Schönbrunn: Lösung für ein schöneres Entree in Sichtweite

SCHLOSS SCHOENBRUNN
SCHLOSS SCHOENBRUNN(c) APA (FRANZ TRAGNER/C SKB)
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Vor dem Schloss braust der Verkehr vorbei. Dabei gab es schon viele Ideen, wie der Vorplatz touristenfreundlicher gestaltet werden kann. Es mangelt vor allem an Geld.

Wien. Im Streit um die Gestaltung des Platzes vor dem Schloss Schönbrunn und den geplanten Busparkplatz bahnt sich jetzt ein Kompromiss an. Christoph Chorherr, Planungssprecher der Grünen: „Wir führen eine Reihe von Gesprächen mit den Verantwortlichen und wollen eine deutliche Verbesserung der ursprünglichen Planungen erreichen. Und dies rasch.“ Details gab er nicht bekannt. Voraussichtlich werden die Grünräume größer und die Busplätze anders angeordnet. „Intelligent Busse schlichten“ nennt es der Planungschef.

Wie berichtet, wurde vor mehreren Monaten zwischen Stadt und der Schönbrunn Betriebsgesellschaft ein neues Konzept für den Vorplatz vereinbart. Also für jenen Bereich, der von der Schlossbrücke direkt vor dem Haupttor bis zur Grünbergstraße und zur U4-Station Schönbrunn reicht und über den die Besucher – sowohl jene, die mit der U-Bahn kommen, als auch die Touristen in Bussen – sich dem Schloss in der Regel nähern. Dieses Areal soll jetzt zu einem Busparkplatz umgestaltet werden. Im März war die Flächenwidmung dafür schon in der öffentlichen Auflage.

Doch dann legte sich der Bezirk quer. Zuerst Bezirkschefin Silke Kobald (VP), die von einem „fantasielosen Betonstreifen“ sprach und befürchtete, dass Hietzing der Busparkplatz Wiens werden könnte. „Außerdem entspricht das vorliegende Plandokument nicht den Kriterien im Sinne des Unesco-Weltkulturerbes“, sagt Kobald zur „Presse“. Mitte März befasste sich der Bauausschuss des Bezirks mit der Causa und forderte von der Stadt, die Flächenwidmung zurückzuziehen. Überraschend dabei: Alle Bezirksparteien unterstützten den Antrag, auch die Bezirksräte von Rot und Grün.

Für Schönbrunn-Chef Franz Sattlecker kam das Bezirksveto etwas überraschend. „Der Bezirk Hietzing war ja in die Diskussion eingebunden – und es ist auch unser Ziel, die Fläche so grün wie möglich zu machen. Die Busse verschwinden leider nicht von selbst.“

In vielen Weltstädten wird jedenfalls versucht, den Verkehr vor großen Museen oder Schlössern wegzubringen. In Wien führt aber eine der größten Einzugsstraßen, die Westeinfahrt, vierspurig am Schloss vorbei – mit dem entsprechenden Verkehr. Allen Versuchen, diesbezüglich eine Lösung zu finden, war bisher wenig Erfolg beschieden. Ende der Neunzigerjahre erstellte der renommiert Architekt Roland Rainer ein visionäres Konzept: Die Straße vor dem Schloss solle unterirdisch geführt werden. Gute Idee, aber zu teuer.

Dann gab es einen internationalen städtebaulichen Wettbewerb für das Areal vor dem Schloss, das Siegerprojekt präsentierte der damalige Planungsstadtrat Rudi Schicker Ende 2003 mit Freude: großer unterirdischer Busbahnhof, Besucherzentrum und Eingangsbereich, während oben großflächig begrünt wird. Zudem sollte die Straße gleich nach der Kennedybrücke vom Schloss weggeführt werden und künftig entlang der U4 verlaufen.

Doch es gab Widerstand, es wurde umgeplant – und das Siegerprojekt wurde nie umgesetzt. Die Stadt präferierte dann eine Minimalvariante: Nur der Platz unmittelbar vor dem Schlosseingang wurde leicht umgebaut. Das war 2005. Seither wird über den Umbau des restlichen Teils (ehem. Sportplatz, Apcoa-Parkplatz) diskutiert. Bis heute.

Der Hauptgrund, warum die Debatte um den Schönbrunn-Vorplatz so lang und fast skurril geführt wird, liegt wohl ganz banal an finanziellen Gründen. Die Schönbrunn Betriebsgesellschaft SKB wurde 1992 aus der Staatsverwaltung ausgegliedert und privatisiert. Sie muss seither nicht nur an den Eigentümervertreter, das VP-geführte Wirtschaftsministerium, Geld abliefern, sondern auch noch sparsam wirtschaften. Große Ausgaben für einen neuen Eingangsbereich müssen da wohlüberlegt sein.

Auf der anderen Seite steht die rote Stadt Wien, die ihrerseits nicht bereit ist, hier größere Beträge zu investieren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.04.2016)

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