Weinernte 2014: Fruchtig und leicht

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
  • Drucken

Wenig, aber gut lautet die vorsichtige Prognose der heimischen Winzer. Die Statistik Austria stellt der heurigen Weinernte in ihrem zweiten Bericht gute Noten aus.

Fruchtig, elegant, leicht – und ein bisschen wenig. So lautet die Prognose der heimischen Weinbauverantwortlichen für die heurige Ernte. Denn auch wenn es anfangs – dank des guten Wetters während der Blüte und des nicht zu trockenen Sommers – nicht schlecht aussah, machte der Regen Anfang September viele Winzer angesichts der Fäulnis deutlich nervös.

Die Statistik Austria stellt der heurigen Weinernte in ihrem zweiten Bericht (Stand September) dennoch gute Noten aus. Knapp 2,5 Millionen Hektoliter lautet die aktuelle Prognose, die nach den heftigen Regenfällen erstellt wurde. Das bedeutet ein Plus von drei Prozent gegenüber dem Vorjahr und ein Überschreiten des Ernteschnitts der letzten fünf Jahre um acht Prozent. Ein Rundruf bei den Weinbauvertretern der Bundesländer Steiermark, Niederösterreich, Burgenland und Wien macht aber deutlich, dass diese Prognose als durchwegs zu optimistisch eingestuft wird.

So geht etwa Werner Luttenberger, Leiter der Abteilung Weinbau in der Landwirtschaftskammer Steiermark, von einer deutlich geringeren Menge aus. „Die Einschätzung wurde zu einem zu frühen Zeitpunkt gemacht. Die Statistik Austria geht in der Steiermark von einem Plus von einem Prozent aus, das wäre wunderschön. Faktisch werden wir mit einem Minus von 20 bis 30 Prozent abschließen“, sagt Luttenberger.


Schlitten statt Lesetraktors. Vor zwei Wochen habe man in der Steiermark mit der Vorlese begonnen, sprich faule Trauben ausgeschnitten. Dieser Tage beginnt die Hauptlese, die diesmal besonders personalintensiv ist – und auch etwas ursprünglicher als sonst. Da bei der Vorlese die ersten Traktoren abgerutscht und dabei zu Bruch gegangen sind, haben die Winzer zu anderen Methoden gegriffene. „Viele haben sich einen Schlitten gebaut und ihn mit einem Seil hochgezogen, das ist auch eine Besonderheit der heurigen Ernte.“ Luttenberger rechnet heuer mit fruchtigen, bekömmlichen Weinen mit niedrigerem Alkohol- und höherem Säuregehalt. Geringe Mengen dürfte es vor allem bei frühreifen Sorten wie Müller-Thurgau geben. Auch der empfindliche Muskateller ist stark betroffen. Luttenberger rechnet mit Ernteausfällen von 50 Prozent.

Konrad Hackl vom niederösterreichischen Weinbauverband will noch keine Prognose abgeben. Nur so viel: Die kühlen Nächte tun den Trauben jetzt gut, wenn es nicht mehr regne, könne das ein durchaus guter Jahrgang werden. Extraktreiche und füllige Weine mit hohem Alkoholgehalt werde es heuer aber kaum geben.

Besonders stark von den schlechten Wetterbedingungen war heuer das Burgenland betroffen. Hier rechnet sogar die Statistik Austria mit einem Minus von zwölf Prozent im Vergleich zum Vorjahr (und einer Ernte von 610.500 hl). Speziell das Weinbaugebiet Neusiedler See litt unter Hagel und Regen.

Auch in Wien sieht es hinsichtlich der Mengen schlecht aus – etwa durch den vielen Hagel am Nussberg. Die Statistik Austria rechnet mit einem Erntevolumen von 18.300 hl und somit mit einem beachtlichen Minus von 23 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. „Qualitativ schaut es aber besser aus, als wir bei den Niederschlägen Ende August gedacht haben“, sagt Wien-Wein-Winzer Fritz Wieninger. Beim Grünen Veltliner rechnet er sogar mit einer größeren Menge als sonst. Für seinen niederösterreichischen Kollegen Alwin Jurtschitsch aus Langenlois ist 2014 gar das Jahr der großen Lagen. Und: „Es ist ein Jahrgang, der sich erst während der Ernte entscheiden wird.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.09.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.