Private Bauträger finanzieren „soziale Infrastruktur“

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Wien schließt „städtebauliche Verträge“ mit Bauträgern ab: Diese zahlen für Schulausbau, Kindergärten, Rad- und Gehwege. Erste Projekte sind die umstrittenen Danube Flats und das ehemalige Zollamt.

Wien. Christoph Chorherr, grüner Planungssprecher in Wien, ist sichtlich stolz: „Es ist eine Premiere und ein Meilenstein für künftige Projekte.“ Erstmals schließt nämlich die Stadt Wien „städtebauliche Verträge“ mit Bauträgern ab. Konkret bedeutet dies, dass private Bauwerber „Teile der sozialen Infrastruktur bei ihren Bauprojekten finanzieren, wie etwa Schulen oder Verkehrsanbindung“, so Chorherr. Da die Umwidmung in Bauland für den Bauträger einen Wertgewinn der Liegenschaft bedeute, solle dieser im Gegenzug auch etwas für die Allgemeinheit tun.

Den Beginn dieser neuen Art von privater Finanzierung machen zwei geplante Großbauten. Und zwar die Danube Flats, ein seit Langem umstrittenes Wohnturm-Projekt an der Reichsbrücke. Und das Triiiple, ein Bauvorhaben auf dem Gelände des ehemaligen Zollamts im dritten Bezirk. Die Verträge für die beiden Projekte sollen im Juni im Gemeinderat beschlossen werden und werden dann auch öffentlich einsehbar sein.

Gegenleistung für Widmung

Beim Projekt Triiiple, das von BIG und dem Bauunternehmen Soravia betrieben wird, entstehen 600Wohneinheiten, der weitaus größte Teil frei finanziert. Ursprünglich war ein Büroturm geplant, „aber das fanden wir nicht sinnvoll“, sagt Chorherr. Als Gegenleistung für die Widmung finanziert Soravia dort Infrastruktur in Höhe von insgesamt 9,5 Mio. Euro: unter anderem eine Teilüberplattung der A4, damit die Bewohner direkt zum Donaukanal gehen können, sowie eine bessere Fuß- und Radweganbindung zur Stadionbrücke; zudem wird ein Kindergarten errichtet. Da die Schulinfrastruktur für so viele neue Wohnungen nicht vorhanden ist, zahlt der Projektwerber fast drei Millionen Euro (in Form einer Schenkung an die Stadt) zur Erweiterung der Schule in der Dietrichgasse um vier Klassen.

Millionen für Schulen

Das zweite Projekt sind die Danube Flats an der Wagramer Straße. Dort will der private Bauträger Soravia einen 150 Meter hohen Wohnturm mit 520 frei finanzierten Wohneinheiten errichten. Für die Zustimmung der Stadt muss Soravia die Neugestaltung des Vorplatzes der U1-Station Donauinsel, Schall- und Windschutzeinrichtungen sowie einen Kindergarten finanzieren. 40 Wohnungen werden zu Bedingungen des sozialen Wohnbaus errichtet. Für die nahe Schule in der Schüttaustraße lässt der Bauträger knapp vier Mio. Euro fließen.

Das Bauprojekt Danube Flats selbst wird bis dato von Anrainern, die sich in ihrer Lebensqualität eingeschränkt fühlen, heftig bekämpft. Chorherr sagt dazu zwar, dass er die Argumente verstehe, der Bauträger aber das Projekt zuletzt ohnehin stark nachgebessert habe und jetzt unter anderem eine „urbane Sockelzone“ errichten werde. (g.b.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.05.2015)

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