Public Viewing: Vorbereiten auf einen Monat Fußballfest

Wien, Donaukanal, Strandbar Hermann, Public Viewing
Wien, Donaukanal, Strandbar Hermann, Public ViewingKarl Thomas / allOver / picturedesk.com
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Die Strandbar-Macher erschließen Aspern: Mitten auf dem Feld bei der Seestadt findet eines der großen Public Viewings statt. Davon gibt es auch diesseits der Donau einige: am Kanal, im WUK oder im Kursalon Hübner.

Wien. Ob die alternative Variante im WUK, mit Sand am Donaukanal oder vor der gigantisch großen Leinwand auf dem Rathausplatz: Sehr voll waren die Public-Viewing-Orte in Wien bei den Welt- und Europameisterschaften fast immer. Dieser Tage laufen in ganz Wien, in Beiseln, im eleganten Palais, in PR-Büros oder auf dem Badeschiff, die Vorbereitungen für die diesjährigen Freiluftübertragungen voll an.

Und da gibt es in Wien auch Neues. Zur Europameisterschaft, die am 10. Juni startet und einen Monat später endet, wagt nun eine der großen Public-Viewing-Expertinnen den Schritt über die Donau: Die Strandbar Herrmann wird, mit der Erfahrung von fünf Public Viewings am Donaukanal, erstmals weit, weit draußen in der Donaustadt, unweit der Seestadt Aspern, zum ersten großen Public Viewing in den 22. Bezirk laden.

Ab 10. Juni können Fußballfans auf dem sogenannten urbanen Feld (welch schön-paradoxer Name) bei der U2-Station Aspern Nord (Ausgang: Ostbahnbegleitstraße) sämtliche EM-Spiele auf drei großen LED-Screens verfolgen. Bis zu 2000 Fans finden hier auf Herrmann-Liegestühlen oder auf Bierbänken Platz. „Wer soll da hinkommen?“, fragte Strandbar-Geschäftsführer Rudi Konar bei der Präsentation auf der noch gänzlich unbespielten Wiese – rein rhetorisch natürlich: Die Frage habe er bei der Eröffnung der Strandbar auch gehört – und kurz darauf war sie überlaufen.

Liegestühle für die Seestadt

Ähnlich optimistisch zeigt sich Konar nun auch in Aspern. Für die mittlerweile 6600Bewohner der Seestadt, die nur ein kurzer Fußmarsch über Wiesen von der künftigen Location trennt, werde der Strandbar-Ableger sicher attraktiv sein, wahrscheinlich auch für manch anderen Donaustädter. Ob Fans aus der Stadt kommen, wird sich weisen. Zwar ist die Anbindung dank U2 gut, die Fahrt aber doch ziemlich lang. Rechnen können die Fußballfans in Aspern jedenfalls mit Bewährtem vom Kanal: freiem Eintritt, Foodtrucks (Crêpes, italienischem, indischem Essen und natürlich Burgern), großen Bildschirmen, DJs. Und vielleicht mit mehr Platz als drinnen in der Stadt.

Die Locations werden mehr

Und für den Fall, dass das mit der Anreise der Massen aus der Stadt nach Aspern nichts werden sollte – ein Erfolg ist den Machern diesseits der Donau ohnehin so gut wie sicher:

  • In der Strandbar Herrmann fahren Konar und sein Team auch heuer wieder das bewährte Programm auf: 23-Quadratmeter-Leinwand, freien Eintritt, Liegestühle. Obwohl eine der bestbesuchten Public-Viewing-Locations Wiens, habe das Team, so Konar, heuer schon überlegt, das nicht mehr zu machen. Schließlich seien die Kosten mit 30.000 Euro Miete für die Leinwand, Securitys, Notarzt oder Reinigung doch erheblich. Außerdem sei es, angesichts der mittlerweile großen Zahl an Public Viewings, fast reizvoll gewesen, die Strandbar als eine Art fußballfreie Oase anzubieten. „Aber, das Fußballschauen in der Strandbar ist jetzt schon so eingeführt“, sagt er, dass dann doch niemand die lauen Fußballabende mit Strandfeeling missen wollte.

