Wien im Advent: Hotspots und Alternativen

Stadt Wien Weihnachtsmarkt Wien Sch�nbrunn 28 11 2015 Weihnachtsmarkt Schloss Sch�nbrunn
Stadt Wien Weihnachtsmarkt Wien Sch�nbrunn 28 11 2015 Weihnachtsmarkt Schloss Sch�nbrunn(c) imago/SKATA
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In der Stadt kommt man derzeit Punschständen, Kitsch und dem großen Weihnachtsgeschäft kaum aus. Doch auch mitten im festlich beleuchteten Gedränge gibt es entspannende Ruhepole. Man muss sie nur finden.

Wien. Das viel zitierte Warten auf Weihnachten kann man an hektischen Adventsamstagen auch völlig unchristlich interpretieren: Das Warten in der endlos langen Schlange an der Kassa, das (vergebliche) Warten auf einen Sitzplatz in der übervollen U-Bahn, das Warten darauf, sich endlich einen Weg durch die punschtrinkenden Massen bahnen zu können. Aber ehrlich: Das gehört zur Vorweihnachtszeit. Auch wenn es die eine oder andere entspannendere Alternative gibt.

Die Hotspots

Das vorweihnachtliche Wien zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass man die Stadt mit vielen anderen Menschen, die unter Einkaufsdruck stehen oder in Punschlaune unterwegs sind, teilen muss. Anders gesagt: Es ist fast überall ziemlich voll.

Fest in Wiener Hand ist die größte Einkaufsstraße der Stadt, die Mariahilfer Straße. Hier sind insbesondere an den Adventsamstagen die Menschenmassen auf Geschenke-Suchmission unterwegs.

Ähnlich belebt geht es in der Innenstadt zu, die mit ihren vielen Weihnachtsmärkten, Punschständen und der sehr prägnanten Weihnachtsbeleuchtung (immer noch unsagbar überdimensional: die roten Kugeln in der Rotenturmstraße) eine einzige große Adventzone ist. Hier bahnt man sich den Weg vor allem durch Touristen, die zwar in der Regel entspannter als die Wiener sind, aber zahlenmäßig auch nicht weniger. Im Gegenteil. Noch dichter wird es dann dort, wo Wiener und Touristen aufeinandertreffen: Auf dem Christkindlmarkt auf dem Rathausplatz etwa, der zwar riesig ist, aber dennoch überrannt. Geduld braucht man mitunter auch auf dem hübschen Weihnachtsmarkt in den engen Gässchen des Spittelbergs, wo einem viele Menschen mit Punschhäferln und ihren Einkäufen den Weg versperren.

Da die vielen Menschen irgendwann auch wieder nach Hause fahren, ist der öffentliche Verkehr in der Weihnachtszeit – vorsichtig formuliert – eben sehr gut ausgelastet, auch wenn die Wiener Linien dankenswerterweise an den Adventsamstagen die Intervalle verkürzen. Hotspots sind vor allem die U3 zwischen Westbahnhof und Innenstadt sowie der (an den Adventsamstagen geteilt geführte) 13A. Und der 14A. Ebenso der 43er und 44er, die beim Alten AKH (Weihnachtsdorf!) vorbeifahren. Und – nun, fast alle Linien. Alternative? Zu Fuß oder mit dem Rad kommen, sofern möglich. Mit dem eigenen Auto ist jedenfalls auch keine nervenschonende Option.

Die Ruhepole

Wer in der Stadt dem Stress kurz entkommen möchte, findet Ruhepole am ehesten in den Kirchen: Weniger in der Touristenattraktion Stephansdom, aber etwa in der kleinen Rupprechtskirche, der ältesten Kirche Wiens übrigens (1.Bezirk, unweit des Schwedenplatzes), oder auch in der Minoritenkirche (1.Bezirk, Minoritenplatz), in der eine außergewöhnlich große sizilianische Weihnachtskrippe zu sehen ist.

Ein Ruhepol könnte – später einmal – auch die unterirdische Virgilkapelle unter dem Stephansplatz werden, die soeben wiedereröffnet wurde und nun erstmals seit 2008 wieder öffentlich zugänglich ist. Da die Kapelle, die zum Wien-Museum gehört, an diesem Wochenende (10–18 Uhr) bei freiem Eintritt besichtigt werden kann (danach fünf Euro), ist mit großem Andrang und möglichen Wartezeiten zu rechnen.

Stimmungsvoll weihnachtlich, ein bisschen kitschig und ziemlich stressfrei ist etwa ein Besuch im kleinen Schneekugelmuseum samt Manufaktur im 17. Bezirk (Schumanngasse 87) In der Adventzeit ist das Museum – auch sonntags – von neun bis 18 Uhr geöffnet (www.viennasnowglobe.at). Wer die großen Märkte meiden will, aber trotzdem auf das Weihnachtsmarktflair nicht verzichten möchte, kann auf die nicht ganz so bekannten Märkte ausweichen, die allerdings meist ein wenig dezentral liegen: Der Adventmarkt im Türkenschanzpark in Währing etwa ist eine kleine, entspannte Alternative, ebenso der hübsche Weihnachtsmarkt in den Blumengärten Hirschstetten. Im Achten wiederum verwandelt sich der Eissalon Leones Gelato (Lange Gasse 78) in der Adventzeit in eine Art Indoor-Punschstand mit heißen Getränken, frischen Waffeln und andere Süßspeisen. Und ja, Gelato gibt es natürlich auch.

Menschen, die dem Vorweihnachstrubel komplett entfliehen möchten, haben es in Wien gar nicht leicht: Kaum eine Einkaufsstraße, die nicht festlich beleuchtet ist und deren Gehsteige keine Punschhütten säumen. Kaum ein Bezirk, der keinen eigenen Adventmarkt hat. Sogar im Augarten (in der Bunkerei) gibt es an diesem Wochenenden nun den „Kunst & Kram Weihnachtsmarkt“ (sehr vintagelastig). Und auch in der Seestadt Aspern wird es an diesem Sonntag (16h) mit dem Lichtfest vorweihnachtlich.

Wer sich in ein gänzlich unweihnachtliches Szenario wünscht, muss ganz raus in die Natur: etwa auf die Donauinsel, von der bisher keine Punschaktivitäten überliefert sind. Oder in den riesigen Lainzer Tiergarten, der sich allerdings sehr schnell in eine ziemlich weihnachtliche Kulisse verwandeln könnte. Dazu müsste es allerdings erst einmal schneien.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.12.2015)

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