Krankenhaus Floridsdorf: Weitere Station wird geschlossen

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Symbolbild.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die Sommerbettensperre der I. Medizinischen Station soll im Herbst in eine dauerhafte Schließung übergehen. Die Ärzte der Abteilung laufen gegen die Entscheidung Sturm und befürchten eine „Gefährdung der Patientensicherheit“.

Wien. Für großen Unmut unter der Belegschaft sorgt derzeit die geplante Schließung der I. Medizinischen Station der Internen Abteilung im Krankenhaus Floridsdorf. Wie die ärztliche Direktion in einem der „Presse“ vorliegenden Brief an die Abteilung mitteilt, wird „in Verantwortung gegenüber dem Budget der Stadt Wien und in Absprache mit der Generaldirektion die ab 26. Mai 2016 geplante Sommerbettensperre der I. Medizinischen Station bereits ab Herbst 2016 in eine dauerhafte Sperre umgewandelt“.

Inhaltlich diene diese Maßnahme „der rechtzeitigen Übernahme der zukünftigen Abteilungsstruktur im Krankenhaus Nord mit dem Schwerpunkt als gastroenterologisches Kompetenzzentrum“. Geplant war diese Schließung eigentlich für 2017, also mit der Eröffnung des Krankenhauses Nord.

In dem von Primar Gernot Sommer unterzeichneten Brief steht darüber hinaus, dass sich nach Auswertung der Auslastungszahlen bereits 2015 die Notwendigkeit ergeben habe, die anfangs befristete Sperre der III. Chirurgischen Station in eine dauerhafte Sperre umzuwandeln. Dank der Unterstützung aller Mitarbeiter habe dadurch die chirurgische Abteilung „frühzeitig die Struktur des Krankenhauses Nord übernehmen können“ und sei jetzt „optimal auf die Übersiedlung vorbereitet“. Schließlich werde das Krankenhaus Floridsdorf das „zukünftige Herz“ des Krankenhauses Nord sein.

„Ziemliche Betroffenheit“

Mit „Erstaunen und ziemlicher Betroffenheit“ reagiert nun das ärztliche Team der Internen Abteilung auf die Bekanntgabe der dauerhaften Schließung der I. Medizinischen Station. In einem der „Presse“ vorliegenden Brief an die Krankenhausleitung schreiben die Mitarbeiter, dass „diese Entscheidung ohne Konsultation der betroffenen Mitarbeiter erfolgte, deren Expertise und Mitarbeit offensichtlich weder vorgesehen noch erwünscht war“.

Auch die Begründung einer frühzeitigen Übernahme der Abteilungsstruktur überzeugt die Belegschaft nicht. „Im Krankenhaus Nord sind unserer Abteilung 64 Betten auf zwei Normalstationen zugeteilt“, schreiben die Mitarbeiter. „Derzeit verfügt die Interne Abteilung im Krankenhaus Floridsdorf über insgesamt 70 Normalbetten auf drei Normalstationen.“ Eine definitive Schließung der ersten medizinischen Station würde daher zum Verlust von 20 Betten führen und damit die Gesamtzahl der Normalbetten auf 50 reduzieren. Das stelle allerdings keine „Übernahme der zukünftigen Abteilungsstruktur“ dar, sondern deren „deutliche Unterbietung“ – es bedeute eine Bettenreduktion auf etwa 72 Prozent des bisherigen Standes.

„Gefährdung der Versorgung“

„Offensichtlich geht die kollegiale Führung von der irrigen Annahme aus, dass der Auslastungsgrad der Abteilung selbst in den Monaten von Oktober bis April unter 71 Prozent liegt, da man ansonsten annehmen muss, dass für die belastungsreichen Wintermonate eine Überbelegung der Internen Abteilung mit Gangbetten nicht nur billigend in Kauf genommen, sondern geradezu eingeplant wird“, heißt es weiter. Dies sei besonders angesichts der räumlichen Enge auf den verbleibenden zwei Stationen eine „schwer nachvollziehbare Strategie, der unsererseits erhebliche Sicherheitsbedenken entgegenstehen. Wir Ärzte der Internen Abteilung sehen unter diesen Umständen eine konkrete Gefährdung der adäquaten Patientenversorgung und Patientensicherheit in den Wintermonaten auf uns zukommen.“ Erschwerend komme hinzu, dass auf Bettenreduktionen „meist Personalreduktionen wie das Amen im Gebet“ folgten. „Eine Ressourcenreduktion, die uns auf ein Niveau drückt, das deutlich unter der zukünftigen Abteilungsstruktur liegt, kann einer adäquaten Vorbereitung auf zukünftige Herausforderungen im neuen Haus nicht nur nicht dienlich sein, sondern gefährdet im Gegenteil das Erreichen dieser Ziele.“

Wie frustriert die Ärzte sind, zeigen auch interne E-Mails, in denen von einem „Überfahren sondergleichen“, einer „Demontage der Gesundheitsversorgung“, „Farce“, „Spitze des Eisbergs“ und von „überfallsartigen Sperren“ die Rede ist. Um weitere Schließungen zu verhindern – zuletzt wurde unter anderem die dauerhafte Sperre von zwei Stationen (48 Betten) im Otto-Wagner-Spital bekannt –, fordern die Ärzte sogar, dass sich „alle Krankenhäuser zusammentun und sich zusätzlichen Protestmaßnahmen anschließen“.

Auf einen Blick

Streit. Im Krankenhaus Floridsdorf wird die ab 26. Mai geplante Sommerbettensperre der I. Medizinischen Station der Internen Abteilung bereits ab Herbst in eine dauerhafte Sperre umgewandelt. Mit „Erstaunen und ziemlicher Betroffenheit“ reagieren die Ärzte auf diese Maßnahme und sehen „eine konkrete Gefährdung der adäquaten Patientenversorgung auf uns zukommen“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.05.2016)

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