    Mittlerweile verteilen sich die Wiener Fans aber auf viele Locations in der Stadt, schon während der WM 2014 in Brasilien habe man das gemerkt – und die Strandbar musste zum ersten Mal nicht wegen Überfüllung gesperrt werden. Auch heuer erwartet Konar keinen so enormen Andrang wie in den ersten Jahren – und hofft aber vor allem, dass die Österreicher weit kommen, um gute Fußballfeste zu feiern.

Rathausplatz als Fan-Arena

  • Solche werden im Juni und Juli auch auf dem Rathausplatz stattfinden: Dort ist die „größte Fan-Arena“ der Stadt geplant – und vor allem dieses Massenevent wird von den kleineren Locations wohl Besucher abziehen. Stadt Wien und ORF veranstalten auf dem Rathausplatz ein Public Viewing mit 100-Quadratmeter-Leinwand, Programm – etwa Analysen oder anderen Produktionen rund um die EM – ab dem Vormittag und Catering von Do & Co. Die Veranstalter erwarten sich (bei freiem Eintritt) bis zu 25.000 Passivsportler pro Tag auf dem Rathausplatz.

    An den acht spielfreien Tagen werden auf der Leinwand übrigens internationale Konzertfilme gezeigt– um vielleicht jene zu vertrösten, die auf das Wiener Filmfestival auf dem Rathausplatz warten, das heuer wegen der EM erst am 14. Juli beginnt.

  • Kleiner als jenes auf dem Rathausplatz ausfallen werden jedenfalls die übrigen Public Viewings: Am Donaukanal, einer der etabliertesten Locations zum Outdoor-Fußballschauen, werden die Spiele auf großer Leinwand etwa vor dem Flex, am Tel Aviv Beach oder auf dem Sonnendeck des Badeschiffs übertragen.
  • Bei der Adria Wien werden sich heuer wieder, zumindest bei den Spielen ihres Nationalteams, die Deutschland-Fans treffen: Die „Piefke Connection“, ein Netzwerk von Exildeutschen in Österreich, wird dort ihre „Piefke Public Viewings“ veranstalten. Initiator Jockel Weichert kündigt auch bundesdeutsch-inspiriertes Rahmenprogramm an: einen Currywurststand zum Beispiel. Außerdem werden die Matches der Deutschen mit fachkundigem Kommentar von ZDF und ARD übertragen.

Vom Hof ins Palais oder Beisl

Diejenigen unter den heimischen Zuschauern, die noch immer die alte Fußballfeindschaft zu den Deutschen pflegen, sollten sich an deren Spieltagen wohl eher andere Locations suchen. Davon gibt es ohnehin genug:

  • Open Air zum Beispiel auf dem Uni-Campus Altes AKH.

  • Das alternative EM-Quartier im WUK, bei dem alle Spiele in- und outdoor übertragen werden und ein kritisches Rahmenprogramm zu Kommerz oder Fankultur ergänzt wird.
  • Oder, eleganter, im Kursalon Hübner im Stadtpark, bei dem man auf der Terrasse gediegen essen und auf einer 21-Quadratmeter-Leinwand Fußball schauen kann. Platz ist dort auf der Terrasse für rund 300 bis 500 Gäste. Bei Schlechtwetter werden die Spiele im Inneren gezeigt, der Eintritt ist auch hier, wie übrigens in allen Locations, frei.

  • Wer den kleineren Rahmen vorzieht, hat dazu in etlichen Beiseln und Lokalen die Gelegenheit: Sämtliche Spiele übertragen werden etwa im Chelsea (Gürtelbögen), im Hawidere (Ullmannstraße 31, 1150), im Molly Darcy's (Teinfaltstraße6, 1010) oder im Charly P's (Währinger Str. 3, 1090).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.05.2016)

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