Soziales: Vom Keller in die eigene Wohnung

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Der Wiener Verein Immo Humana hilft Müttern in Wien bei der Wohnungssuche.

Wien. Wohnraum in Wien ist knapp und teuer. Wie knapp und teuer Wohnen in Wien sein kann, das wissen vor allem jene, die in den Augen von Maklern und Vermietern zu den weniger attraktiven Mietern zählen: alleinstehende Mütter mit Kindern zum Beispiel. Besonders, wenn sie kein geregeltes Einkommen, keinerlei finanzielle Sicherheit nachweisen können oder keine Hilfe vom Kindesvater bekommen.

So kam es zum Beispiel dazu, dass eine Frau – Mutter von zweien und hochschwanger mit dem Dritten – im Keller eines Meidlinger Wohnhauses hauste, im Winter ohne Heizung, dafür mit Ratten. Von dieser Frau erzählt Immobilientreuhänder Georg Slawik, wenn er von den Anfängen des Wiener Vereins Immo Humana berichtet. Das ist nun 17 Jahre her – nachdem Slawik dieser Frau helfen konnte, gründete er den Verein, der heute Alleinstehende bei der Wohnungssuche unterstützt.

Bis inklusive 24. Dezember hat Immo Humana in der Burggasse 44 eine „Weihnachtsstube“ eingerichtet. Dort können Aquarelle und Ölbilder einer Künstlerin oder Gestecke, die die Frauen, die auf die Hilfe des Vereins angewiesen sind, hergestellt haben, gekauft werden.

Der Bedarf in Wien steigt

Denn der Bedarf an Wohnungen für Frauen, die in Not geraten, steigt, wie Slawik berichtet. Während der Verein am Anfang pro Jahr zehn bis 14 Frauen und ihren Kindern zu einer Wohnung verhelfen konnte, waren es heuer schon 35 Frauen und 70 bis 80 Kinder. Und über die Jahre waren es 600 Frauen und 1300 Kinder, für die so Wohnraum gefunden werden konnte. Zuletzt, so erzählt Slawik, konnte der Verein etwa für eine sehbehinderte Frau aus Armenien und ihren 17-jährigen Sohn, der im Rollstuhl sitzt, eine Wohnung organisieren.

Bei der Arbeit des Vereins geht es vor allem um die Vermittlung günstiger, einfacher Wohnungen, um die 50 Quadratmeter für weniger als 400 Euro. Solche Wohnungen auf dem freien Markt zu finden ist in Wien ohnehin schwierig. Frauen wie jene, die zum Verein Immo Humana kommen, haben da kaum eine Chance. Slawik aktiviert also sein Netzwerk in der Immobilienbranche und versucht, Wohnungen zu vermitteln, die für die Frauen auch leistbar sind.

Mitunter reduzieren die Vermieter den Zins für diese Familien, meist aber zahlen die Frauen gewöhnliche Miete. Um Kaution, Gebühren oder die Grundausstattung der Wohnungen zu finanzieren, ist der Verein aber auch auf Spenden angewiesen. Oder auf die Einnahmen aus der Weihnachtsstube: Diese ist heute, Dienstag, noch von 13 bis 19 Uhr und am Heiligen Abend von 13 Uhr bis in den späten Nachmittag geöffnet. (cim)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.12.2014)

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