Wien: Wenn Parkplätze rar werden

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Innerhalb des Gürtels gibt es immer weniger freien Parkraum: Durch Carsharing und Schanigärten fallen tausende Stellplätze weg, zudem wird das Anrainerparken massiv ausgebaut.

Wien. Die Suche hat immer schon recht lang gedauert. Und in Zukunft könnte sie noch etwas mühsamer werden: Wer mit dem Auto in die innerstädtischen Bezirke fährt, wird zunehmend weniger frei verfügbare Parkplätze vorfinden. Das hat auch mit der warmen Jahreszeit zu tun: Hunderte Lokale haben Schanigärten beantragt, die häufig mehrere Stellplätze okkupieren. Allein im siebenten Bezirk fallen dadurch etwa 180 bis 200 Stellplätze (von 4500 bis 5000) weg.

Dieser Verlust allein mag sich nicht dramatisch auswirken, in Kombination mit anderen Entwicklungen hat sich der Parkraum in den vergangenen Monaten in den Bezirken eins bis neun aber um mehrere tausend Stellplätze reduziert. Dazu trägt auch das Carsharing bei. 87 Stellplätze wienweit sind fix für Carsharing-Anbieter reserviert. Ins Gewicht fallen aber vor allem die Flotten von Drive Now (400 Autos) und Car2Go (800), die beliebig auf öffentlichem Parkraum abgestellt werden können.

Carsharing braucht Platz

Bei Car2Go heißt es, dass der Großteil der Autos in innerstädtischen Bezirken parke und genutzt werde. Mit Ausnahme von Berlin (1200) hat der Anbieter in keiner anderen Stadt weltweit eine so große Flotte wie in Wien – in New York etwa sind es 400, in Mailand und Hamburg je 700 Autos.

In den nächsten Wochen werden noch hunderte weitere Parkplätze im öffentlichen Raum für bezirksfremde Autofahrer wegfallen. Grund ist jene verkehrspolitische Maßnahme, die von vielen Bezirken innerhalb des Gürtels massiv ausgebaut wird: die Anrainerparkplätze nämlich.

Stellplätze also, die ausschließlich Parkpickerlbesitzern in ihrem jeweiligen Bezirk vorbehalten sind. 20 Prozent des Parkraums dürfen für Anrainer in besonders überlasteten Bezirksteilen reserviert werden. Der erste Bezirk etwa hat Anrainerparkplätze im vergangenen Oktober überhaupt flächendeckend eingeführt, „weil wir überall überlastet sind“, wie es heißt. Damals wurden 879 Parkplätze für Anrainer reserviert, bis zum Sommer kommen 680 dazu (siehe Grafik).

Auch die Leopoldstadt wird kommende Woche 411 Anrainerparkplätze im Karmeliter- und Czerninviertel schaffen. Ein Ausbau im Stuwerviertel im Herbst ist geplant. Im dritten Bezirk prüft die Verkehrskommission die Einführung von Anrainerparkplätzen. Auf der Wieden gibt es in Kürze 93 Parkplätze für Anwohner um den Karlsplatz und im Freihausviertel. Das Ziel von Bezirkschef Leopold Plasch (SPÖ) ist die flächendeckende Einführung im gesamten Bezirk.

Margareten ist der einzige Bezirk innerhalb des Gürtels, der keinen Bedarf an Anrainerparkplätzen sieht. Auf der anderen Seite des Wienflusses, in Mariahilf, ist Bezirksvorsteher Markus Rumelhart (SPÖ) einer Ausweitung nicht abgeneigt. Die derzeit 582 Anrainerparkplätze hätten den „Parkplatzdruck im öffentlichen Raum“ genommen. Neubau plant bis zum Sommer 300 weitere Anrainerparkplätze. Positiv bilanziert auch Veronika Mickel (ÖVP), Bezirksvorsteherin der Josefstadt: Bis Ende April kommen 222 Anrainerparkplätze dazu, ein flächendeckender Ausbau bis Jahresende ist geplant. Bezirksweite Anrainerparkplätze strebt man auch am Alsergrund an, die ersten 99 Parkplätze (um WUK und Volksoper) hätten sich bewährt.

Damit wird es in Wien bis zum Sommer rund 4000 Anrainerparkplätze geben. Bewilligt werden diese auf Antrag des jeweiligen Bezirks von der MA 46 (Verkehrsorganisation), die prüft, ob der Parkraum im jeweiligen Bezirksteil auch tatsächlich überlastet ist.

Außerhalb des Gürtels sieht man diese Maßnahme eher skeptisch. Der Ottakringer Bezirksvorsteher, Franz Prokop (SPÖ), setzt lieber auf Wohnsammelgaragen. Auch für Gerhard Zatlokal, SPÖ-Vorsteher des 15.Bezirks , sind Anrainerparkplätze „kein Thema“. Er fragt sich, „ob es wirklich Sinn hat, dass diese Parkplätze 24 Stunden, sieben Tage die Woche“ für Anrainer reserviert sind. Ein Aspekt, den auch der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) kritisch sieht. „Es ist anzunehmen, dass Anrainerparkplätze untertags nicht voll ausgelastet sind“, sagt VCÖ-Experte Markus Gansterer. „Deshalb könnten sie tagsüber sinnvoll genutzt werden, etwa von Lieferwagen.“

Ganz nebenbei bringen die Anrainerparkplätze auch Geld: Denn die Zahl der Falschparker, die die Hinweistafeln nicht beachten, ist in den ersten Wochen groß. Vor allem im ersten Bezirk, sagt Wolfgang Schererbauer, Leiter der Parkraumüberwachungsgruppe der Polizei, sei der Anstieg an Übertretungen stark zu spüren. „Viele Autofahrer wissen nicht, dass dieses Halteverbot auch am Wochenende gilt.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.04.2015)

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