Die Operngasse wird jung

Oswald und Berggold
Oswald und Berggold(c) Die Presse - Clemens Fabry
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Rundherum tut sich schon seit Längerem viel, jetzt hat es auch die Operngasse erwischt. Eine Lokaleröffnung folgt auf die nächste. Und die Neuen sind sich sicher: Das ist erst der Anfang.

Wien. Nüchtern betrachtet ist sie eine klassische Ausfahrtsstraße: Zweispurig stadtauswärts staut es sich hier, auf der Operngasse im vierten Bezirk, genauso oft wie auf der Wienzeile nebenan.

Das war die schlechte Nachricht. Die gute: Es tut sich trotzdem einiges links und rechts des Autoverkehrs, die Operngasse ist aus ihrem wenig einladenden Dämmerschlaf geholt worden, einigen spannenden Neueröffnungen sei Dank. Gern in ungewöhnlichen Fusionsformen wie dem Radlager, das den Verkauf von hochwertigen Fahrrädern mit einem Café- und Weggehlokalbetrieb verbindet.

Das Radlager war, sucht man denn einen Anfang für die „Operngasse, Next Generation“, so etwas wie der Vorreiter, als es im Vorjahr aus der Westbahnstraße in das Eck zwischen Naschmarkt, TU, der galerielastigen Schleifmühl- und der im Aufwind befindlichen Margaretenstraße gezogen ist.

Vorbild: Soho in New York

Schon bald bekam man nette neue Nachbarn, wie das Coffee & Bread, das ebenfalls auf Fusion setzt. Einerseits Bäcker, andererseits Café „mit Frühstück, aber easy: kein Lachs, kein Brunch“, wie es Betreiber Hannes Zieher formuliert. Zieher, eigentlich Innenarchitekt, fand keinen Kunden, der sich für die leer stehenden Geschäftsräume interessierte. Da entschloss er sich, im früheren Café für Sie, „in dem die Pensionisten hinter verglasten Scheiben Karten gespielt haben“, ein Lokal zu eröffnen.

Der Verkehr? Natürlich, auf den könnte Ziehrer verzichten. Der dürfte auch, glaubt er, ein Mitgrund gewesen sein, wieso sich so lang so wenig auf der Operngasse getan hat. Zudem könnten viele die Konkurrenz durch den benachbarten Naschmarkt gefürchtet haben. Das sei jetzt anders: Vom Naschmarkt hätten viele Wiener genug, daher sei das Grätzel rundherum attraktiver geworden. Ähnlich sieht das Bianca Oswald, die am Ende der Operngasse ihre „Wienhandlung“ eröffnet hat. Die Idee für ihr Geschäft – kitschfreie Wien-Souvenirs plus Lokalbetrieb – hatte Oswald, die eigentlich aus dem Controlling kommt, schon länger. Dann hat sie den leer stehenden Geschäftsraum vis-à-vis der Schleifmühlgasse entdeckt. „Ich habe ein urbanes Eck gesucht“, sagt sie. „Ein Viertel, auch wenn das überzogen klingt, wie Soho oder Prenzlauer Berg.“

Ein Grätzel, in dem man große Ketten vergeblich sucht und viele, individuelle Konzepte findet: das Foxy (Faulmanngasse) etwa, das allen, denen es zu kalt für Frozen Yoghurt ist, nun warmes Porridge anbietet. Oder Hildegard Wurst: Der mobile Würstelstand wird hier in der Operngasse sesshaft. Die Eröffnung ist, wie die Website verspricht „soon, soon, soon“ geplant.

Auch Hildegard Wursts Nachbarn sind noch nicht lang hier: Das viel gelobte japanische Lokal Metcha Matcha sowie das Anfang August eröffnete Café Nest, das in die Räumlichkeiten des alten Wiedner Stübchens gezogen ist. Für Maximilian Berggold, der hier nun sein zweites Café Nest führt (das erste ist in Sievering), eine bezeichnende Situation für die Operngasse: „Es findet gerade ein Wechsel statt“, sagt er. „Viele gehen in Pension. Und sobald ein Neuer aufmacht, trauen sich andere auch.“

Als Konkurrenz empfindet man die Lokale rundherum – darunter Alteingesessene von Johnny's bis Schikaneder – nicht. Im Gegenteil: Mehr Angebot belebe die Gegend, man habe Platz für noch mehr. „Es hat sich schon viel getan“, sagt Oswald. „Aber das ist erst der Anfang.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.09.2014)

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