Alijew soll im Gefängnis erpresst worden sein

Archivbild aus der Justizanstalt Josefstadt
Archivbild aus der Justizanstalt Josefstadt(c) Bruckberger / Die Presse
  • Drucken

Zwei Mithäftlinge sollen vom ehemaligem kasachischen Botschafter in Wien nach dessen Inhaftierung Schutzgeld verlangt haben.

Der ehemalige kasachische Botschafter in Wien, Rakhat Alijew, gegen den die Staatsanwaltschaft Wien vor wenigen Tagen eine Mordanklage eingebracht hat, soll nach seiner Inhaftierung in der Justizanstalt Wien-Josefstadt von zwei Mithäftlingen erpresst worden sein. Die Staatsanwaltschaft St. Pölten hat bereits am 22. Dezember Anklage gegen die beiden Männer erhoben.

Aliyev, der hinter der Entführung und Ermordung zweier kasachischer Banker stecken soll, wurde am 6. Juni 2014 in Wien in U-Haft genommen. Im Landesgerichtlichen Gefangenenhaus kam er in eine Zelle, die er sich mit einem 41-jährigen, mehrfach vorbestraften Gastwirt und einem 20-Jährigen Burschen teilte. Die beiden sollen Alijew ab 7. Juni psychisch unter Druck gesetzt und Geld verlangt haben.

Laut Anklage sollen die Mithäftlinge Alijew erklärt haben, in der Justizanstalt gebe es "viele verrückte Leute". Wenn er überleben wolle, müsse er 3000 Euro bezahlen, ansonsten könne ihn jemand während des Waschens im Duschraum umbringen und dies wie einen Selbstmord aussehen lassen.

Alijew soll in weiterer Folge über seinen Anwalt tatsächlich 1000 Euro bezahlt haben, indem er eine entsprechende Überweisung auf das Konto des älteren Mitgefangenen veranlasste. Die angeblichen Schutzgeld-Erpresser weisen die Vorwürfe entschieden zurück. "Wenn er den Alijew erpressen hätte wollen, hätte er sicher mehr als ein paar tausend Euro gefordert", gab Nikolaus Rast, der Verteidiger des 41-jährigen Gastwirts, am Mittwoch zu bedenken.

Beschuldigte wollen nur geholfen haben

Aus Sicht der Angeklagten soll sich in der Zelle folgendes abgespielt haben: Als Alijew um 2 Uhr in der Früh in die Zelle gebracht wurde, halfen sie ihm "der Menschlichkeit wegen" - so die Aussage des 41-Jährigen - in den ersten Tagen mit Zigaretten, Marmelade und Kaffee aus.

Später soll Alijew im Zuge einer Unterhaltung erfahren haben, dass es dem Gastwirt an Geld fehlte, um das Honorar für seinen damaligen Rechtsvertreter aufzubringen. Da habe Alijew in gebrochenem Deutsch "Ich werde helfen, Geld spielt keine Rolle" gesagt und - offenbar um sich für die erfahrenen Gefälligkeiten zu revanchieren - eine Überweisung in die Wege geleitet.

"Ich habe niemanden bedroht, erpresst oder mehr Geld gefordert", versicherte der 41-Jährige, als gegen ihn Ermittlungen wegen schwerer Erpressung und versuchter schwerer Nötigung eingeleitet wurden, in seiner Einvernahme. Auch der 20-Jährige bekannte sich im Ermittlungsverfahren "nicht schuldig". Die Behauptungen Alijews erklären sich die beiden Männer damit, dieser habe damit die Verlegung in eine Einzelzelle erreichen wollen - ein Unterfangen, das auch geglückt ist. Der unter Mordverdacht stehende kasachische Ex-Botschafter war von der Anstaltsleitung aus Sicherheitsgründen in einen anderen Haftraum verlegt worden.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.