Prozess: Polizist soll bei Amtshandlung Schläge ausgeteilt haben

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ArchivbildBruckberger / Die Presse
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Ein 23-Jähriger soll vor einem Jahr von einem Polizisten mehrfach geschlagen worden sein. Der Beamte sieht das vor Gericht freilich anders. Prozess vertagt.

Angebliche Übergriffe bei einer Polizeikontrolle in Wien-Landstraße im Sommer 2014 hatten am Dienstag ein gerichtliches Nachspiel. Verantworten musste sich ein 36-jähriger Beamter, der einem Autolenker bei der Amtshandlung Faustschläge und Ohrfeigen verpasst haben soll. Der Polizist bekannte sich nicht schuldig.

Zu dem Vorfall war es im Juni vergangenen Jahres gekommen. Weil eine Biene im Auto gewesen war und sich seine Verlobte am Beifahrersitz vor dem Insekt fürchtete, öffnete der 23-Jährige kurz die Autotür. Diese dürfte anschließend nicht gut genug verschlossen worden sein, jedenfalls ging die Fahrertür bei der nächsten Kurve plötzlich auf. Das fiel Beamten eines Streifenwagens auf, die den jungen Mann zur Verkehrskontrolle anhielten.

Ab da gehen die Aussagen aller Beteiligten auseinander. Der 23-Jährige gab zu, die Polizisten mit den lässigen Worten "Habt ihr nichts Besseres zu tun" begrüßt, allerdings bereits die Fahrzeugpapiere in der Hand gehabt zu haben. Daraufhin soll der 36-jährige Beamte mit den Worten "Was hast du da gesagt, du Arschloch" gekontert und dem jungen Mann die Sonnenbrille vom Gesicht geschlagen haben. "Gib die Sonnenbrille runter, wenn du mit mir redest", soll er dabei gesagt haben. Als der Autolenker meinte, "Was hab' ich gemacht, sie dürfen mich nicht schlagen", wurde der 23-Jährige von zwei Beamten auf den Boden gedrückt und schlussendlich festgenommen.

Die Freundin des Fahrers begann zu weinen und wollte nach ihrem Lebensgefährten sehen, wurde aber von dem 36-Jährigen geschubst und weggedrängt. "Ich war unter Schock, ich bin näher hin und hab' sie angebettelt, sie sollen ihn in Ruhe lassen", erklärte die 19-Jährige vor Richterin Andrea Philipp. Als der junge Mann zu Boden gedrückt wurde, um ihm Handschellen anzulegen, soll der 36-Jährige - so der Vorwurf - mit den Fäusten vier bis fünf Mal auf den Hinterkopf des Mannes geschlagen haben.

"Ich war aufgebracht und konnte die Situation nicht einschätzen", sagte der 23-Jährige. Als er nach der Dienstnummer des Polizisten gefragt hatte, sei ihm von diesem eine Ohrfeige verpasst worden, was auch die Freundin des jungen Mannes gesehen habe.

Polizist: Wegen "aggressiven Verhaltens" die "Festnahme ausgeführt"

Dem widersprach der Beamte vehement. Bei der Verkehrskontrolle habe sich der 23-Jährige von Anfang an aggressiv verhalten. "Das war keine typische Anhaltung", schilderte der Beamte. Der junge Mann habe seinen "Körper komplett verspannt und seine Fäuste geballt" und sei auf den Beamten zugegangen. Daraufhin hätte ihn der Polizist mit der flachen Hand zurückgedrängt. "Da hat er sofort geschrien, was das soll und ich hätte ihn geschlagen." Als sich der 23-Jährige trotz Androhung von Anzeige und Festnahme aufgrund seines "aggressiven Verhaltens" nicht beruhigen habe lassen, wurde "die Festnahme ausgeführt", erklärte der 36-Jährige.

Mittels Armstreckhebel wurde der Autolenker zu Boden gebracht, wogegen er sich laut Aussage des Polizisten massiv gewehrt haben soll. Daher rührten auch die Verletzungen, die der 23-Jährige später beanstandete. Neben Schürfwunden und Prellungen hatte er Schwellungen an Hinterkopf und Schläfe erlitten.

Die Verhandlung wurde zur Einvernahme weiterer Zeugen auf September vertagt.

(APA)

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