Wetter: Stürmischer Abschied des Winters

Schneechaos in Wien Wien Stephansplatz 09 02 2015 Schnee in Wien Graben Stephansplatz
Schneechaos in Wien Wien Stephansplatz 09 02 2015 Schnee in Wien Graben Stephansplatz(c) imago/SKATA (imago stock&people)
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Ein heftiger Wintereinbruch sorgte am Montag für Verzögerungen und Sperren auf Wiens Straßen. Der Schneesturm dürfte das letzte Lebenszeichen eines (zu) milden Winters gewesen sein.

Wien. Der Winter setzte in Wien mit einem plötzlich aufziehenden Schneesturm in der Nacht auf Montag ein heftiges, aber voraussichtlich kurzes Lebenszeichen. Bereits in den Abendstunden ließ der Sturm nach und die Temperaturen lagen wieder im Plusbereich, für Dienstag werden fünf bis sechs Grad prognostiziert.

„Spätestens im Lauf des Dienstags dürfte der Schnee geschmolzen sein, ein Hochdruckeinfluss bringt Hochnebel und durchwegs warme Temperaturen“, sagt Meteorologe Clemens Teutsch vom Wetterdienst Ubimet. „An den Nachmittagen wird es bis Donnerstag oft sonnig bei Werten zwischen zwei und fünf Grad. Ab Freitag sinkt auch die Hochnebelneigung und die Temperaturen steigen mit viel Sonne auf sechs bis acht Grad.“

Damit dürfte laut Teutsch der Winter „seinen Höhepunkt erreicht haben“, ein weiterer starker Temperaturrückgang sei zwar bis Anfang März nie auszuschließen, allerdings seien die Chancen dafür sehr gering. „Selbst wenn, werden das nur kurzfristige Einbrüche sein“, betont der Meteorologe. „Der Winter 2014/2015 dürfte also überstanden sein – und war im Übrigen zum zweiten Mal in Folge ausgesprochen mild.“ Der Dezember lag um 2,8 Grad über dem langjährigen Schnitt, der Jänner um 2,9 Grad – was sich auch in den Heizkosten niederschlug: Die Wiener heizten laut Wien Energie um 17 Prozent weniger als im 30-jährigen Mittel, das entspricht rund 70 Euro pro Haushalt (70 bis 80 m). Unterdurchschnittlich war auch die Zahl der Schneetage, da es meist zu warm war. Auf der Station Hohe Warte etwa wurde maximal acht cm Schnee gemessen (am 25. Jänner).

Dennoch lag an fast viermal so vielen Tagen Schnee als im Winter 2013/2014, der als zweitwärmster (nach 2006/2007) in die Geschichte einging. Durch die vielen Südwestlagen war es zudem sehr trocken, lediglich 35 Prozent des üblichen Niederschlags wurden gemessen, an nur sechs Tagen lag Schnee.

Probleme auf den Straßen

Trotz des kurzen Wintereinbruchs sorgten Schneefall und Wind am Montag für zahlreiche Probleme auf den Straßen in und um Wien. 1300 Einsatzkräfte der MA 48 rückten mit 350 Fahrzeugen aus – mehr als im gesamten vergangenen Winter. Bei Bussen und Bahnen kam es dennoch zu Verzögerungen. Den Wiener Linien zufolge wurde die „volle Schneealarmstufe“ ausgerufen. Im Einsatz waren 250 Leute.

Auf der Wiener Außenringautobahn (A21) wurde für alle Lkw über 3,5 Tonnen ein Fahrverbot verhängt. In den Mittagsstunden kam der Verkehr auf der Südosttangente (A23) immer wieder zum Erliegen. Vor allem die Auf- und Abfahrten der Wiener Stadtautobahn wurden abwechselnd gesperrt und vom Schnee befreit. In Richtung Süden wurde der Verkehr abschnittsweise komplett angehalten, um die Räumfahrzeuge durchzulassen. Zeitweise kein Weiterkommen gab es in erster Linie auf der Höhe des Gürtels. Kleiner war das Verkehrschaos laut Polizeisprecher Thomas Keiblinger in Fahrtrichtung Norden. Dort waren die Auf- und Abfahrten Landstraße, Prater und St. Marx betroffen.

Auch auf dem Flughafen Wien in Schwechat kam es zu Verzögerungen. Probleme bei Starts und Landungen bereitete vor allem der starke Seitenwind. Nur die Piste 29 stand zur Verfügung. Verspätungen gab es auch, weil alle Maschinen enteist werden mussten. Der Winterdienst stand im Dauereinsatz.

In Niederösterreich war die Richtungsfahrbahn Salzburg der A1 (Westautobahn) bei Amstetten erneut blockiert, ein Schwerfahrzeug mit Anhänger hatte sich bei winterlichen Bedingungen quer gestellt. Erst am Sonntagnachmittag hatte sich etwa elf Kilometer weiter westlich eine Massenkarambolage mit 40 Fahrzeugen ereignet, während parallel dazu 26 Autos auf der Richtungsfahrbahn Wien in einen Unfall verwickelt waren.

Erhöhte Lawinengefahr

Probleme gab es zudem auf der A22 im Raum Stockerau/Korneuburg. Unpassierbar war die B1 beim Riederberg im Wienerwald, die B7 zwischen Drasenhofen und Poysdorf wegen hängen gebliebener Schwerfahrzeuge erschwert befahrbar. In höheren Lagen galt Kettenpflicht für Fahrzeuge über 3,5Tonnen.

In mehreren Bundesländern stieg die Lawinengefahr. In Kärnten beispielsweise wurde sie verbreitet als „erheblich“ (drei auf der fünfstufigen Skala) eingestuft. In Höhenlagen ab 2200 Metern herrschte teilweise sogar Warnstufe vier, ebenso in Niederösterreich und Tirol. Verantwortlich dafür ist ein Mix aus Neuschnee und Sturm.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.02.2015)

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