Augarten: Aktivisten prophezeien "neues Hainburg"

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Die Aktivisten des "Josefinischen Erlustigungskomittees" wollen weiter gegen den geplanten Bau des Sängerknaben-Konzertsaals protestieren. Wenn nötig, wollen sie das Areal erneut besetzen.

"Wo Au draufsteht, ist Widerstand drin" - Das haben am Dienstag die Aktivisten im Wiener Augarten bekräftigt. Sie wollen weiter gegen den geplanten Bau des Sängerknaben-Konzertsaals am Augartenspitz protestieren und schließen auch eine neuerliche Besetzung nicht aus, wenn die eigentlichen Arbeiten beginnen. Die Aktivisten sprechen inzwischen bereits von einem "neuen Hainburg". Nach der Räumung des Protestlagers durch die Polizei auf Veranlassung der Burghauptmannschaft vergangene Woche herrscht am Augartenspitz derzeit gespannte Ruhe.



Das Areal, auf dem der Saal entstehen soll, ist abgezäunt und wird von einem privaten Sicherheitsdienst bewacht. Bauaktivitäten waren am Dienstag nicht zu bemerken. Vorerst ist das einzig neuerrichtete "Gebäude" ein Mobilklo. Im angrenzenden Eingangsbereich zum Filmarchiv haben die Aktivisten Position bezogen. Wie sie am Dienstag versicherten, haben erste Probebohrungen für den Konzertsaal ohne die entsprechende wasserrechtliche Genehmigung stattgefunden.

Aktivisten sehen Parallelen zu Hainburg

"Einige von uns sind auch in der Au dabei gewesen, und ich habe das Gefühl, dass es da eine große Parallelität gibt", meinte Raja Schwahn-Reichmann vom "Josefinischen Erlustigungskomitee". Dieses will gemeinsam mit weiteren Anrainerinitiativen ihre Aktionen fortsetzen. Geplant sind Mahnwachen sowie Besuche bei den Sängerknaben im Augarten-Palais. Sollten dann die Bauarbeiten starten - laut Sängerknaben ist der Beginn noch für heuer geplant - könnte es auch eine Besetzung der Baustelle geben.

Die Forderungen der Aktivisten: Für den Konzertsaal soll ein anderer Bauplatz gesucht werden. Der bisher nicht für Parkbesucher zugängliche Augartenspitz soll hingegen für die Allgemeinheit geöffnet werden.

Grüne unterstützen die Aktivisten

Erneut Unterstützung erhielten die Gegner am Dienstag von den Wiener Grünen. Deren Planungssprecherin Sabine Gretner forderte Bürgermeister Michael Häupl (S) in einer Aussendung auf, einen geeigneten und attraktiven Ersatzstandort für den Konzertsaal vorzuschlagen. Ein mögliche Alternative sei etwa das Nordbahnhofgelände, so Gretner. Häupl rügte indes die zuständigen Bundesbehörden wegen ihres Umgangs mit den Demonstranten. Zugleich ließ er aber keinen Zweifel an seiner Unterstützung für das Projekt: "Ich bin für eine Sängerknabenhalle auf diesem als Baufläche ausgewiesenen Grundstück."

Einen "Appell zur Deeskalation" richtet der nicht amtsführende VP-Stadtrat und geschäftsführende Bezirksparteiobmann der ÖVP Leopoldstadt, Norbert Walter, an die Besetzer: "Kampf-Parolen dienen nur dazu, weiteres Öl ins Feuer zu gießen und tragen ebenso wenig zur Beruhigung der Lage bei wie der von Komitee-Sprecherin Schwahn-Reichmann bemühte Vergleich mit der Hainburger Au."

FPÖ: Grüne halten nichts vom Rechtsstaat

Kritik an der Unterstützung durch die Grünen setzte es vonseiten der FPÖ. "Die professionellen Demonstranten der Grünen wollen ihre Zelte in diesem Sommer im Augarten aufbauen und ähnlich wie bei der kläglich gescheiterten Lobaubesetzung mit den selben 23 Hanseln zeigen, dass sie von rechtsstaatlichen Grundsätzen genau so wenig halten wie die Wiener Grünen von zu viel Mitbestimmungsmöglichkeiten ihrer Basis", meinte der Leopoldstädter FPÖ-Obmann Wolfgang Seidl in einer Aussendung.

(APA, Red. )

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