Währinger Straße: Schwarze Idee für grünen Boulevard

Währinger Straße
Währinger StraßeDie Presse (Clemens Fabry)
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Es klingt wie eine Idee der Grünen, der Plan kommt aber von der Wiener ÖVP: Die Währinger Straße soll zum Boulevard werden.

Wien. Es sind Bilder, wie man sie hauptsächlich von Projektpräsentationen der Grünen kennt. Links, alles in Schwarz-Weiß, der Status quo: eine enge Straße, auf beiden Seiten verparkt, schmale Gehsteige, zwischen den parkenden Autos fahren Straßenbahnen in beide Richtungen, Platz für Fußgänger oder Radfahrer bleibt wenig. Rechts, die Vision: in Farbe, ein breiter Gehsteig, gesäumt von Trögen mit Bäumen und Blumen. Autos sieht man deutlich weniger, die Straßenbahn fährt nur in eine Richtung, dafür ist ein eigener Radweg markiert.

Die Wiener ÖVP hat ein Konzept dafür entwickelt, wie die Währinger Straße umgestaltet werden soll. Zwischen Gürtel und Gersthof sollen Auto- und Straßenbahnverkehr auf eine Spur reduziert werden und nur noch stadteinwärts fließen. Die parallel verlaufende Gentzgasse soll ebenfalls zur Einbahn für Autoverkehr und die Linien 40 und 41 werden – nur eben stadtauswärts. Dafür müssten allerdings erst Gleise verlegt werden. Das solle die Gentzgasse beleben, heißt es bei der Präsentation des Plans, der von Architekt Viktor Marschalek ausgearbeitet wurde.

Vor allem aber geht es um die äußere Währinger Straße, die „mehr Boulevardcharakter“ erhalten soll, so Wiens ÖVP-Chef Manfred Juraczka. Indem die Einkaufsstraße zur Einbahn wird, gewinne man eine Spur, dadurch könnten die Gehsteige verbreitert und ein Radstreifen errichtet werden.

Grüne Reaktion? „Schön, aber“

Die Kosten dieses Projekts schätzt die ÖVP auf zwölf bis 15 Mio. Euro, der Bezirk würde, so ÖVP-Bezirksvorsteher Karl Homole, bis zu einer Million Euro beisteuern. Beim Rest hoffe man auf die Stadt – Gespräche mit Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) sollen folgen.

Von dort – aus dem Büro Vassilakous – kommt auf Nachfrage der „Presse“ ein „gut und schön, aber...“: Prinzipiell stehe die Tür für Projekte dieser Art immer offen. Alles, was für mehr Grün, mehr Platz zum Flanieren, mehr Lebensqualität sorge, sei der richtige Weg, heißt es. Ob dieser Vorschlag aber dazu führt, das müssten die Bezirksparteien bewerten. Und umgesetzt werden könnte das Projekt nur nach einer Bürgerbeteiligung.

Die Bezirks-Grünen sind vom schwarzen Vorschlag allerdings nicht begeistert: Man sei für eine Verkehrsberuhigung, bei dem Vorschlag aber blieben zentrale Probleme wie die zu schmalen Gehsteige und zu wenig Platz für Radfahrer neben parkenden Autos, bestehen. Schließlich bliebe in der Währinger Straße und Gentzgasse das Problem, dass sich Autos und Straßenbahn eine Fahrspur teilen, da seien Behinderungen der Straßenbahn programmiert, so Marcel Kneuer, Klubchef der Grünen im 18.Bezirk, die sich eher ein Verdrängen der Autos wünschen. Um Platz für den öffentlichen Verkehr, Fußgänger und Radler zu schaffen, brauche es weniger Autos und somit das (von der ÖVP abgelehnte, Anm.) Parkpickerl.

Auch bei den Wiener Linien ist man nicht begeistert. Wird so massiv umgebaut – Gleise herausgerissen, neu verlegt und Oberleitungen gelegt –, wäre ein eigener Gleiskörper sinnvoll. „Beim aktuellen Vorschlag gewinnen die Fahrgäste nicht so viel“, sagt Sprecher Dominik Gries. Dass in der Währinger Straße Handlungsbedarf besteht, sei aber klar, zumal sie einer der Hotspots von parkenden Autos sei, die die Straßenbahnen behindern. Schließlich sind Autos und Straßenbahnen breiter geworden. „Realistischerweise“, sagt Gries, „gehen sich zwei Fahrstreifen, zwei Parkstreifen und Gehsteige, die diesen Namen verdienen, einfach nicht mehr aus.“ (cim)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.10.2014)

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