Gerhard Jelinek: Ein OLG-Präsident, der Musik mag

(v.l.) Justizminister Wolfgang Brandstetter (ÖVP) und der Präsident des Oberlandesgerichtes Wien Gerhard Jelinek.
(v.l.) Justizminister Wolfgang Brandstetter (ÖVP) und der Präsident des Oberlandesgerichtes Wien Gerhard Jelinek.APA/HELMUT FOHRINGER
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Festliche Amtseinführung für Richter Gerhard Jelinek als Präsident des Oberlandesgerichts Wien.

Seit Jahresbeginn ist Gerhard Jelinek Präsident des Oberlandesgerichts (OLG) Wien. Der Zivilrichter folgte dem pensionierten Anton Sumerauer nach. Am Mittwoch wurde der 1956 geborene Wiener von Justizminister Wolfgang Brandstetter im Justizpalast feierlich in das Amt eingeführt. Jelinek ist seit 1984 Richter. Seit Juli 1995 arbeitet er im OLG. 2006 wurde er Senatspräsident, am 1. März 2008 Vizepräsident des OLG.

Jelinek ist auch als Musiker bekannt. Seine zu bekannten Melodien selbst geschriebenen Texte werden geschätzt. Auch bei der 20-Jahr-Feier des „Presse“-Rechtspanoramas sang er. Für die Amtseinführung wünschte sich Jelinek (er ist verheiratet, hat drei Kinder und drei Enkel) besondere Musikbegleitung: Kammersänger Herwig Pecoraro und sein Sohn Mario sangen „Circle of Life“ von Elton John.

Arbeit nicht "nur in Erledigungszahlen" messen

Angesichts der jüngsten Beamten-Gehaltsreform warnt Jelinek davor, dass die Justiz den "Ruf eines unattraktiven Dienstgebers" bekommen könnte. Wenn von den Bürgern "sehr hohe" Gerichtsgebühren verlangt werden, hätten sie Anspruch auf hoch motivierte und top ausgebildete Justizmitarbeiter, sagte er bei seiner Amtseinführung.

So sieht er seine Hauptaufgabe als OLG-Präsident auch darin, optimale Arbeitsbedingungen zu schaffen. Besonders wichtig ist ihm eine sorgfältige Auswahl sowie intensive und "extrem vielseitige" Aus- und Fortbildung. In diesen Bereichen dürfe man "keinerlei Sparzwängen nachgeben", forderte Jelinek die Verlängerung der Gerichtspraxis.

Außerdem trat er dagegen auf, den Erfolg richterlicher Arbeit "nur in Erledigungszahlen und Verfahrensdauerstatistiken" zu messen. Natürlich sei es wichtig, Rechtsstreite möglichst rasch und effizient abzuschließen, "aber das geflügelte Wort 'speed kills' gilt auch hier". Jelinek hielt dem "Gut Ding braucht Weile" entgegen: Genauigkeit und Ausgewogenheit, die eine gute richterliche Entscheidung auszeichneten, "brauchen ihre Zeit", plädierte er dafür, auch Qualität und nicht nur Schnelligkeit zu messen.

"Besonders am Herzen" liegt Jelinek ein spezielles Problem: Er will den "unzähligen Richterwechseln" in der Familiengerichtsbarkeit erster Instanz begegnen. Um gute Familienrichter langfristig zu halten, will er etwa weiter die Aufstellung von Mischabteilungen forcieren - und "wenn es sein muss" auch über finanzielle Anreize nachdenken.

Brandstetter: "Herausragender Mitarbeiter, erfahrener Fachexperte"

Justizminister Wolfgang Brandstetter (ÖVP) dankte Anton Sumerauer dafür, dass er das OLG Wien seit 2008 "mit großer Umsicht und außerordentlichem Einsatz" geleitet habe. Und er freute sich, dass für die Nachfolge in einer der bedeutendsten Verwaltungsfunktionen der Justiz ein "so herausragenden Mitarbeiter und erfahrenen Fachexperten" gefunden worden sei.

Das OLG Wien ist nicht nur Rechtsmittelgericht zweiter Instanz mit mehr als 7.500 zivil- und strafrechtlichen Akten pro Jahr, die von 96 Richtern bearbeitet werden. Der OLG-Präsident ist als Leiter der Justizverwaltung auch für das Personal, dessen Ausbildung, die Administration und die Ausstattung aller in seinem Sprengel gelegenen Gerichte zuständig. Der Sprengel des OLG Wien - der auch das Burgenland und Niederösterreich umfasst - ist der mit Abstand größte in Österreich.

(APA/Red.)

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