Neubau: Drei neue Asylheime geplant

Das Sophienspital in Wien-Neubau
Das Sophienspital in Wien-NeubauStanislav Jenis
  • Drucken

"Die Presse"-exklusiv: Im siebten Bezirk sollen Sophienspital, das ehemalige „Kurier“-Haus und das alte Finanzamt Unterkünfte für Asylwerber werden. Die Eigentümer sind großteils nicht abgeneigt.

Der Neubauer Bezirksvorsteher Thomas Blimlinger (Grüne) bemüht sich um aktuell drei Objekte, die im Bezirk Asylwerbern als Unterkunft zur Verfügung gestellt werden können: Das Sophienspital in der Apollogasse, das alte Finanzamt in der Seidengasse und das ehemalige „Kurier“-Gebäude in der Lindengasse. „Es sind so viele Bürger auf mich zugekommen und haben mich gebeten, etwas zu tun“, sagt Blimlinger. Diesem Wunsch sei man nachgekommen, habe freistehende Gebäude gesucht, dabei jene drei Objekte ausgemacht – und dem Fonds Soziales Wien Unterstützung angeboten, indem er mit den Besitzern über eine solche Nutzung verhandelt.

Am Donnerstag traf er sich bereits mit den Eigentümern des „Kurier“-Gebäudes, der Raiffeisen-Evolution. Auf dem Areal waren schon während der Jugoslawien-Krise Flüchtlinge untergebracht, ab Mitte 2016 sollen hier Wohnungen entstehen. „Prinzipiell stehen wir dem Projekt positiv gegenüber, können uns die Zwischennutzung vorstellen“, sagt Markus Neurauter Managing Director der Raiffeisen Evolution. Auch beim Alten Finanzamt in der Seidengasse 18 schaut es gut aus: Das Gebäude gehört der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) – also dem Staat – und steht seit Ende 2012 leer. „Hier sollen Wohnungen entstehen, grundsätzlich könnte das Objekt vorübergehen bis zum Baubeginn Ende 2016 genutzt werden, sagt BIG-Sprecher Ernst Eichinger. Man habe das Objekt auch schon dem Innenministerium angeboten.

Das Sophienspital soll im Zuge der Spitalsreform bis Ende 2016 abgesiedelt werden, bereits heuer werden einzelne Stationen frei. Während die ÖVP schon Pläne für ein Pensionistenwohnhaus schmiedet, will Blimlinger die Räumlichkeiten für Flüchtlinge haben. Beim Krankenanstaltenverbund (KAV) ist man von der Idee wenig begeistert. „Wir haben ja noch laufenden Betrieb“, heißt es. Man glaube eher nicht, dass die Räume geeignet seien, bisher sei aber auch noch niemand an den KAV herangetreten.

Beim Fonds Soziales Wien freut man sich jedenfalls über die Angebote: „Wir sind hier über jede Unterstützung dankbar, die wir bekommen und werden die Objekte eingehend prüfen“, sagt der neue Flüchtlingskoordinator und Chef des FSW. Peter Hacker.

Kritik von der SPÖ

Die SPÖ hätte den Grünen zuletzt mehrmals mangelndes Engagement in der Flüchtlingsfrage vorgeworfen. Bürgermeister Michael Häupl bekräftigte vergangene Woche bei einer Parteiversammlung der SPÖ einmal mehr, dass Wien weiterhin Flüchtlinge aufnehmen werde, weil das in einer humanitären Krise notwendig sei – trotz Kopf-an-Kopf-Rennen mit FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache. Von den Grünen hätte er sich mehr Unterstützung erwartet. Er verstehe „die vornehme Zurückhaltung nicht, wo man doch auch sonst zu allem etwas zu sagen hat“. Landesparteisekretär Georg Niedermühlbichler bezeichnete den Koalitionspartner als „Trittbrettfahrer“, weil Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou behauptete, dass es ihre Idee gewesen sei, alle unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge aus Traiskirchen nach Wien zu holen.

Die Grünen haben dafür kein Verständnis: „Mit einem anderen Koalitionspartner als den Grünen kann sich die SPÖ diese humanitäre Politik, die wir in Wien machen, aufzeichnen“, sagt Vassilakou zur „Presse“. Sie ist seit dem Abgang von Şenol Akkılıç Richtung der SPÖ auch wieder Integrationssprecherin der Grünen. Die Flüchtlinge seien ihr ein besonders Anliegen. So forderte sie zuletzt ein billigeres Öffi-Ticket für Flüchtlinge. Am Montag war sie auch am Westbahnhof, als Hunderte aus Ungarn kommende Syrer hier in Züge nach Deutschland umstiegen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.09.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.