Wien: Teure Beratung für Spitalsbetreiber

, das 2017 öffnen soll, ist eines der Großprojekte des KAV.
, das 2017 öffnen soll, ist eines der Großprojekte des KAV. APA/HERBERT PFARRHOFER
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Der Krankenanstaltenverbund gibt heuer 4,3 Mio. Euro für Berater aus. Das ist weniger als vor einigen Jahren, übersteigt jedoch vergleichbare Ausgaben ganzer Ministerien erheblich.

Wien. Der Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) beschäftigt 30.000 Personen. Neben Medizinern und Pflegern arbeiten Techniker, Juristen, Wirtschaftsexperten und andere Fachkräfte für die Unternehmung des Rathauses. Bei seiner ureigensten Aufgabe, dem Betrieb und der Weiterentwicklung von Spitälern, greift der städtische Krankenhausriese dennoch massiv auf externe Hilfe zurück. Das lässt sich schon mit einem Blick auf die Buchhaltung feststellen: 2015 wird der KAV 4.305.453,96 Euro für externe Berater ausgeben.

So steht es jedenfalls in einem der „Presse“ vorliegenden Budgetpapier. Die lange Liste der Auftragnehmer gleicht einem Who's who der Branche. Accenture, ACT, Deloitte, HC Consult, McKinsey, PwC und noch einige mehr scheinen da auf. Parteipolitisch punzierte Agenturen sind – zumindest auf dieser Liste – nicht vertreten. Aber wie sind die mehrere Millionen Euro schweren Ausgaben für ein so großes, mit Fachpersonal aus den unterschiedlichsten Bereichen ausgestattetes Unternehmen zu rechtfertigen? Immerhin muss der KAV jährlich mit hohen Summen aus dem Steuertopf gestützt werden. Im letzten vorliegenden Berichtsjahr, 2013, betrugen die Zuschüsse für Investitionen 343 Mio. Euro, jene für den Betrieb 608 Mio.

„Übliche Vorgehensweise“

Das Geld für Berater sei gut angelegt, schreibt der Spitalsriese in einer Stellungnahme. Man greife so auf internationales Know-how externer Experten zu, was bei Organisationen dieser Größenordnung der üblichen Vorgehensweise entspreche. „Zudem können gerade auf Basis der Beratungsleistungen [. . .] Einsparungen erzielt werden, durch die sich die Ausgaben für Beratungsservices rasch amortisieren.“

Dazu gibt es auch andere Meinungen. Schon vor einem Jahr kritisierte die KAV-Personalvertretung in einem Brief an Generaldirektor Udo Janßen (er war einst selbst im Beratergeschäft tätig), dass sich der KAV unter seiner Führung zu einer Unternehmung entwickelt habe, „die von Fremdfirmen beherrscht wird“. Eigenes, hoch qualifiziertes und intern fortgebildetes Personal werde entweder nicht genutzt, oder verlasse aus Frustration das Unternehmen. „Die Personalvertretung stellt fest, dass wir so viele externe Berater und Beraterfirmen wie nie zuvor im KAV haben, welche das Wissen unserer Kolleginnen und Kollegen absaugen und dann selbst teuer an die Unternehmung KAV verkaufen.“

Ein Jahr nach dem internen Brandbrief hat sich an der Position der Personalvertretung – nämlich der Forderung nach dem Einsatz eigener Experten – nichts verändert. „Aber leider bekomme ich nicht einmal Unterlagen zu den Ausgaben für die externen Berater“, klagt Vorsitzende Susanne Jonak.

Objektiver Nutzen

Wie kann man die Summe der jährlichen Beraterkosten in Höhe von 4,3 Mio. Euro – abseits der Frage nach ihrem objektiven Nutzen –nun einordnen? Im KAV gab es schon Zeiten, da lagen die Ausgaben für diesen Sektor höher. 2009 zum Beispiel. Damals schüttete die Unternehmung 10,7 Mio. Euro an Berater aus.

Dazu muss man wissen, dass durch die öffentliche Hand beauftragte Beratungsleistungen damals noch nicht so kritisch bewertet wurden wie heute. Generell war das Ausgabenniveau auf dem Sektor höher – und intransparenter. Und: Der KAV hatte damals gerade Großprojekte wie das Spitalskonzept 2030 und das Geriatriekonzept 2015 laufen. Dennoch stellte der Stadtrechnungshof in diesem Zusammenhang in einem Bericht fest: „Eine Reihe der geprüften externen Beratungsleistungen war den Kernaufgaben der Unternehmung zuzurechnen, die im Eigenbereich unter Ausnützung der Personalressourcen und des vorhandenen Fachwissens abgewickelt werden sollten.“ Der KAV gelobte Besserung, der Stadtrechnungshof prüfte erneut und bewertete die Veränderungen als positiv. Der Spitalsbetreiber widerspricht sogar ausdrücklich der Personalvertretung, versichert, wo es nur geht, eigenes Personal einzusetzen. „Wo es sinnvoll ist, holt sich der KAV zusätzlich fachliche Unterstützung und Expertise von außen.“

Trotzdem scheinen die 4,3 Mio. Euro im Jahr 2015 eher im oberen Bereich des Üblichen angesiedelt. 2008, als die Beraterhonorare bundesweit noch sprudelten, kritisierte der Rechnungshof die Beraterausgaben beim steirischen KAV-Pendent, der Kages. 800.000 Euro im Jahr seien viel zu viel. Zudem müsse ein Unternehmen wie die Kages Expertisen zur Reorganisation, Rechtsgutachten sowie medizinische Struktur- und Angebotsplanung selbst durchführen können. Alles Themenfelder, die der KAV offenbar ausgelagert hat.

Ausgaben der Ministerien

Auch die Ministerien des Bundes geben für Rat von außen deutlich weniger aus als der KAV. Im Innenministerium, wo mit 32.000 Mitarbeitern etwa gleich viele Personen beschäftigt sind, entfielen 2014 exakt 121.987 Euro auf diese Position. Noch sparsamer war nur die Justiz (83.570). Neben einer Reihe von „Mittelständlern“ stechen an der Spitze drei Ressorts heraus, die jedoch immer noch unter dem Beratungsaufwand des Krankenanstaltenverbundes bleiben. Am meisten Beratung brauchte das Finanzressort von Hans Jörg Schelling (3.834.719 Euro). Auf den Plätzen: Umwelt- und Verkehrsministerium (3.329.376 bzw. 2.413.179 Euro).

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