Familienclan als Drogenbande: 18 Festnahmen in Wien

www.BilderBox.com
  • Drucken

Eine Familienbande setzte seit Sommer 2014 monatlich rund 56.000 Euro mit dem Verkauf von Drogen um.

Die Wiener Polizei hat einer Drogen-Bande das Handwerk gelegt: Vergangene Woche klickten für 18 Personen die Handschellen - Familienclan, Dealer und Abnehmer. Der Kopf der Bande, ein 43-Jähriger, soll sogar seine Kinder kokainabhängig gemacht haben, um sie "besser" als Dealer einsetzen zu können. Seit Sommer soll der Clan monatlich Drogen im Straßenverkaufswert von 56.000 Euro verkauft haben.

Vater, Stiefmutter, 19-jährige Zwillingssöhne, 22-jährige Tochter, zwei Ex-Schwiegersöhne im Alter von 32 und 37 Jahren sowie der aktuelle Freund der Tochter - das sind die Hauptakteure des Clans. Sie werden verdächtigt, Teil einer kriminellen Organisation zu sein. Gemeinsam mit zwei Dealern - ein 44-Jähriger mit Villa in Niederösterreich sowie ein 49-jähriger Sozialhilfebezieher mit großem Einfamilienhaus in Wien-Donaustadt - zog "La Familia", wie sich der Clan selbst bezeichnete, den groß angelegten Handel mit Kokain und Marihuana in Wien auf. Mit einer Bande aus großteils Jugendlichen, die sich ebenfalls "La Familia" nannte und seit Montag in Salzburg vor Gericht steht, hat der Fall nichts zu tun.

Abhängig gemacht

Der 43-jährige Vater ging bei seinen Geschäften mit voller Härte vor: So soll er laut Ermittlern seine eigenen Kinder drogenabhängig gemacht haben, um sie noch besser einsetzen zu können. Als die 22-Jährige von ihrem 33-jährigen Lebensgefährten misshandelt und vergewaltigt wurde, nötigte er die junge Frau dazu, ihre Aussage zurückzuziehen. Zu den Abnehmern des Clans zählte auch eine Mutter, die für ihre erst zwölf Jahre alte Tochter Marihuana kaufte.

Geleitet wurden die Drogengeschäfte von dem 43-Jährigen. Vormittags arbeitete er in einer Werkstatt nördlich von Wien, nachmittags verkaufte er Drogen bzw. organisierte den Verkauf über die Familienmitglieder von seiner Wohnung in der Donaustadt aus. Seine 46-jährige Ehefrau fungierte als "Bank", verwaltete das Geld, außerdem half sie ihrem Mann beim Abmischen und bei der Ausgabe der Drogen, teilweise transportierte sie die Suchtmittel an die Firmenadresse ihres Mannes.

Die Kinder belieferten die Kunden, einer der Zwillinge zählte gemeinsam mit einem 37-jährigen ehemaligen Liebhaber der Tochter zu den "fleißigsten" Dealern, sie belieferten bereits am Vormittag ihre Abnehmer, vorwiegend aus der Wohnung des 37-Jährigen in Floridsdorf. Zudem war der 19-Jährige für den Betrieb einer Marihuanaplantage mit rund 350 Pflanzen neben einem Tennisplatz in Floridsdorf zuständig. Der zweite Sohn vertrieb die Drogen in der Nähe seiner Wohnung in Meidling.

Die 22-Jährige und ihr gewaltbereiter Lebensgefährte bezogen die Suchtmittel direkt vom Vater der jungen Frau und lieferten an ausgewählte Abnehmer, teilweise bedienten sie die Kunden auch in ihrer Wohnung im Bezirk Landstraße. Auch riefen sie ihre Interessenten an und priesen die neue Ware telefonisch an. Ein weiterer ehemaliger Freund der Tochter, der 32-Jährige, holte sich mehrmals wöchentlich bei seinem Ex-Schwiegervater Suchtmittel und verkaufte sie sowohl in seiner Wohnung als auch an seinem Arbeitsplatz - einem Imbisslokal in Kaisermühlen. Um die Drogen beim Familienvater bezahlen zu können, bediente sich der 32-Jährige in der Kassa seines Arbeitgebers, so die Ermittlungen der Polizei.

Großteils geständig

Ein- bis zweimal pro Woche besorgte der 43-Jährige das Kokain beim 44 Jahre alten Dealer in Niederösterreich, der das Suchtmittel wiederum vom unauffällig in der Donaustadt lebenden 49-Jährigen bezog. Anschließend bestätigte der Vater seinem Familienclan, dass die Geschäfte "weitergehen" können. "La Familia" erwirtschaftete mit den Drogengeschäften einen monatlichen Umsatz von rund 56.000 Euro, gestreckt verkaufte der Clan seit Sommer 2014 mindestens ein Kilogramm Kokain, ergaben die Erhebungen der Polizei.

Am Abend des 23. Februar wurde die Tätigkeit der Bande von Suchtgiftermittlern des Landeskriminalamtes beendet. Rund 130 Beamte, darunter die Spezialeinheit Wega, schlugen zeitgleich an 15 Adressen in Wien und Niederösterreich zu. Binnen einer Stunde wurden 18 Personen - Clan, Dealer sowie acht Abnehmer - festgenommen, teilweise aus fahrenden Autos heraus. Die Familienmitglieder zeigten sich großteils geständig.

Bei den zahlreichen Hausdurchsuchungen stellte die Polizei neben 28.000 Euro Bargeld und Drogen auch Schrotgewehre, Gaspistolen, eine Armbrust sowie einen Dolch und eine Machete mit je 50 Zentimeter Klingenlänge sicher. Die rund 350 Cannabis-Pflanzen wurden vernichtet.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.