Eine „kleine“ Mariahilfer Straße in Favoriten

Derzeit ist die Favoritenstraße eine Baustelle. Für die Zeit danach gibt es noch keinen konkreten Plan
Derzeit ist die Favoritenstraße eine Baustelle. Für die Zeit danach gibt es noch keinen konkreten Plan(C) Jenis
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Der U-Bahn-Ausbau soll die problematische Favoritenstraße in eine blühende Einkaufsstraße verwandeln – wie einst die Mariahilfer Straße. Wie das funktionieren soll, weiß derzeit aber keiner.

Wien. Janke Staudenherz hat einen Traum. Für ihr Café 150er in der südlichen Favoritenstraße hätte sie gern einen Schanigarten. Das Problem: Betonmischer, Bauzäune, Schmutz, Eisengitter – für einen Schanigarten ist der Platz vor dem Kaffeehaus völlig ungeeignet. Denn: Seit die U1 in Richtung Süden verlängert wird, ist die Favoritenstraße zwischen Reumannplatz und Verteilerkreis kein Ort, um entspannt zu verweilen.

Staudenherz ist eine der wenigen Geschäftsleute, die in der Straße südlich des Reumannplatzes noch ein Lokal betreiben. Denn das Geschäft läuft wegen der Bauarbeiten für die U-Bahn schlecht. Das Café 150er etwa ist von der Straße aus nicht sichtbar – Bauzäune verstellen die Front und zwingen Fußgänger auf die andere Straßenseite. Deshalb bleibt Laufkundschaft aus.

Vorbild Mariahilfer Straße

Und der Schanigarten, von dem Staudenherz träumt? Der wird wohl erst 2018 kommen. Dann nämlich, wenn die U-Bahn-Bauarbeiten unterhalb der Favoritenstraße abgeschlossen sind: „Ich habe die Hoffnung, dass ich die nächsten zwei Jahre durchstehe“, sagt die Kaffeehausbetreiberin. Bis dahin wird der Platz, an dem sie gern ihren Schanigarten hätte, den Wiener Linien als Materiallager dienen.

Die Favoritenstraße zwischen Reumannplatz und Verteilerkreis wirkt heute wie ausgestorben. Auslagenscheiben sind zerbrochen, Fenster verschmutzt, Gehwege sind nicht passierbar. „Mondlandschaftlich“ sei das, sagt Dominik Gries, Sprecher der Wiener Linien: „So wie damals bei der Mariahilfer Straße, die war auch eine Mondlandschaft.“ Damit spielt Grieß auf die 1990er-Jahre an, als Wiens wichtigste Einkaufsstraße mit der U3 mit einem hochrangigen Verkehrsmittel erschlossen wurde. Mit der Eröffnung der U3-Verlängerung kam aber wieder Leben nach Mariahilf. Billig-Elektrogeschäfte und Ramschläden, die sich während der Bauarbeiten angesiedelt hatten, verschwanden, renommierte Geschäfte kamen.

(C) DiePresse

Wird die Favoritenstraße dank U1-Verlängerung einen ähnlichen Boom erleben? Welche Pläne wälzt die Stadtplanung für die Zeit danach? Immerhin ist die Favoritenstraße das Herzstück eines Bezirks, der mit 186.000 Einwohnern bevölkerungsmäßig größer ist als die Stadt Salzburg.

Die Zukunft ist unsicher. Denn weder die Stadtplaner der MA18 noch die Wiener Linien haben eine Vision für die Favoritenstraße für die Zeit danach. Die Bezirksvorstehung plant derzeit nur Baumpflanzungen und breitere Gehsteige. Theoretisch können die Favoritner mitreden und ihre Ideen einbringen – für die Straßengestaltung (für die Zeit nach den Bauarbeiten) und für das aktuelle Management der Baustelle.

Kritik an den Baustellen

Nur: Zu Beginn des U-Bahn-Baus gab es zwar Bürgerversammlungen bzw. stehen Ombudsmänner der Wiener Linien für generelle Fragen bereit. Doch bei konkreten Anliegen von Betroffenen gebe es wenig Entgegenkommen seitens der Wiener Linien, behauptet Kaffeehausbetreiberin Staudenherz: Als sie wegen des gewünschten Schanigartens den Bauzaun verschoben haben wollte, passierte nichts. „Dabei sind die Arbeiten in dem Bereich vom Café schon fertig. Der Platz wäre eigentlich frei.“

An die Bezirksverwaltung habe sie sich aber nicht gewandt. „Ich bin nicht der Typ, der zu den Politikern rennt“, meint sie. Und träumt von einer florierenden Straße und ihrem Schanigarten. Deswegen regiert bei Staudenherz (trotz aller aktuellen Probleme) das Prinzip Hoffnung: „Mit der U-Bahn wird der Aufschwung schon kommen. Das war ja bei der Mariahilfer Straße auch so.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.03.2015)

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