Wien belegt zum sechsten Mal in Folge Platz eins in der jährlichen Mercer-Studie.
Wien. Die Bundeshauptstadt hat es also wieder geschafft. Am Mittwoch hat die Beratungsfirma Mercer ihr jährliches Ranking über die Städte mit der höchsten Lebensqualität veröffentlicht. Und Wien ist wieder auf Platz eins – das sechste Mal in Folge. Auf Platz zwei liegt Zürich, auf Platz drei Auckland, Platz vier und fünf gehen an München und Vancouver. Der letzte Platz ging an Bagdad. Insgesamt wurden 230 Städte gereiht.
Mit dem (kontinuierlichen) ersten Platz machen Wiens Politiker seit Jahren gern Werbung. Dabei wird die Studie auch immer wieder kritisiert: Gebe sie doch die subjektive Einschätzung von Expats wieder, im konkreten Fall Mercer-Mitarbeiter, die ins Ausland entsendet wurden.
Bei Mercer sieht man das anders. Für die Studie würden zunächst alle möglichen öffentlichen Informationen ausgewertet, etwa Statistiken oder UN-Berichte. „Wir tun das, um das Ganze möglichst objektiv zu halten“, sagt Mercer-Sprecher Steffen Zwink. Danach werden vereinzelt Mercer-Mitarbeiter in Interviews zur Lebensqualität befragt, „um Einschätzungen zu überprüfen. Das sind aber wirklich nur ganz wenige“, sagt Zwink. Dafür fließt der Blickwinkel der Expats auch in die Auswertung der Daten ein. So hätten Expats in Schwellenländern oft einen höheren Lebensstandard beim Wohnen als Einheimische.
Studie als Businessmodell
Hinter der Mercer-Studie, die 1994 erstmals veröffentlicht wurde, steckt ein Businessmodell. Firmen können (um circa 500 Euro) einen Lebensqualitätsreport für einzelne Städte kaufen, um festzustellen, wie viel Zulagen sie ihren Mitarbeitern bei einer Entsendung ins Ausland zahlen sollen. Je schlechter bewertet die Stadt, desto höher die Zulage.
Wobei bei den oberen 20 Plätzen die Reihung laut Zwink über die Jahre weitgehend stabil sei. Grund für eine Abstufung seien etwa politische Umbrüche in einem Land. So ist im aktuellen Bericht Kiew von Platz 164 auf 176 abgerutscht. Bewertet werden die Städte in 39 Bereichen, etwa politische und soziale Rahmenbedingungen oder öffentliche Verkehrsmittel. (win)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.03.2015)
