseits sei es auch seitens der Behörde schwierig, an die illegalen Händler zu kommen, da Daten mühsam zu erhalten seien. Man werde als Stadt rechtliche Schritte gegen Online-Plattformen, die entsprechende Inserate zulassen, prüfen, allerdings seien diese womöglich gar nicht nach hiesigem Recht zu belangen, wenn etwa der Server im Ausland stehe. Um die Sache zu vereinfachen, will Sima ein eindeutiges Bundesgesetz. Dieses müsste den Tierhandel im Internet ausnahmslos verbieten.

94 Prozent der Hundeangebote illegal

Um an Zahlenmaterial zur Problematik zu kommen, hat die Wiener Tierschutzombudsstelle ein halbes Jahr lang sieben Plattformen analysiert. Als größter "Tummelplatz" erwies sich dabei willhaben.at mit durchschnittlich rund 8800 Tierinseraten pro Tag. Mehr als 94 Prozent der Hundeangebote seien privat, also illegal, gewesen. Webportale, die derlei zulassen, würden den gesetzeswidrigen Handel damit unterstützen, so Simas Kritik.

Laut Ressortchefin werden in der Bundeshauptstadt bis zu 100 Hunde pro Tag übers Netz verkauft. "Diese werden der Mutter zu früh weggenommen, müssen oft ohne Tageslicht auskommen und werden für die Übergabe an den Abnehmer fitgespritzt", betonte die Ressortchefin. Viele Hunde würden schnell krank: "Sieben von zehn Tieren überleben das erste Jahr nicht."

Simas Tipp an Hundeliebhaber: Niemals Tiere im Internet kaufen. Seriöse Züchter würden sowieso den direkten Kontakt zum Kunden suchen und nicht via Web verkaufen. Was die Kosten betrifft, liege der Preis für einen Zuchthund beim rund Vierfachen im Vergleich zu einem illegal im Internet gehandelten Welpen, hieß es.

Willhaben.at: Verbot wäre "nicht im Sinne der Tiere"

Beim Online-Portal willhaben.at versichert man, dass man das Problem kenne und in Kürze eine Aufklärungskampagne starte. Von dem seitens der Stadt gewünschten Bundesgesetz für ein generelles Verbot halte man nichts, hieß es. "Wir sind davon überzeugt, dass - wenn man das im Web verbietet -, die Welpenanbieter aus Osteuropa in andere soziale Netzwerke oder Kanäle abwandern", sagt Michael Gawanda, bei willhaben.at zuständig für Sicherheit und Datenschutz. Ein neues Gesetz sei "absolut sinnlos" und "nicht im Sinne der Tiere". Denn es könne nicht die einzige Lösung für private Anbieter sein, ihren Hundenachwuchs im Tierheim abzugeben.

Man wolle als Verkaufsplattform freilich keine Drehscheibe für derlei Geschäfte darstellen. Deshalb arbeite man auch mit dem Österreichischen Tierschutzverein zusammen. Gawanda verwies darauf, dass bereits jetzt bei Hundeinseraten stets ein Kästchen mit Sicherheitshinweisen angezeigt werde, um vor unseriösen Welpenhändlern zu warnen. Ab kommender Woche starte man außerdem eine eigene Infokampagne im Hunde-Channel, die bis September laufen soll. Diese stehe aber in keinem Zusammenhang mit der von der Stadt geäußerten Kritik.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.