Ein Video, das die Festnahme eines Mannes auf der Wiener Mariahilfer Straße zeigt, sorgt in sozialen Medien für Kritik.
In sozialen Netzwerken sorgt ein Video für Aufregung, das einen Einsatz der Polizei auf der Wiener Mariahilfer Straße zeigt. Die Festnahme eines Mannes ist dabei anscheinend eskaliert. Erst fixieren drei Beamte den - zu diesem Zeitpunkt noch ruhigen - Verdächtigen, später sind mehr als acht Beamte an dem Einsatz beteiligt. Einige fixieren den Festgenommenen, drücken ihn zu Boden. Der Mann ruft, dass er keine Luft bekomme. Währenddessen haben Dutzende Passanten einen Kreis um den Vorfall gebildet, etliche von ihnen beschweren sich über das brutale Vorgehen der Polizei.
Die Wiener Polizei hat am Dienstagvormittag in einer Aussendung zu dem Fall Stellung genommen. Man werde die Amtshandlung genau überprüfen lassen, sowohl rechtlich durch die Staatsanwaltschaft, als auch einsatztaktisch durch Einsatztrainer, hieß es.
Gegenüber der "Presse" fällten Polizeibeamte, die namentlich nicht genannt werden möchten, nach Studium des Videos klare Einschätzungen: Bei der Festnahme handle es sich um einen überbordenden Einsatz. Üblicherweise müssten drei, maximal vier Beamte ausreichen, um einen Tobenden zu fixieren. Und, Gewicht auf den Kopf eines Menschen zu verlagern, wie das im Video ersichtlich ist, "gehe überhaupt nicht", so die Einschätzung unter anderem eines Ex-Cobra-Beamten.
Das Video auf Facebook:
Verdächtiger soll Frau verfolgt haben
Laut Polizei soll der Verdächtige, dessen Festnahme auf dem Video zu sehen ist, am frühen Montagnachmittag eine 22-Jährige verfolgt haben, nachdem diese ein Studentenheim in der Mollardgasse verlassen hatte. Er soll die Frau auch angestarrt und mehrmals angesprochen haben. Weil sie sich belästigt fühlte, suchte die Frau schließlich in einem Geschäft auf der Mariahilfer Straße Schutz. Doch auch dorthin folgte ihr der Mann. Via Handy verständigte die Studentin Freunde. Als diese eintrafen, zog sich der Mann zurück.
In der Nähe stoppten ihn Polizisten und forderten ihn auf, einen Ausweis herzuzeigen. Da soll der Verdächtige laut Polizei ausgerastet sein, woraufhin man ihn fixiert und schließlich festgenommen habe.
Beim Einsatz wurden laut Polizei auch zwei Beamte verletzt. Zur Vorgangsweise hält die Polizei in ihrer Stellungnahme noch folgenden Satz fest: "Die Fixierung eines Tobenden durch mehrere Polizisten mit verhältnismäßiger Kraftanwendung ist für den Betroffenen jedenfalls schonender als die erhöhte Kraftanwendung von wenigeren Einsatzkräften."
Kritik an Wiener Polizei
In den vergangenen Wochen Wochen hat sich die Kritik an Amtshandlungen der Wiener Polizei gehäuft: Eine Frau soll in der Silvesternacht in Wien ungerechtfertigt wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt festgenommen und dabei von Polizisten misshandelt worden sein. Die Stadtzeitung "Falter" machte den Fall Mitte März publik, Aufnahmen einer Überwachungskamera zeigten den Vorfall. Etwa zur selben Zeit erhob ein Student Misshandlungsvorwürfe gegen die Wiener Polizei, auch der Grüne Sicherheitssprecher Peter Pilz ging mit einem ähnlichen Fall an die Öffentlichkeit.
(Red.)