Die Uniqa übernimmt das Goldene Kreuz. Die Wiener Ärztekammer hat Bedenken und will eine kartellrechtliche Prüfung.
Wien. Starke Kritik übt die Wiener Ärztekammer an einer neuen „strategischen Partnerschaft“ in der Wiener Spitalsbranche: Der Privatspital-Betreiber Premiqamed, eine 100-Prozent-Tochter der Uniqa, hat am Freitag bekannt gegeben, er werde in Form einer Mehrheitsbeteiligung bei der Wiener Privatklinik Goldenes Kreuz einsteigen.
Die Ärztekammer ist gegen diese „Übernahme“, weil die Uniqa dadurch eine marktbeherrschende Stellung bekomme. „Damit hat sich die Uniqa einen Marktanteil geschaffen, der dazu angetan ist, sowohl die Versicherten hinsichtlich ihrer Prämien als auch die Ärzte und Ärztinnen hinsichtlich ihrer Honorare massiv unter Druck zu setzten“, sagt Kammerchef Thomas Szekeres.
Die Ärztekammer wird deshalb eine kartellrechtliche Prüfung einleiten. Premiqamed sieht dem gelassen entgegen. Laut einer Sprecherin sei eine solche Prüfung ohnehin vorgeschrieben, und man habe sie auch eingeleitet. Außerdem halte man auch mit dem Goldenen Kreuz unter zehn Prozent des privaten Spitalsbettenmarktes.
Das vor allem für seine Geburtenabteilung bekannte Goldene Kreuz war im Vorjahr in eine arge finanzielle Krise gerutscht und musste ein Sanierungsverfahren einleiten. Mit dem Uniqa-Einstieg soll jetzt genug Geld da sein, um das Gebäude zu sanieren und medizinische Schwerpunkte auszubauen. Laut Premiqamed werde der Trägerverein des Goldenen Kreuzes weiterhin Mitwirkungsmöglichkeiten haben, es handle sich also nicht um eine Übernahme, wird betont. Premiqamed betreibt in Wien bereits die Privatklinik Döbling und die Confraternität-Privatklinik Josefstadt.
Interessant ist der Schritt auch aus einem anderen Grund: Es gab und gibt Pläne der Wiener Städtischen Versicherung, auf dem AKH-Gelände eine Privatklinik zu errichten. Zwar sind laut Bürgermeister Michael Häupl diese Pläne derzeit vom Tisch, aber die AKH-Führung und auch die Ärztekammer sind skeptisch und glauben, dass nach der Wien-Wahl die Pläne weiterbetrieben werden.
Wenn Konkurrent Uniqa unweit des AKH mit dem Goldenen Kreuz über ein Privatspital verfügt, könnte die Städtische jetzt versucht sein, starken Druck auszuüben, damit die derzeit auf Eis liegenden Privatspitalspläne weiterhin verfolgt werden. (gb)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.08.2015)