Berufsmesse für Flüchtlinge

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THEMENBILD: AMS/SITUATION AM ARBEITSMARKTAPA/ANDREAS PESSENLEHNER
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Zwei Drittel aller arbeitssuchenden Flüchtlinge sind in Wien gemeldet. Die erste Berufsmesse für Flüchtlinge am 29. Juni soll ihnen nun bei der Suche helfen.

Wien. 15.500 Menschen. So viele anerkannte Flüchtlinge und subsidiär Schutzberechtigte (Menschen, die aufgrund der Gefahr in ihrer Heimat nicht abgeschoben werden können) sind derzeit beim AMS Wien vorgemerkt. Das heißt, sie suchen bereits einen Job oder werden einen suchen, sobald ihre Deutschkenntnisse es erlauben. Das sind immerhin 66 Prozent, also genau zwei Drittel aller arbeitssuchenden Flüchtlinge im Land.

Um den Menschen bei der Suche zu helfen, findet nun am 29. Juni erstmals eine Berufsmesse für Flüchtlinge in Wien statt. Initiatoren der Messe Chancen:reich sind zwei Wiener Jungunternehmer. Leo Widrich hat das Start-up Buffer aufgebaut (und lebt seither die meiste Zeit in San Franciso) Stephanie Cox ist selbstständige Unternehmensberaterin und wohnt in Berlin. Beide hätten bei einem Heimurlaub die Idee für die Messe geboren, nachdem sie in einer Notunterkunft geholfen hatten. Innerhalb kürzester Zeit (die Planung begann erst im März 2016) fanden sie wichtige Partner: Das AMS Wien sowie die Wirtschaftsagentur Wien, ebenso große Handelsunternehmen wie Rewe und Spar, die Bäckerei Ströck und das Technologieunternehmen Siemens. Insgesamt sind es bereits 20 Unternehmen, die auf der Messe im Museumsquartier einen Stand haben werden. Weitere werden noch gesucht. In Wien seien derzeit vor allem Jobs in der Gastronomie, im Dienstleistungsbereich (Handel) sowie im Gesundheitswesen offen, sagt Petra Draxl, Chefin des AMS Wien. Fachkräfte in der Technologiebranche werden vor allem in den Bundesländern gesucht, weswegen das AMS Wien auch versucht, Flüchtlinge in die Bundesländer zu vermitteln. „Man muss sehr spezifisch schauen“, sagt Draxl. Wo könne etwa ein Saatgut-Spezialist Arbeit finden. Welche Berufe bei den Flüchtlingen besonders oft vorkämen, könne sie noch nicht sagen, da die Abklärung der beruflichen Qualifikationen („Kompetenzchecks“) noch laufen. Derzeit würden etwa 150 Flüchtlinge im IT-Bereich einen Job suchen, 40 als Apotheker und auch einige als Lehrer. Für Unternehmer bietet das AMS mehrmonatige Programme, in denen Firmen die Arbeit der Flüchtlinge testen können. Die Arbeitssuchenden seien vor allem Syrer (ca. 6000) gefolgt von Afghanen (ca. 3500), wobei Letztere besonders häufig unter 25 Jahre seien und eine geringe Ausbildung hätten.

Daher müsse man genau in diese investieren, damit sie keine Hilfsarbeiter werden, so Draxl. Derzeit will Wien etwa 40 Lehrlinge nach Kärnten in Technologiejobs vermitteln. Bei der Berufsmesse wird es neben den Infoständen auch Workshops geben, plus Rat von Personen, die bereits einen Job haben. „Seit Anfang 2016 hat das AMS Wien mehr als 1000 Flüchtlinge an Wiener Betriebe vermittelt“, so Draxl. (win)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.05.2016)

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