Der Wiener Eislaufverein siedelt 2018 um

Wien 3, Eislaufverein
Wien 3, Eislaufverein(c) Österreichische Lichtbildstelle/ Picturedesk
  • Drucken

Wenn das Heumarkt-Areal neu gestaltet wird, zieht der Wiener Eislaufverein für zwei Saisonen auf den Schwarzenbergplatz. Und auch der Eisring Süd in Favoriten wird saniert.

Wien. Langsam darf man wehmütig werden. Zwar wird es den traditionsreichen Wiener Eislaufverein (WEV) in seiner altbewährten Art noch ein bisschen geben, aber: Wird das Heumarktareal ab 2018 umgestaltet, wird der WEV in seiner bisherigen Form verschwinden – und muss zudem für zwei Jahre auf einen Ersatzstandort ausweichen.

Dieser scheint nun gefunden: Der Schwarzenbergplatz dürfte zum Interimsquartier für den WEV werden, wie Daniela Enzi, Geschäftsführerin des Projektplaners Wertinvest zur „Presse“ sagt. Gestern, Mittwoch, haben diesbezügliche Gespräche stattgefunden, „es muss noch einiges abgestimmt werden, aber aller Voraussicht nach wird es der Schwarzenbergplatz werden.“

Damit bleibt der Eislaufverein im dritten Bezirk und siedelt für zwei Saisonen nur wenige Gehminuten weiter. Auf der Freifläche vor dem Springbrunnen wäre Platz für eine etwa 1800 m große Eisfläche.

Vorerst bleibt alles beim Alten: Am Samstag wird auf dem Heumarkt die Eislaufsaison bei freiem Eintritt eröffnet, auch die meisten anderen Eislaufplätze starten in die Saison. Für diese hat der WEV die Eislaufkurse für Kinder sowie Tanzkurse für Jugendliche aufgestockt, „wir haben wirklich das Gefühl, dass Eislaufen unter jungen Leuten trendy ist“, sagt Sprecher Peter Menasse.

Wie es nach der Neugestaltung auf dem Heumarktareal weitergeht, ist noch nicht bis ins Detail geklärt. Fix ist, dass sich der Eislaufverein seiner Zukunft langfristig sicher sein kann: Der Pachtvertrag wurde auf 99 Jahre verlängert. Auch die Freiluft-Eisfläche wird nach der Neugestaltung gleich groß sein wie bisher (6000 m), dazu bekommt der WEV eine Eishockeyhalle.

Unklar ist noch, wie die Abgrenzung zwischen Eisfläche und Lothringerstraße aussehen wird. Das bisherige, graue WEV-Gebäude ist dann weg, die Stadt wünscht sich niedrige Banden, damit der Eislaufplatz gut sichtbar ist, das Areal offener wirkt. Allein: 1,20 Meter hohe Banden sind dem WEV zu niedrig, nicht nur, weil sie zahlungsunwillige Eisläufer recht leicht überwinden könnten. Es sei vor allem eine Frage der Sicherheit für Passanten und Eisläufer, sagt Menasse.

Zudem braucht man eine Abgrenzung, die man leicht abbauen kann – die Fläche soll im Sommer auch öffentlich zugänglich sein und bespielt werden: Wie dem WEV diese Sommernutzung abgegolten wird, ist noch offen. Über all das, sagt Enzi von der Wertinvest, würden gerade die Endverhandlungen laufen. 2018 soll mit der Neugestaltung begonnen werden, 2020 soll sie abgeschlossen sein.

Umstritten ist sie vor allem wegen des 73 Meter hohen Wohnturms, der den Weltkulturerbe-Status der Inneren Stadt gefährden könnte. Erst im Juli hat das Unesco-Welterbekomitee entsprechende Bedenken bekräftigt. Bei der Wertinvest hält man daran trotzdem fest. Gerüchte, wonach der Turm noch höher und dafür schlanker ausfallen könnte, um dadurch weniger auffällig zu wirken, dementiert Enzi. „Das ist für uns nicht einmal eine Überlegung. Der Turm ist so geplant, wie er von uns immer dargestellt wurde.“

Wohnungen am Eisring

Auf dem Eisring Süd im zehnten Bezirk wird ab dem Wochenende ebenfalls wieder Eis gelaufen. Wie auf dem Heumarkt wird es auch in Favoriten eine der (vorerst) letzten Saisonen sein. Dass der Eisring saniert werden muss, steht seit Jahren fest. Ebenso lang gibt es Kritik und Protest gegen die Pläne.

Vor Kurzem hat der Gemeinderat jedenfalls die Neugestaltung des Areals beschlossen. Die Gesiba wird – vermutlich mit zwei weiteren Bauträgern – im hinteren Teil des Sportareals 350 (geförderte) Wohnungen errichten, dafür übernehmen sie die Kosten für die Neugestaltung der Eisflächen. Weiters sind eine Sport-&-Fun-Halle für diverse Sportarten sowie ein Nahversorger geplant. In gut einem Jahr, sagt Gesiba-Generaldirektor Ewald Kirschner, soll mit dem Umbau begonnen, der neue Eisring Süd 2018 eröffnet werden.

Eine kurze Geschichte hat wiederum die Happy-Skate-Eislaufanlage im 19. Bezirk: Der Betrieb wird in dieser Saison nicht aufgenommen, die Betreiberin hat die synthetischen Kunsteisplatten, auf denen seit 2013 auf (künstlichem) Eis gelaufen wurde, verkauft.

EISLAUFEN IN WIEN

Der Wiener Eislaufverein, 3., Lothringerstr. 22, startet am Samstag, 24. Oktober bei freiem Eintritt in die Saison. www.wev.or.at

Die Kunsteisbahn Engelmann, 17., Syringgasse 6, eröffnet morgen, Freitag, ab 14 Uhr. www.engelmann.co.at

Auf dem Eisring Süd, 10. Windtenstr.2, wird ab Sonntag (25. 10.) Eis gelaufen. www.eisringsued.at

Auf den Eistraum vor dem Rathaus muss man noch bis 22. Jänner 2016 warten. www.wienereistraum.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.10.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Visualisierung des neuen Heumarktareals.
Wien

Fast fix: Wien verliert Welterbe

Die Unesco hat Wien am Donnerstag vor allem wegen des umstrittenen Baus eines Hochhauses am Heumarkt auf die Rote Liste gesetzt. Die Aberkennung droht 2018.
Visualisierung des Hochhaus-Projekts am Heumarkt
Wien

Weltkulturerbe: Unesco setzt Wien auf Rote Liste

Das umstrittene Hochhausprojekt am Heumarkt ist ausschlaggebend für die Entscheidung. Wiens historisches Zentrum verliere "außergewöhnlichen, universellen Wert". Das Komitee setzt Wien eine Frist bis Februar 2018.
Eine Visualisierung des geplanten Projekts am Heumarkt (hinten)
Wien

Unesco berät über Wiens Weltkulturerbe

Dem historischen Zentrum Wiens droht die Aufnahme in Liste der bedrohten Kulturgüter. Anlass ist das umstrittene Bauprojekt am Heumarkt.
Wiens Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou.
Wien

Unesco korrigiert Vassilakou

Weltkulturerbe: Wien kommt auf die Rote Liste.
Maria Vassilakou geht gestärkt aus dem Heumarkt-Streit hervor – obwohl sie sich gegen Teile ihrer Partei gestellt hat.
Wien

Heumarkt: Das Hochhaus, das Parteien spaltet

Für den Investor ist der Kampf nach der beschlossenen Flächenwidmung vorüber, in den Parteien gehen die Scharmützel weiter.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.