Vassilakou will "Mariahilfer Straße für jeden Bezirk"

Archivbild: Maria Vassilakou
Archivbild: Maria VassilakouClemens Fabry / Die Presse
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Bis 2018 sollen in Wien die ersten beiden "Flaniermeilen" fertig sein. Im laufenden "Jahr des Zu-Fuß-Gehens" erscheinen eine App und spezielle Stadtpläne.

2015 ist in Wien offiziell das "Jahr des Zu-Fuß-Gehens". Aus diesem Anlass hat Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) am Dienstag bei einem Pressegespräch erneut bekräftigt, dass sie den Anteil der Fußwege am "Modal Split" - diese jährliche Befragung zeigt, wie Wege zurückgelegt werden - auf 30 Prozent heben will. Dafür sorgen könnten etwa Flaniermeilen, sechs dieser "Fußgänger-Highways" sind angedacht. Auch ein besseres Sicherheitsgefühl soll die Wiener motivieren: "In jedem Bezirk soll es so etwas wie die Mahü (Mariahilfer Straße, Anm.) geben", so Vassilakou.

Schon jetzt gehen die Wiener laut einer aktuellen Studie im internationalen Vergleich relativ viel. 80 Prozent der 600 Befragten gaben an, häufig zu Fuß zu gehen. Immerhin 60 Prozent verzichten nicht nur notgedrungen, sondern auch "gerne" auf Auto oder öffentliche Verkehrsmittel. Derzeit werden 26 Prozent aller Wege in Wien zu Fuß zurückgelegt, wie Harald Frey, Studienautor und Verkehrsexperte der Technischen Universität Wien erklärte. Knapp 40 Prozent der Wiener legen fast täglich reine Fußwege zurück.

Erste Flaniermeilen ab 2018

Autoverkehr oder lange Warte- und Querungszeiten an Ampeln sind negative Einflussfaktoren. Wie bereits vergangenen Sommer bekannt gegeben wurde, will Wien deshalb im kommenden Jahrzehnt sechs so genannte "Flaniermeilen" umsetzten. Wie Vassilakou nun am Dienstag bekannt gab, sollen die ersten beiden bis zum Jahr 2018 fertig sein:

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  • Die erste Route wird vom Hauptbahnhof durch die City und in die Leopoldstadt bis zur Prater Hauptalle und dem neuen Campus der Wirtschaftsuniversität führen.

  • Der zweite Weg beginnt am Währiger Gürtel, geht über die Währinger Straße in den achten, siebten und sechsten Bezirk. Sitzgelegenheiten, Wasser und sehenswerte Gebäude sollen die Wiener auf diese Wege locken.

  • Bis 2025 sind fünf weitere Meilen geplant.

13 Millionen Euro für Mobilitätsagentur

Auch eine Wien-zu-Fuß-App inklusive Routenplaner, Schrittzähler und Schatzsuche-Spiel, das Belohnungen bei Kooperationspartnern verspricht, sowie die erste Wiener-Fußwege-Karte (beides verfügbar ab April) sollen die Bewohner der Bundeshauptstadt von ihren Autositzen holen, wie Fußverkehr-Beauftragte Petra Jens schilderte.

Das lässt sich die Stadt auch einiges kosten. Am morgigen Mittwoch soll das Budget der Mobilitätsagentur, bei der auch Radfahr- und Fußverkehr-Beauftragte beheimatet sind, im Verkehrsausschuss neu beschlossen werden. Für die Jahre 2016 bis 2020 sind 13 Millionen Euro veranschlagt, wie der Grüne Verkehrssprecher Rüdiger Maresch erklärte.

Zusätzlich wurden für den derzeit laufenden Fußgängerschwerpunkt (Herbst 2014 bis Herbst 2015) 2,5 Millionen Euro ausgeschüttet.

"Wohnen in einer Stadt, nicht in 23"

In der Vergangenheit hatte es bei verkehrspolitischen Ideen, wie nun etwa einer verkehrsberuhigten Zone pro Bezirk, immer wieder Probleme mit den einzelnen Bezirken gegeben. Denn die Verkehrsagenden liegen in deren Kompetenzen. Vassilakou hatte wiederholt eine Neuordnung dieser Machtverteilung angeregt - was prompt zu heftigen Protesten der Bezirksvorsteher führte. "Das war ein Missverständnis: Ich möchte den Bezirken keine Kompetenzen wegnehmen", präzisierte die Stadträtin heute.

Allerdings: "Geht es um Aufgaben, bei denen wir eine Gesamtplanung brauchen, soll der Gemeinderat das letzte Wort haben." Denn es sei weder vernünftig, dass eine Straße noch eine Buslinie oder eine Flaniermeile an den Bezirksgrenzen ende. "Wir wohnen in einer Stadt, nicht in 23." Als Beispiel nannte Vassilakou etwa das Radwegenetz: So würde das zusammenhängende, übergeordnete Hauptradnetz schon jetzt von der Stadt geplant und finanziert werden. Die Bezirke können dann autonom über weitere Strecken entscheiden.

(APA/Red.)

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