Asyl: Wiens Flüchtlinge kommen aufs Land

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die alte WU steht wieder leer, die letzten Flüchtlinge, die in Erdberg untergebracht waren, werden dieser Tage in die Länder gebracht. Dort fanden sich nun doch hunderte neue Quartiere.

Wien. Für hunderte Flüchtlinge geht ihre Reise innerhalb Österreichs dieser Tage weiter. Bevor am Wochenende das Ultimatum, mit dem die Quoten der Länder erfüllt werden sollten, abgelaufen ist, wurden doch noch „hunderte Quartiere“ organisiert. Nun werden die Flüchtlinge auf die Länder aufgeteilt, die Wiener Übergangsquartiere leeren sich. Ein Überblick.

1. Was passiert mit den Zentren in Wien Erdberg und Spittelau?

600 Menschen waren es, die seit vorigem Herbst in den Übergangsquartieren am Alsergrund und in Erdberg – sofern diese voll belegt waren – untergebracht waren. Bis zuletzt waren die beiden Quartiere voll, sagt Karl-Heinz Grundböck, der Sprecher des Innenministeriums. Seit Freitag steht das alte WU-Gebäude in der Spittelau wieder leer. Heute und in den kommenden Tagen werden die übrigen Flüchtlinge aus Erdberg abgeholt, auch dieses Quartier wird geschlossen. Die provisorischen Flüchtlingsunterkünfte werden abgebaut, Möbel, Matratzen usw. wieder in ein Lager des Erstaufnahmezentrums Traiskirchen gebracht.
Denn derzeit bestehe kein Bedarf an den Quartieren. Auch mit der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) oder der Stadt Wien gebe es derzeit keine Verhandlungen über eine weitere Nutzung für Flüchtlinge. Im Notfall – wenn, wie im Herbst, wieder Zeltstädte drohen sollten – könnte man die Räumlichkeiten reaktivieren. Für die alte WU zumindest habe die BIG aber schon andere Pläne für die Nachnutzung.

2. Wie geht es mit den Flüchtlingen aus Wien nun weiter?

Die Flüchtlinge aus Wien wurden – oder werden in diesen Tagen – nun in die Bundesländer verteilt. Mit Stichtag 31. Jänner mussten die Länder die vorgegebene Quote zu 100 Prozent erfüllen. Und so seien in den vergangenen Tagen „Hunderte von Quartieren“ bereitgestellt worden, wie es aus dem Ministerium heißt. Wohin genau die Flüchtlinge aus Wien nun gebracht werden, ist nicht bekannt. Eine erste Bilanz über die Umverteilung soll es im Laufe der Woche geben.

3 Welche Länder haben die Quote erfüllt? Wer beherbergt wie viele?

Da aktuell die Verteilung in Gang sei, könne man keine seriösen Angaben machen, wo wie viele Menschen untergebracht seien, heißt es aus dem Innenministerium. Ministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) ging zuletzt davon aus, dass alle Länder den Vorgaben „nahekommen“ würden. Tirol etwa, das zuletzt mit einer Quotenerfüllung von 82,5 Prozent am weitesten von der Vorgabe entfernt war, meldete am Wochenende, dass mit dem Stichtag 2800 Plätze zur Verfügung stünden und die Quote erfüllt sei. Auch Vorarlberg erreichte die Quote von 1453 Plätzen mit Ende Jänner.

4. Wie geht es mit den überbelegten Massenquartieren weiter?

Im mit rund 1700 Flüchtlingen sehr stark gefüllten Erstaufnahmezentrum Traiskirchen sieht es derzeit nicht nach Entlastung aus, da Niederösterreich zwar seine Quote mit Traiskirchen erfüllt, außerhalb des Massenquartiers aber nicht ausreichend Quartiere organisiert hat. Allerdings hat die zuständige Landesrätin zuletzt zahlreiche neue Quartiere in Aussicht gestellt.
Auch für das umstrittene Großquartier in Steinhaus am Semmering zeichnet sich eine Lösung ab. Da die Steiermark mittlerweile die Quote erfüllt, soll die Zahl der im Haus Semmering Untergebrachten bis Ende Februar auf 50 Flüchtlinge reduziert werden, insgesamt sollen maximal 80 Asylwerber in der Gemeinde unterkommen.

5. Und in Wien? Kommt nun ein neues Verteilungsquartier?

Wien erfüllt nun, da die Flüchtlinge aus den Übergangsquartieren in den Ländern untergebracht werden, seine Quote zu 110 Prozent – der tiefste Stand seit Langem. Ob, wo und wann ein neues Verteilquartier in Wien eingerichtet wird, soll sich erst Mitte des Jahres entscheiden. Die neuen Verteilquartiere sind Teil der Neuorganisation der Grundversorgung. Während in Salzburg das ehemalige Luxushotel Kobenzl auf dem Gaisberg bei der Stadt Salzburg zu einem Flüchtlingsverteilzentrum wird, wie Bund und Eigentümer jüngst vereinbart haben, laufen die Verhandlungen mit den übrigen Ländern noch, heißt es.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.02.2015)

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