Audimax-Bühnensturm: Keine "Störung einer Versammlung"

Der Bühnensturm der Identitären
Der Bühnensturm der Identitären (c) Armin Rudelstorfer
  • Drucken

Die ursprünglichen Anzeigen nach dem Sturm der "Schutzbefohlenen"-Aufführung wurden zurückgelegt. FPÖ-Chef Strache lobt unterdessen den "friedlichen Aktionismus".

Die Polizei hat zwar mehrere rechtsradikale Aktivisten ausgeforscht, die vorige Woche eine Theateraufführung an der Uni Wien gestürmt haben sollen. Die ursprünglichen Anzeigen wegen "Störung einer Versammlung" werden aber nicht weiterverfolgt, hieß es am Donnerstag. Ermittelt wird nur noch wegen Körperverletzung gegen Unbekannt. Unterstützung für die Störaktion kommt von der FPÖ.

Vorigen Donnerstag hatten Dutzende Aktivisten der rechtsradikalen "Identitären" die Bühne des Audimax der Wiener Universität gestürmt, wo Flüchtlinge gerade das Stück "Die Schutzbefohlenen" der Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek aufführten.

Theateraufführung ist keine Versammlung

Eine Handvoll Rädelsführer wurde laut Polizei zwar identifiziert. Die ursprünglichen Anzeigen wegen "Störung einer Versammlung" würden aber nicht weiter verfolgt, weil es sich bei der Theateraufführung nicht um eine Versammlung im Sinne des Versammlungsgesetzes gehandelt habe. Wegen Hausfriedensbruch wird ebenfalls nicht ermittelt, weil die Aktion selbst nicht mit einer Gewaltabsicht verbunden gewesen sei, hieß es bei der Wiener Polizei.

Damit könnten die rechtsradikalen Aktivisten mit Geldstrafen wegen "Störung der öffentlichen Ordnung" davonkommen - einer bloßen Verwaltungsübertretung. Im Raum steht allerdings noch der Vorwurf der Körperverletzung, weil nach einem Handgemenge zwischen Aktivisten und dem Publikum beide Seiten entsprechende Anzeigen gegen unbekannte Täter eingebracht hatten. Hier ermittelt das Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung.

Strache lobt "friedlichen Aktionismus"

Während SPÖ, Grüne und NEOS die Störaktion verurteilten, kam von der FPÖ Unterstützung. So teilte Parteichef Heinz-Christian Strache am Montag via Facebook ein Werbevideo der Aktivisten über die Aktion ("Komm in die Identitäre Bewegung") und lobte ihren "friedlichen Aktionismus". Strache hat 335.000 Fans auf Facebook und verschaffte dem Video damit binnen zwei Tagen mehr als 42.000 Views.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Josef Ostermayer
Österreich

Kulturminister: Kein Verständnis für "Verhetzer" Identitäre

Die rechtsextreme "Identitäre Bewegung" hat ein Transparent auf dem Burgtheater enthüllt. Der Minister wünscht sich einen Schulterschluss aller Parteien gegen die Gruppe.
"Identitäre" protestierten wieder gegen "Die Schutzbefohlenen"
Wien

"Identitäre": Protest-Aktion am Dach des Burgtheaters

Die "Identitäre Bewegung" hat wieder gegen eine Aufführung der "Schutzbefohlenen" protestiert. Die Vorstellung verlief allerdings ungestört.
IDENTIT�RE ST�RMTEN JELINEK-AUFF�HRUNG VON FL�CHTLINGEN
Wien

Bühnensturm: Rechtsextreme suchen Öffentlichkeit

Identitäre störten Theatervorstellung. Die Aktion deckt sich mit Beobachtungen des Staatsschutzes: Im Windschatten der Asylkrise werben Rechtsextreme für sich.
Wien

Bühnensturm: Polizei identifiziert Verdächtige

Mitglieder der "Identitären Bewegung" stürmten während der Aufführung der "Schutzbefohlenen" die Bühne. Es gibt erste Anzeigen wegen "Störung einer Versammlung".

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.