Weniger Car2go jenseits der Donau

A line of Car2Go cars take up a block of parking in downtown Calgary
A line of Car2Go cars take up a block of parking in downtown CalgaryREUTERS
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Das Carsharing-Angebot jenseits der Donau wurde drastisch verkleinert. Die Dichte in den Innenbezirken steigt dafür um 30 Prozent.

Die Meldung, die der in Wien erfolgreichste Carsharing-Dienst Car2go im Julie veröffentlichte, klang auf den ersten Blick trocken: „Wir werden am 17. August 2015 unsere Geschäftsgebiete anpassen, um die Verfügbarkeit unserer Fahrzeuge für euch zu erhöhen.“ Auf den zweiten Blick bedeutet diese Mitteilung allerdings: Das Unternehmen zieht sich großteils aus den Bezirken jenseits der Donau zurück, das dortige Einsatzgebiet wird in etwa halbiert. Die Änderungen trat mit Montag in Kraft.

„In den betroffenen Gebieten gibt es viele Fahrzeuge, die selten genutzt werden“, erklärte Car2go-Sprecher Andreas Leo im Juli der „Presse“. In dem betroffenen Gebiet würde ein Carsharing-Auto nur zwei bis dreimal täglich genutzt: „Die Fahrzeuge stehen dort lange herum.“ Innerhalb des Gürtels dagegen würden die Pkw „acht bis zehnmal“ pro Tag vermietet werden – was dort zu einem Engpass führt: „Hier könnten wir 50 Prozent mehr vermieten“, so Leo über die ökonomischen Gründe, die zu den Änderungen des Einsatzgebietes für die rund 800 Kleinwagen des Unternehmens in Wien führt.

Das bedeutet: Von den Außenbezirken werden massiv Fahrzeuge abgezogen und innerhalb des Gürtels stationiert. Mit dieser Verlagerung von den Außen- in die Innenbezirke erhöht sich Pkw-Dichte von Car2go um 30 Prozent – von derzeit sechs Fahrzeugen pro Quadratkilometer auf statistische 8,5 Fahrzeuge pro Quadratkilometer. Deshalb rechnet das Unternehmen, dass dort deutlich mehr Wiener als bisher per Carsharing-Pkw unterwegs sind. Also in einem innerstädtischen Bereich mit exzellenter öffentlicher Verkehrsanbindung, in dem die rot-grüne Stadtregierung den Autoverkehr eigentlich deutlich reduzieren will.

Grüne glauben an sinkendes Verkehrsaufkommen 

Dass Car2go durch ein besseres Angebot innerhalb des Gürtels Kunden von den Öffentlichen Verkehrsmitteln abzieht, womit der Autoverkehr steigen würde, glaubt der grüne Umweltsprecher Rüdiger Maresch nicht (er antwortete für seine Umweltstadträtin Maria Vassilakou im Juli auf die „Presse“-Anfrage): Mehr Carsharing innerhalb des Gürtels würde auf Kosten der Taxis gehen: „Und in Summe wird es durch Carsharing weniger Autos im Straßenraum geben. Denn wenn ich Carsharing nutze, habe ich kein Auto oder benutze ich keines, weshalb es nicht attraktiv ist, ein Auto anzuschaffen.“ Damit würde langfristig das Verkehrsaufkommen sinken – man könnte Parkplätze an der Oberfläche streichen und diese für Freiflächen verwenden. Und auch Vassilakou hatte, eine Studie zitierend, gemeint: Ein Carsharing-Auto würde bis zu acht private Pkw ersetzen.

Konkurrenz für Rad, U-Bahn und Taxi

Nur: Stefan Weigele, der Carsharing in ganz Europa mit einer Studie analysierte, hatte der „Presse“ erklärt: Carsharing würde Menschen nicht vom Autokauf abhalten. Es würde auch den Verkehr in der Stadt eher ankurbeln als bremsen. Weigele bezeichnet so genannte freefloation-Systeme (wie Car2go) als „motorisierte Bequemlichkeitsmobilität im Nahbereich“. Sie seien „ein Ersatzprodukt für das Fahrrad, den öffentlichen Verkehr und das Taxi“. Also eine Konkurrenz zu umweltfreundlicher Fortbewegungsmittel im innerstädtischen Bereich.

>> Das neue Car2go-Geschäftsgebiet (PDF auf car2go.com)

(stu/Red.)

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