Josefstadt: Gemeindewohnung statt Privatspital

Confraternität
Confraternität(c) Die Presse (Clemens Fabry)
  • Drucken

Wirbel um Pläne der Stadt, am Gelände der Confraternität Sozialwohnungen zu errichten. Die Josefstädter Bezirkschefin Veronika Mickel fordert stattdessen neue Schulen.

Wien. Seit die „Presse“ vor einigen Wochen über die Pläne für ein Privatspital auf dem Gelände des Allgemeinen Krankenhauses berichtet hat, gehen in der Gesundheitsbranche die Wogen hoch. Die Gremien der Medizinischen Universität haben sich „mit aller Deutlichkeit“ gegen dieses Projekt ausgesprochen. Rektor Wolfgang Schütz beklagt, dass damit die letzten Entwicklungsmöglichkeiten für das AKH, etwa Forschungslabors, genommen würden. Auch die Wiener Ärztekammer sprach sich dagegen aus. Jetzt sorgt ein im „Falter“ zitiertes Gutachten für Aufregung, demzufolge bei dem Deal die Stadt Wien schlecht abschneiden würde.

Konkret geht es um einen Grundstückstausch: Die Stadt Wien überlässt den potenziellen Investoren, der Uniqa und der Wiener Städtischen, ein rund 5000 Quadratmeter großes Grundstück auf dem AKH-Gelände (Aufgang Lazarettgasse, neben dem Personalwohnheim, siehe Grafik); dafür bekommt sie jenes Grundstück in der Josefstadt, auf dem derzeit das der Uniqa gehörende Privatspital Confraternität steht. Dort könnten dann Gemeindewohnungen neu entstehen. Dem Gutachten zufolge sei aber der Wert der AKH-Liegenschaft mit rund 40 Mio. Euro fast zehnmal so groß wie der Schätzwert der Confraternität. Also ein Geschenk für die Uniqa und ein schlechter Deal für die Stadt?

Sowohl bei der Uniqa als auch bei der Stadt wird die Kritik zurückgewiesen. Man kenne das Gutachten zwar nicht, aber es sei ohnehin nie die Rede von einem Eins-zu-eins-Tausch gewesen, sagt Hanno Csisinko, Sprecher von Wohnbaustadtrat Michael Ludwig. Sollte das Projekt einmal spruchreif sein, würden jedenfalls die Grundstücke bewertet und dann würde es einen finanziellen Ausgleich geben müssen. Im Klartext: Die Uniqa müsste den höheren Wert abgelten.

(C) DiePresse

Die Confraternität gehört Uniqa-Tochter PremiQuaMed und ist in die Jahre gekommen. Daher wird zwischen teurer Modernisierung und neuem Standort überlegt. Ein Sprecher der Uniqa betont, dass in Wahrheit kein neues Privatspital auf dem AKH-Gelände entstehen würde. Die Confraternität würde nur an einen anderen Platz verlegt werden und dort auch nicht mehr Betten haben als jetzt.

Sicher ist jedenfalls, dass auf dem derzeitigen Gelände der Confraternität im achten Bezirk „soziale und geförderte Wohungen“ geplant sind, wie es im Ludwig-Büro heißt. Das könnten Gemeindebauten, aber auch geförderte Sozial- oder auch geförderte Eigentumswohnungen sein. Aber: Es gebe zwar Gespräche, „aber nichts ist spruchreif, nichts fixiert und auch nichts in konkreter Ausarbeitung“, sagt Csisinko.

Die Pläne für Sozialbauten sorgen jedenfalls in der Bezirksvorstehung für Kritik. Bezirkschefin Veronika Mickel (VP) fordert im Gespräch mit der „Presse“, dass an Stelle von Gemeindewohnungen Schulbau betrieben werden müsse. Die Josefstadt werde immer jünger und wachse laut den Prognosen in den nächsten zehn Jahren deutlich an, nämlich um elf Prozent. Das wäre ein Zuwachs von 300 Kindern im Alter von sechs bis zehn. „Dafür brauchen wir mehr Schulraum.“ Das wäre dringlicher als der Bau von Gemeindewohnungen; im Übrigen sei es besser, die bestehenden zu sanieren, so die schwarze Bezirkschefin der Josefstadt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.04.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Wien

Busek zu Privatspital: „Das brauchen wir nicht“

Der Wirbel um die Pläne für das AKH-Gelände dauert an. Erhard Busek, der Chef des Med-Uni-Rats, kritisiert die Stadt Wien.
Österreich

Medizin: Uni gegen Privatspital

Die Medizin-Uni Wien sieht mögliches Privatspital beim AKH als eine „eklatante Fehlentwicklung“.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.