Schöne neue Wiener Schanigarten-Welt

Derzeit dürfen Schanigärten nur vom 1. März bis 30. November bestehen. Es gibt rund 1800 Gastgärten in Wien.
Derzeit dürfen Schanigärten nur vom 1. März bis 30. November bestehen. Es gibt rund 1800 Gastgärten in Wien.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Wirtschaftsstadträtin Brauner lässt Bezirke und Wirtschaftskammer aus vier Schanigartenmodellen wählen. Jene Variante, die die meiste Zustimmungen findet, soll bis Herbst gesetzlich beschlossen sein und für ganz Wien gelten.

Wien. Der Wiener ist ein Gastgartenmensch. Mit den ersten wärmenden Sonnenstrahlen im Frühling füllen sich die Gastgärten – und das bleibt so bis zum Winter, sofern es das Wetter erlaubt.

Manch einer würde wohl gern das ganze Jahr draußen sitzen, was derzeit aufgrund der dreimonatigen Wintersperre nicht möglich ist – die Diskussion um die Winterschanigärten dreht sich seit Jahren im Kreis. Während die Wiener Wirtschaftskammer und die grüne Vizebürgermeisterin, Maria Vassilakou, für eine ganzjährige Öffnung sind, sprechen sich manche Bezirke wie die Innere Stadt (ÖVP) oder Neubau (Grüne) dagegen aus. Wirtschaftstadträtin Renate Brauner (SPÖ) hat angekündigt, das Hickhack ein für alle Mal beenden zu wollen. Der erste Schritt ist eine Befragung aller Bezirke, der Wirtschaftskammer (Fachgruppen Gastronomie und Kaffeehäuser), der Wirtschaftsagentur, des Wien Tourismus und der Wiener Linien, die am Mittwoch gestartet ist. Bis Mitte Mai soll aus vier vorgeschlagenen Modellen der Schanigarten der Zukunft gewählt und ein dementsprechendes Gesetz bis September beschlossen werden.

Stehtische

Die Schmalspurwintergartenvariante: Vor dem Hintergrund eines totalen Rauchverbots in der Gastronomie ab Mai 2018 sollen in den Wintermonaten (Dezember bis Februar) Stehtische vor dem Lokal aufgestellt werden können. Sitzgelegenheiten darf es allerdings keine geben, und die Tische müssen außerhalb der Öffnungszeiten weggeräumt werden. Ein derartiger Stehtisch-Schanigarten soll auch nur bewilligt werden, wenn dieser nicht den saisonalen Nutzungen wie Maroni- oder Punschständen in die Quere kommt. Heizschwammerln sind zulässig, es muss aber eine extra Abgabe entrichtet werden. Wer Stehtische vor seinem Lokal im Winter haben möchte, der wird dafür Gebühren bezahlen müssen – immerhin hätten auch die Winterdienste mehr Arbeit, so eine der Argumentationen.

Mauerblume

Die etwas bequemere – aber noch immer abgespeckte – Wintergastgartenvariante könnten kleine Tische entlang der Hausmauer sein. Diese dürfen eine maximale Breite von einem Meter haben, dazu muss die Mindestgehsteigbreite von zwei Metern eingehalten werden. Diese Variante ist wohl vor allem aufgrund von Anregungen von Behindertenvertretern und dem Winterdienst entstanden. Auch dieses Modell sieht vor, dass alle Möbel außerhalb der Öffnungszeiten weggeräumt werden. Wegen der Lenkungswirkung ist eine eigene höhere Abgabe für die Winternutzung vorgesehen sowie eine extra Abgabe für eine eventuelle Beheizung.

Kurzer Winter

Mit dem Klimawandel wurden die kalten Wintertage in den vergangenen Jahren weniger – jetzt soll der Winter auch auf dem Papier verkürzt werden. Die Wintersperre könnte künftig nur noch zwei statt drei Monate betragen. Das Modell sieht einen Bewilligungszeitraum vom 1. Februar bis 30. November vor. Auch bei dieser Variante ist ein Entgelt für etwaige Heizschwammerln vorgesehen.

Für immer

Variante vier sieht eine ganzjährige Bewilligung der Gastgärten in ihrer eigentlichen Größe vor, für die Wintermonate Dezember, Jänner, Februar sollen aber extra Gebühren entrichtet werden.

Die ersten Reaktionen auf die Vorschläge waren durchwachsen. Während die Wirtschaftskammer und die Grüne Vassilakou eine Flexiblisierung begrüßten, zeigt sich der Bezirksvorsteher der Inneren Stadt, Markus Figl (ÖVP), enttäuscht und spricht von einer Placebo-Befragung. Ihm fehle die Diskussion über die Frage, ob öffentlicher Raum wirklich zu einem so großen Teil der Gastronomie zur Verfügung stehen soll. Weiters wundere er sich darüber, dass in allen vier Modellen Außenheizungen vorgesehen seien, habe doch die SPÖ Innere Stadt gerade einen Antrag für ein Verbot der Heizschwammerln eingebracht, um dem Klimawandel entgegenzuwirken.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.04.2016)

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