Hochwasser: Donauinselfest droht Absage

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Der Pegel der Donau steigt rasant, die Neue Donau musste am Dienstag wegen Überschwemmungsgefahr entlang des innerstädtischen Ufers geflutet werden. Schon jetzt stehen Teile der Insel unter Wasser.

Wien. Dass die Donau wegen des Dauerregens viel Wasser führen würde, war klar. Dass es so schnell so viel wurde, kam dann doch überraschend: 6,10 Meter betrug ihr Pegelstand am Dienstag Nachmittag vor dem Einlaufbauwerk Langenzersdorf, kurz bevor die Donau durch Wien fließt. 6,10 Meter, das bedeutet: Hochwassergefahr.

Am Nachmittag wurden daher die Wehre des Einlaufbauwerks geöffnet. Die Wasserströme werden so in die Neue Donau geleitet, um die Donau zu entlasten und Überschwemmungen im Stadtgebiet zu verhindern. Damit erfüllt die Donauinsel ihre Funktion – wurde sie doch für den Schutz vor Hochwasser errichtet.

Das Donauinselfest, Europas größtes Freiluftspektakel, das von Freitag bis Sonntag stattfinden soll, steht damit allerdings an der Kippe. Schon jetzt stehen einige Zuschauerflächen komplett unter Wasser. Auch die Aufbauarbeiten werden massiv behindert, weil die Transporter mit dem Bühnenmaterial nicht zufahren können. „Wir überlegen, bei der Ö3-Bühne einen zusätzlichen Weg zu bauen, damit wir die Aufbauarbeiten durchführen können“, sagt Organisator Sascha Kostelecky. An die Möglichkeit, dass das Fest ganz ins Wasser fallen könnte, will er noch gar nicht denken. „Momentan schauen wir, dass wir die Insel zum Spielen fertig machen“. Dass das schwierig werden könnte, ist ihm bewusst. Alles hänge von der Wetterentwicklung in den nächsten Stunden ab.

Hintergrund: Die Donauinsel

Gebaut wurde die Wiener Donauinsel für den Hochwasserschutz, die Fertigstellung erfolgte 1987. Die so entstandene Neue Donau fungiert als wirksames Entlastungsgerinne. Mehr ...

Und da sieht es eher schlecht aus: Zwar nehmen die Niederschlagsmengen – in Wien fiel von Montag auf Dienstag mehr Regen als sonst im gesamten Monat – etwas ab. 80, stellenweise sogar 100 Liter Regen pro Quadratmeter innerhalb von 24 Stunden, sind auch heute, Mittwoch, möglich, heißt es beim Wetterdienst Ubimet. Auch für Donnerstag wird Regen vorhergesagt. Damit „steigt der Wasserstand der Donau weiter rasant“, sagt Thomas Schneeberger, Sprecher der MA 45 (Wiener Gewässer). Am Freitag Vormittag, wenn das Donauinselfest starten will, rechnet er mit der Hochwasserspitze. „Schon am Donnerstag erwarten wir einen Wasserstand von sieben Metern.“ Normalerweise beträgt der Stand 2,50 bis 3,50 Meter.

Für die Donauinsel heißt das so viel wie: Die Treppelwege am Rand der Insel, die schon jetzt teilweise unter Wasser stehen, sind für Besucher des Fests jedenfalls nicht mehr passierbar. Ob die MA 45 zu einer Absage rät, „kann man derzeit noch nicht seriös sagen“, so Schneeberger. Es gebe laufend Beratungen der Organisatoren mit den zuständigen Magistratsabteilungen, um die Risiken für die Durchführung der Veranstaltung abzuwägen. „Auf Teufel komm raus werden wir sicher nichts machen“, meint Organisator Kostelecky, „die Sicherheit der Gäste steht im Vordergrund.“ Und doch gibt er sich optimistisch: „Ich gehe davon aus, dass wir am Freitag spielen.“ Nachsatz: „Ob auf allen Bühnen, weiß ich noch nicht.“

Sollte die Donau trotz der geöffneten Schleusen in Langenzersdorf Hochwasser führen, kann die MA 45 zwei weitere Wehre (Kaisermühlendamm und am Ölhafen Lobau) öffnen. Reicht das nicht, werden auch die Wehre beim Kraftwerk Freudenau geöffnet. In der Theorie. Praktisch wird das wohl nicht nötig sein: 14.000 Kubikmeter Wasser pro Sekunde schaffen Donau und Neue Donau, der Durchfluss beträgt derzeit trotz massiver Regenfälle erst 5200 Kubikmeter pro Sekunde.

Albertina: Bilder in Sicherheit

Hochwasser führen aber auch die kleineren Wiener Flüsse wie die Liesing. Der Wienfluss hat mit 1,83 Metern sogar einen Pegelstand erreicht, der statistisch gesehen nur alle 30 Jahre vorkommt.

Die starken Regenfälle haben am Dienstag auch bei der Albertina Alarm ausgelöst: Im Hauptdepot bedrohte ein Wasserschaden die Kunstsammlung. Sicherheitshalber wurden die bedeutendsten Werke (darunter Zeichnungen von Dürer und Klimt) in Sicherheit gebracht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.06.2009)

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