Social Business: Erste Einblicke ins Caritas-Hotel

Probezimmer im Caritas-Hotel
Probezimmer im Caritas-Hotel(c) Stanislav Jenis
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Bunte Wände, Flüchtlinge als Köche: Die Caritas eröffnet Ende Jänner ein Hotel im Prater. Das Hotel wird von Asylwerbern geführt, die dort eine Ausbildung erhalten.

Wien. Von außen ist das Hotel als solches noch gar nicht zu erkennen. „Pensionistenheim“ steht noch in großen Lettern über dem Eingang geschrieben. Die Aufschrift trügt, bald werden in dem Haus in der Laufbergergasse 12, in der Nähe des Praters, vor allem junge Menschen tätig sein.

Was vor einigen Jahren nur eine Idee war, hat die Caritas heute schon fast in die Tat umgesetzt – ein Sozialunternehmen, das Flüchtlingen den Zugang zum Arbeitsmarkt erleichtert. Schon ab Anfang 2015 werden in dem vierstöckigen Haus im zweiten Bezirk 25anerkannte Flüchtlinge, aber auch Asylwerber tätig sein. Sie alle werden unter 25 Jahre alt sein und ihre ersten Schritte auf dem österreichischen Arbeitsmarkt wagen.

„Es ist ein politisches Signal, das wir mit diesem Projekt setzen wollen. Junge Asylwerber wollen arbeiten, sie dürfen aber de facto nicht, und genau auf dieses Problem muss aufmerksam gemacht werden“, sagt Martin Gantner, Sprecher der Wiener Caritas. Fünf professionelle Angestellte wird es in dem Hotel geben. Diese werden den Flüchtlingen und Asylwerbern zu einer Ausbildung im Hotelleriebereich verhelfen: Egal, ob in der Küche, an der Rezeption oder als Reinigungskraft, das junge Personal wird im ganzen Hotel zum Einsatz kommen.

In Betrieb soll sich das Hotel so wenig wie möglich von anderen Hotels in Wien unterscheiden. Ein Standarddoppelzimmer (ca. 25mgroß) wird rund 70Euro kosten. Davon wird das Hotel ungefähr 70 haben, weiters hat das Haus noch Platz für zehn kleine Apartments.

Die ersten Zimmer sind schon fertig: Die Wände sind entweder rot, blau, grün, ocker oder grau gestrichen. Eingerichtet werden die Zimmer – abgesehen vom Doppelbett – ganz individuell mit Möbeln aus dem Caritas-Lager.

Städteurlauber gesucht

Ist das Hotel einmal fertig, wird auch die Aufschrift an dem Hotel geändert: Magdas Hotel wird das Haus dann heißen. Der Name kommt von „Ich mag das“.

Wegen der Nähe zum Prater und der Messe Wien will die Caritas viele Gäste aus dem Ausland in ihr Hotel ziehen. Das Haus würde sich gut für Städteurlauber eignen, meint Clemens Foschi, Geschäftsführer der Caritas Services Gmbh und derzeitiger Leiter des Hotelprojekts.

Abgesehen vom Standardangebot wie Übernachtung und Frühstück wird das Hotel auch zusätzliche Services anbieten. Geplant sind ein Restaurant, eine Fahrradwerkstatt sowie ein Coworking Space für Gäste, die dort arbeiten wollen, aber auch für Wiener, die einen Arbeitsplatz suchen. Für Kinder wird im Garten ein Spielplatz eingerichtet, um so auch Familien für das Hotel zu gewinnen, erzählt Foschi.

Die Gesamtkosten des Bauvorhabens betragen laut Foschi circa 1,5Millionen Euro. Größtenteils habe die Caritas das Projekt selbst finanziert. Weiters würden Partner wie PKF, eine international renommierte Hotelberatungsgesellschaft, das Sozialunternehmen unterstützen. Geht der Plan auf, soll das Haus in drei Jahren bereits Gewinn machen.

Magdas Hotel ist nicht das erste Sozialunternehmen der Caritas. Sie führt bereits das Restaurant Inigo im ersten Bezirk, in dem langzeitarbeitslose Frauen und Männer arbeiten, und den Lebensmittelladen für armutsbetroffene Menschen, Le+O.

Über weitere Sozialunternehmen will die Caritas noch nachdenken, jetzt müsse erst das Hotel eröffnet werden, sagt Foschi. Im Vergleich zu Deutschland oder der Schweiz habe Österreich in dem Bereich noch Nachholbedarf. Die Zahl der Sozialunternehmen im Land hätte sich in den vergangenen Jahren aber deutlich erhöht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.08.2014)

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