Zugangssperren für U-Bahn?

Symbolbild.
Symbolbild.(c) Fabry Clemens
  • Drucken

Wien. Der Stadtrechnungshof empfiehlt Zugangskontrollen, um das Schwarzfahren zu erschweren. Die Wiener Linien winken ab.

Wien. Der Wiener Stadtrechnungshof hat in einem neuen Prüfbericht das System der Fahrscheinkontrollen der Wiener Linien und die Gebühren für das Schwarzfahren unter die Lupe genommen. In dem am Donnerstag veröffentlichten Bericht empfiehlt er den Wiener Linien, die Einführung eines geschlossenen Systems mit Zugangssperren zu den U-Bahnen zu prüfen.

Der Stadtrechnungshof regt in dem Bericht an, Berechnungen über die Wirtschaftlichkeit von baulichen Maßnahmen zur Errichtung eines geschlossenen Betriebssystems anzustellen. Solche Systeme, wo man die U-Bahn ohne Ticket gar nicht betreten kann, gibt es etwa in London, Paris oder New York.

Wiener Linien: Zu eng

In einer Stellungnahme argumentieren die Wiener Linien aber, dass die Errichtung von Sperren in vielen Stationen (z. B. bei den Otto-Wagner-Stationen auf den Linien U4 und U6) aufgrund der Enge oft baulich nicht möglich sei und die Barrierefreiheit dadurch gefährdet würde. Außerdem zeigten Erfahrungen aus anderen Städten, dass trotzdem nicht auf Kontrollpersonal verzichtet werden könne. Die Mehrgebühren, die Benutzer zahlen müssen, wenn sie beim Schwarzfahren erwischt werden, stiegen im Prüfungszeitraum von 2009 bis 2013 von 70 auf 103 Euro an. Damit liegt Wien im europäischen Vergleich im Mittelfeld: In anderen europäischen Großstädten bewegten sich die Gebühren im Jahr 2012 zwischen 38 Euro (Amsterdam) und 200 Euro (Brüssel).

Um den Bearbeitungsaufwand zu senken, empfiehlt der Stadtrechnungshof, durch einen „Barzahlerbonus“ den Anreiz, sofort zu bezahlen, zu erhöhen. Wer derzeit bei einer Kontrolle keinen gültigen Fahrschein hat, zahlt 103 Euro – egal, ob bar oder mittels Erlagschein innerhalb von drei Tagen.

Empfohlen wird außerdem, die Bezahlung mit Bankomatkarte zu ermöglichen, um den Ablauf zu beschleunigen und „allfälliges Konfliktpotenzial zu reduzieren, das bei der Begleitung von Fahrgästen zur Bargeldbehebung besteht“. Rund zwölf Prozent der erwischten Schwarzfahrer bezahlten im Zeitraum von 2009 bis 2013 bar, 39 Prozent innerhalb der vorgegebenen Frist per Erlagschein oder beim Kundendienst. Knapp die Hälfte der Forderungen mussten eingemahnt werden, 17Prozent blieben uneinbringlich.

Hohe Kosten für Kontrollen

Die Einnahmen aus den Mehrgebühren betrugen im Prüfungszeitraum durchschnittlich 7,95 Millionen Euro pro Jahr. Die jährlichen Personalkosten für die Mehrgebührenabwicklung beliefen sich auf 8,64 Millionen Euro – womit sie die Einnahmen um rund 0,68 Millionen Euro überstiegen. Aufgrund des offenen Systems und wegen ihrer Präventivwirkung seien die Fahrscheinkontrollen aber unerlässlich, betont der Stadtrechnungshof.

Effektiver als die Linienkontrollen, bei denen einzelne Kontrolleure unterwegs sind, sind die Schwerpunktkontrollen großer Teams bei den Ausgängen der Stationen. Angeregt wird, diese Kontrollen auszuweiten. (APA, red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.05.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Archivbild: Derzeit benötigt man kein Ticket um in eine Wiener U-Bahnstation zu kommen
Wien

Wiener U-Bahn: Stadt-Rechnungshof für Zugangskontrollen

Der Stadt-Rechnungshof schlägt die Prüfung eines "geschlossenen Systems" vor, in dem man U-Bahnstationen nur mit Fahrschein betreten kann. Die Wiener Linien sehen das kritisch.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.