Überfälle mit Eisenstange: Lebenslange Haft

Der Angeklagte beim Prozessauftakt am Dienstag
Der Angeklagte beim Prozessauftakt am DienstagAPA/HERBERT PFARRHOFER
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Ein Rumäne, der im Frühjahr in Wien-Favoriten acht Frauen brutal überfallen haben soll, wurde am Freitag zu lebenslanger Haft verurteilt und muss in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher.

Dass lebenslange Haft auch bei versuchtem Mord verhängt werden kann, beweist der am Freitag in erster Instanz zu Ende gegangene Prozess gegen einen 21 Jahre alten Rumänen. Der Mann hatte, wie berichtet, Raubüberfälle auf acht Frauen verübt und dabei einigen der Opfer mit einer Eisenstange lebensgefährliche Verletzungen zugefügt.

Die Geschworenen fällten nun einen Schuldspruch. Und erkannten (nicht rechtskräftig) auf die Höchststrafe wegen sechsfachen schweren Raubes, zweifachen Raubes und vierfachen Mordversuchs. Zudem wurde eine Einweisung in einer Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher verhängt.

„Es sind junge, toughe Frauen.“ Das hatte Opferanwältin Sonja Scheed beim Prozessauftakt zu den Geschworenen gesagt. „Frauen mit schwersten Verletzungen.“ Und die Anwältin – sie vertrat vier der acht Opfer – hatte auch gleich dazugesagt, wie die Frauen mit dem Mann umgehen wollen, der sie auf äußerst brutale Weise mit einer Eisenstange attackiert hatte: Einige Opfer würden den 21-jährigen Rumänen nie mehr sehen wollen. Andere wiederum würden dem nunmehrigen Angeklagten im Gerichtssaal gegenübertreten wollen.

Und so kam es dann auch. Eine 24-Jährige, die seit der Attacke auf dem linken Auge blind ist und auch schwere Gesichts- bzw. Kieferverletzungen davongetragen hatte, schilderte in Anwesenheit des Angeklagten Marius C. mit gebrochener Stimme die Wochen nach dem Raubüberfall: „Ich hatte starkes Kopfweh und starke Schmerzen, es war anfangs keine leichte Zeit.“ Zunächst sei unklar gewesen, ob sie ihr linkes Auge behalten oder ob sie ein Glasauge bekommen würde. „Das hat mich sehr belastet.“ Durch die Operationen konnte das Auge, jedoch nicht das Augenlicht gerettet werden.

Indes vermied es Marius C. im Lauf der dreitägigen, am Freitag ins Finale gegangenen Hauptverhandlung im Grauen Haus in Wien, sich das Leid der Opfer anzusehen. Fotos von den Verletzungen wollte der junge Mann nicht betrachten. Ebendiese Verletzungen waren laut Anklage so schwer, dass die Staatsanwaltschaft, wie berichtet, nicht nur achtfachen Raub, sondern auch fünffachen Mordversuch angeklagt hatte (die Geschwornen bejahten dann vierfachen Mordversuch). Die Beute war jeweils gering: ein bisschen Bargeld und Mobiltelefone.

Am 23. März dieses Jahres hatte die Frau, die nun in Anwesenheit ihres Peinigers aussagte, den Nachtautobus versäumt und war zu Fuß in Wien-Favoriten unterwegs gewesen. Nachdem ihr der Täter „mehrmals mit voller Wucht mit der Eisenstange gegen die linke Gesichtshälfte“ (Wortlaut der Anklage) geschlagen hatte, verlor die Studentin das Bewusstsein.

Insgesamt acht Opfer (eine Frau erklärte: „Mir war klar, er schlägt mich tot“) im Alter zwischen 13 und 45 waren von dem Gelegenheitsarbeiter im März und im April auf offener Straße in Wien-Favoriten überfallen worden. Aber warum die derart brutalen Attacken mit einer Eisenstange? „Das habe ich gemacht, um nicht so leicht erwischt zu werden, aber ich wollte niemanden töten“, so Marius C. Es sind wohl Aussagen wie diese, die Gerichtspsychiaterin Sigrun Rossmantih dazu brachten, den Angeklagten als „gewissenlos“ zu bezeichnen. Bei Erläuterung ihres Gutachtens erklärte Rossmanith, der 21-Jährige verfüge über hohe Intelligenz. Doch es sei eine Persönlichkeitsstörung mit disozialen und psychopathologischen Anteilen nachweisbar. Der Mann führt laut Gutachten einen „parasitären Lebensstil“, handelt „gewissenlos“ und funktionalisiert seine Mitmenschen. Gefühle seien für ihn „vermutlich nicht spürbar“, so Rossmanith.

Diese Wesenszüge gepaart mit seiner überdurchschnittlichen Intelligenz würden den Mann („überhohe Gewaltanwendung“) nach Einschätzung der Psychiaterin besonders gefährlich machen.

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