Verkehrskonzept: Wien will Autoverkehr weiter reduzieren

Clemens Fabry / Die Presse
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Die Wiener sollen bis zum Jahr 80 Prozent ihrer Wege ohne Auto zurücklegen, wünscht sich Rot-Grün im nun fertigen Verkehrskonzept. Das heikle Thema Lobau-Tunnel kommt in dem Konzept so gut wie nicht vor.

Das Verkehrskonzept für Wien ist fertig. Die rot-grüne Stadtregierung will bis 2025 den Autoverkehr weiter zurückdrängen und dafür öffentliche Verkehrsmittel, Fußgänger- und Radverkehr ausbauen. Gelingen soll das mit 50 Maßnahmenpaketen - darunter die Schaffung von Fahrrad-"Highways" und Flaniermeilen sowie die deutliche Ausweitung von Carsharing und Fußgängerzonen. Beim Lobau-Tunnel legte man sich vorerst nicht fest.

Das "Fachkonzept Mobilität" genannte Kompromisspapier wird am kommenden Mittwoch im zuständigen Ausschuss beschlossen und am 19. Dezember, in der letzten Sitzung des Jahres, schließlich den Gemeinderat passieren. Insgesamt habe man sich auf acht Schwerpunkte geeinigt, teilte Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) am Freitag via Aussendung mit.

Einige Pläne waren schon im Vorfeld an die Öffentlichkeit gelangt. Darunter fällt etwa das Ziel, dass 2025 80 Prozent aller Wege per Rad, zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt werden sollen. Heißt im Umkehrschluss: Der Autoverkehr muss von derzeit 28 auf 20 Prozent sinken.

Ebenfalls bereits bekannt sind die vorgesehenen bezirksübergreifenden Spaziermeilen. Zwei von insgesamt sieben sollen schon bis 2018 fertig sein. Auch Spezialrouten für schnelles Radeln quer durch die Stadt sind geplant, die erste von drei ebenfalls bis 2018.

Mehr Begegnungs- und (temporäre) Fußgängerzonen 

Abgesehen von diesen bereits bekannten Punkten enthält das Konzept auch eine Reihe weiterer Zielsetzungen: So will Rot-Grün die Schaffung von Begegnungszonen unterstützen und temporäre Fußgängerzonen in jedem Bezirk einrichten. Dafür sollen - teils größere - Straßenzüge nur in bestimmten Zeiträumen, etwa in den Sommermonaten oder an Wochenenden, zu Fußgängerzonen mutieren.

Zudem will man das "geteilte Auto" ausbauen. In zehn Jahren soll die Hälfte aller Wiener einen Carsharing-Standort in unmittelbarer Nähe (maximal 500 Meter Entfernung) zur Verfügung haben. Insgesamt soll der Energieverbrauch im Sektor Mobilität um ein Fünftel sinken.

Kein Wort über Lobau-Tunnel 

Bekenntnisse zum Ausbau des öffentlichen Verkehrs - Stichwort U5, neue Straßenbahnlinien oder mehr Zugverbindungen für Pendler von und nach Niederösterreich - finden sich im Papier ebenso wie das Bestreben, Schulwege sicherer zu machen. Ein koalitionsintern heikles Thema hat man indes so gut wie außen vor gelassen. Der Lobau-Tunnel findet sich in der Vassilakou-Aussendung mit keinem Wort.

Auf Nachfrage erklärte man der Austria Presseagentur, dass das umstrittene Projekt - ein Teil der Wiener Nordost-Umfahrung - in die Verantwortung des Autobahnbetreibers Asfinag und damit des Bundes falle. Das Mobilitätskonzept umfasse nur Maßnahmen, die die Stadt selbst durchführen könne und auch bezahle, so der grüne Umweltsprecher Rüdiger Maresch. Es sei aber kein Geheimnis, dass die Grünen gegen die Untertunnelung der Lobau seien.

Tunnel-Baustart frühestens 2018 

SPÖ-Verkehrssprecher Gerhard Kubik sagte auf die Frage, ob man nach wie vor auf den Tunnel bestehe, dass die SPÖ jedenfalls für eine entsprechende Anbindung sei. Dass es diese Querung geben müsse, sei im jetzigen rot-grünen Papier durchaus "angedeutet". Wie, wann, in welcher Form und zu welchen Kosten diese kommt, liege aber bei der Asfinag.

Kubik meinte, der Lobau-Tunnel sei im jetzigen Fachkonzept insofern ausgeklammert, als man sich im Koalitionsübereinkommen darauf geeinigt habe, das Thema in dieser Legislaturperiode außen vor zu lassen. Immerhin ist ein Baustart laut Asfinag-Plänen frühestens 2018 vorgesehen. Wie die konkrete Position der Stadt zum Tunnelvorhaben aussieht, müsse aber jedenfalls Gegenstand etwaiger Regierungsverhandlungen nach der Wien-Wahl 2015 sein.

(APA/dpa)

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