Künstlerhaus ringt ums Überleben

Archivbild: Das Künstlerhaus, aufgenommen im Jahr 2003
Archivbild: Das Künstlerhaus, aufgenommen im Jahr 2003 APA/Schlager
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Das Wiener Künstlerhaus wünscht sich eine Neugestaltung des Karlsplatzes und damit Geld für eine Sanierung. Im Notfall müsse man das Gebäude verkaufen.

Schöne Kunst drinnen, hässlicher Platz draußen. Der Chefetage des Künstlerhauses am Karlsplatz graut es, wenn sie aus dem Fenster schaut: „Eine sechsspurige Stadtautobahn zerteilt den Platz, um das Ost-Areal kümmert sich niemand", klagt Michael Pilz, Mitglied des Vorstandes am Dienstag. "Zwar spricht die Politik seit Jahren von einem ,Kunstplatz Karlsplatz‘, aber das funktioniert nicht, wenn es für die vielen kulturellen Einrichtungen wie Wien-Museum, Musikverein und Künstlerhaus kein verbindendes stadtgestalterisches Konzept gibt.“ Man appeliere daher dringend an die Stadt Wien, den Architekturwettbewerb für den Zubau des Wien-Museums auf den ganzen Platz auszuweiten – das umfasse auch die Sanierung des Künstlerhauses. Der Architekturwettbewerb wird am Donnerstag vom zuständigen Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) der Öffentlichkeit präsentiert. 

„Platz funktioniert wunderbar“

Im Kulturressort versteht man das Problem nicht: Der Platz sei doch schon umgestaltet worden, sei belebt und funktioniere mit seinen vielen Veranstaltungen wunderbar. Man denke also nicht daran, die Ausschreibung auszuweiten, außerdem liege das auch in der Zuständigkeit der Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne). „Wir denken derzeit nicht über eine gesamte Neugestaltung nach. Der direkte Platz vor dem neuen Zubau des Wien-Museums wird gestaltet werden müssen, aber mehr nicht“, heißt es auf Anfrage aus dem Stadtplanungsressort.

Im Künstlerhaus mag man den Karlsplatz also nicht, wie aber das geforderte Gesamtkonzept aussehen könnte und was man sich vor allem für das eigene Haus wünscht, weiß man auch nicht. „Da ist die Kreativität der Architekten und vor allem der Wille der Politik gefragt“, sagt Beppo Mauhart, Präsident der Wirtschaftsinitiative Neues Künstlerhaus (WINK). Zum Künstlerhaus sagt der ehemalige Austria-Tabak-Generaldirektor und ÖFB-Präsident: „Man wird dann sehen, was hier gebraucht wird.“ So gibt es etwa Konzepte für ein Architekturmuseum oder ein Sportmuseum – konkrete Realisierungs- und Finanzierungsvorschläge allerdings nicht.

Ebenso könne man sich kürzer- und auch längerfristig eine Kooperation mit dem Wien-Museum vorstellen - etwa als Ausweichquartier in der Zeit des Umbaus von 2017-2019. Man mache sich auch um das neue Museum Sorgen, da es auch darunter leiden werde, wenn man nicht den ganzen Platz gestaltet.

"Ein Häusl, das nur kostet und nix bringt"

Im Wien Museum hat man daran aber kein Interesse: „Wir wissen, es wäre im Interesse des Künstlerhauses, aber ist keine Option für uns – auch nicht während der Schließzeit", sagt Sprecher Peter Stuiber. "Da wollen wir in die Peripherie, um neue Schichten zu erreichen."

Das 1868 erbaute Künstlerhaus hat dringenden Renovierungsbedarf. Laut einer der „Presse“ vorliegenden Studie würde diese mindestens 21 Millionen Euro kosten – Geld das der Verein „Künstlerhaus, Gesellschaft bildender Künstlerinnen und Künstler Österreichs“, dem die Immobilie gehört, einfach nicht hat. Neben Subventionen der Stadt Wien in der Höhe von rund 2,3 Millionen Euro pro Jahr war die Haupteinnahmequelle bisher ein Baugerüst, auf dem Werbeflächen vermietet wurden – aber diese Einnahmen sind jetzt weg. Der Ruf nach einem neuen Karlsplatz ist die letzte Hoffnung, sich finanziell wie inhaltlich zu sanieren, denn gelingt das nicht bald, ist ein Verkauf wohl unausweichlich. Gegenüber der „Presse“ sagt Künsterlhaus-Vorstand Michael Pilz: „Würden sie sich ein Häusl behalten, das nur kostet und nix bringt?“

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