Tochter geschlagen: Bedingte Haft für Vater und Brüder

Am Landesgericht für Strafsachen stand die Familie der 19-Jährigen vor Gericht.
Am Landesgericht für Strafsachen stand die Familie der 19-Jährigen vor Gericht. Fabry
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Eine junge Afghanin wurde in Wien von ihrem Vater und ihren Brüdern geschlagen und überwacht, weil sie heimlich einen Freund hatte. Die Männer wurden nun zu bedingten Haftstrafen verurteilt.

Zwei Jahre lang hielt eine in Wien lebende junge afghanische Frau die Beziehung zu ihrem Freund geheim. Als die Familie Ende 2014 dahinter kam, gab es Drohungen und Schläge. Die 19-Jährige durfte das Haus nur noch in Begleitung verlassen. Ihr Vater und ihre Brüder wurden deshalb am Freitag - rechtskräftig - am Wiener Straflandesgericht zu mehrmonatigen bedingten Haftstrafen verurteilt.

Angeklagt war ihre Familie - auch die Mutter saß auf der Anklagebank - wegen Freiheitsentziehung, fortgesetzter Gewaltausübung und schwerer Nötigung. Als die junge Frau vor einem halben Jahr auf der Straße mit ihrem Freund gesehen wurde, griff das Familienoberhaupt zum Telefonhörer und rief den Freund der Tochter an. "Er hat gesagt, ich soll diese Beziehung unterlassen, sonst würde er erst seine Tochter, dann mich umbringen", sagte der 23-Jährige vor Gericht. Die Gründe für die Abneigung des Vaters gegen den jungen Afghanen sah der 23-Jährige im "religiösen und ethnischen Hintergrund". "Ich habe die Drohungen sehr ernst genommen."

Von der Familie ständig kontrolliert

Der Kontakt zu seiner Freundin brach jedenfalls plötzlich ab. Erst als diese mit Prellungen im Krankenhaus lag, konnte er die 19-Jährige wieder sehen. Laut Gerichtsgutachter Christian Reiter führten Schläge gegen den Kopf und den Oberschenkel zu diesen Verletzungen, die junge Frau wurde dabei auch ohnmächtig. Daraufhin wurde Anzeige gegen die Familie erstattet. "Sie erzählte, dass sie von ihrer Familie ständig kontrolliert worden war, sogar wenn sie aufs Klo musste", sagte der 23-Jährige. Auch mit einem Cousin in Afghanistan hätte sie verheiratet werden sollen. "Sie meinte, sie könnte alles ertragen, die Schläge, die Beschimpfungen, aber keine Heirat."

Die Familie leugnete die ihnen vorgeworfenen Delikte. Die Tochter hätte sich die Verletzungen bei einem epileptischen Anfall in der Badewanne geholt. "Ich hab mir einfach nur Sorgen um meine Tochter gemacht, weil sie noch so jung ist", sagte der Vater.

Laut den Rechtsvertretern der Familie hätte bereits eine Versöhnung zwischen Tochter, Eltern und Brüdern stattgefunden, die in der Verlobung mit dem 23-Jährigen mündete. "Diese Verlobung ist wertlos, es hat keine große Feier gegeben und es wurde keine offizielle Verlautbarung gemacht. Wir mussten sogar gemeinsame Fotos auf Facebook löschen", meinte der 23-Jährige, der nur in Abwesenheit des Vaters der Freundin aussagen wollte.

Alle Urteile rechtskräftig

Der Vater wurde wegen Körperverletzung und schwerer Nötigung zu zwölf Monaten bedingter Haft, sein Sohn zu 15 Monaten verurteilt. Der zweite Bruder bekam wegen Körperverletzung vier Monate bedingt. Von der mitangeklagten Freiheitsentziehung wurden sie freigesprochen. Die Mutter konnte mit einem Freispruch nach Hause gehen. Alle Urteile sind bereits rechtskräftig.

(APA )

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