"Sky & Sand": Phantomlokal am Donaukanal

(c) Stanislav Jenis
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Das Sky & Sand soll im Früher 2016 eröffnen. Für das Projekt, das seit Wochen für Diskussionen sorgt, gibt es aber keine Genehmigung. Zuständig will auch niemand sein.

Wien. Die Lokalmeile am Donaukanal bekommt Zuwachs. Schon wieder. Auf tausend Quadratmetern soll ein Pavillon aus Holz und Glas mit 600 Sitzplätzen entstehen. Gastronomisch will sich das neue Sky & Sand am Rochus im dritten Bezirk orientieren. Dessen Geschäftsführer Mario Minar wird auch der Ko-Chef des neuen Lokals. Schon nächsten Frühling will man eröffnen.

Eineinhalb Jahre arbeitet der künftige Geschäftsführer, Philipp Pracser, bereits an dem Projekt und sagt: „Mit den Behörden ist soweit alles geklärt. Es fehlt nur noch ein Gutachten“, sagt er. Allein: Die Behörden wissen nichts davon: „Zuständig ist die MA 45 für die Wiener Gewässer“, heißt es aus dem Büro von Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne). Das für die MA 45 zuständige Ressort von Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) spielt Pingpong-mäßig den Ball zurück: „Das liegt in der Verantwortung der MA 19, also des Büros Vassilakou.“

Seit Wochen mischt auch Leopoldstadt-Bezirksvorsteher Karlheinz Hora (SPÖ) in den Diskussionen um das Projekt mit. Aber auch er meint: „Auch wenn es sich um die Fläche des zweiten Bezirks handelt, habe ich damit nichts zu tun.“ Die Frage nach dem Grundbesitzer konnten alle Stellen auf Anfrage jedenfalls nicht eindeutig beantworten.

Keine Genehmigungen

Die Ufer des Donaukanals gehören der „Donauhochwasserschutz-Konkurrenz“ (DHK), die aus einem Gremium aus Bund, Stadt Wien und dem Land Niederösterreich besteht. Die Stadt Wien wird von Gerald Löw, Abteilungsleiter der MA 45, vertreten. Wer ein Projekt am Donaukanal plant, braucht den Segen der DHK, bevor behördliche Genehmigungen eingeholt werden können. Doch auch das Ja der DHK gibt es nicht. Aber immerhin kennt man dort das Projekt näher: „Wir sind noch in der Projektphase.“ Man hoffe aber auf einen positiven Abschluss in den nächsten Wochen.

Obwohl es also keine einzige Genehmigung gibt, wird seit Wochen um das Projekt gestritten: Seitens Vassilakous Stadtplanungsressort wurden Bedenken angemeldet, da die neue Leitlinie für den Donaukanal diese Fläche als konsumfreie Zone vorsieht. Man verstehe nicht, warum Hora das Projekt unterstützt – immerhin hätte die SPÖ das Leitbild mitbeschlossen. Weil Sky & Sand dazu 60 Meter vom denkmalgeschützten Otto-Wagner-Schützenhaus entfernt gebaut werden soll, wurde von der MA 19 ein denkmalschützerisches Gutachten für das nicht fertige Projekt in Auftrag gegeben. Auch Anrainer hätten Bedenken wegen Lärmbelästigung geäußert. „Es ist furchtbar, dass in dieser Stadt immer das Stadtplanungsressort entscheidet, was schön und gut ist und was nicht“, sagt Bezirksvorsteher Hora. Um – wie vom Ressort Vassilakou gewünscht – genügend Grünfläche zu erhalten, schlägt er stattdessen vor, die Gastronomiestände bei der Marienbrücke zu entfernen. Diese würden ohnehin die Anrainer stören. Anrainerbeschwerden wegen des Sky & Sand fürchtet er nicht, da dieses an Büros grenzen würde.

Wiese statt Hundstrümmerl

Geschäftsführer Pracser bleibt zuversichtlich: „Ich habe wirklich versucht, alle einzubinden“, sagt er. Das Ergebnis sei neben der „hochwertigen Gastronomie für den Mittelstand“ auch ein Mehrwert für alle. So würden 800.000 Euro des 3,2-Millionen-Projekts in die Errichtung von öffentlichen Toiletten, die Pflege der Wiese sowie einen barrierefreien Zugang von der Straße investiert. 500 Quadratmeter der Fläche sollen eine Wiese für alle bleiben. „Wir wollen sie gestalten, dann liegen hier vielleicht auch wirklich Menschen und nicht nur Hundstrümmerl“, sagt er.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.03.2015)

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