Die neue alte Hohe-Wand-Wiese

Freie Fahrt zum Muttertag auf der Sommerrodelbahn
Freie Fahrt zum Muttertag auf der Sommerrodelbahn(c) MA 51
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Abschied von 100 Jahren Tradition. Künftig kann man in Penzing nur mehr rodeln statt wedeln – und Mountainbike fahren. Skisport wird fast nur noch auf Plastikmatten möglich sein.

Wien. Alles neu macht der Juni auf der Hohen-Wand-Wiese in Penzing. Nach jahrelangen Streitereien zwischen der Stadt Wien als Eigentümer und dem ehemaligen Pächter, High Hills, hat das Freizeitareal jetzt neue Betreiber.

Für den symbolischen Betrag von rund 500 Euro im Jahr ist nun der neu gegründete Mountainbikeverein Hohe Wand Wiese rund um Alexander Arpaci und Horst Marterbauer für das Sportareal zuständig. Die Verträge mit der Stadt wurden vor zwei Wochen unterzeichnet, das neue Konzept am Freitag präsentiert: Die Sommerrodelbahn soll auf jeden Fall bleiben und wurde auch schon wieder in Betrieb genommen. Die Gastronomie wurde herausgeputzt, die Speisekarte überarbeitet. Künftig wird das Lokal für Kindergeburtstage und Events buchbar sein. Kern des neuen Konzepts: Bis 2017 sollen Mountainbiketrails gebaut werden, die idealerweise ganzjährig genutzt werden können. Die neuen Pächter träumen von einem „Mountainbikezentrum, das 170.000 Mountainbiker ansprechen soll“.

Ski fahren ohne Schnee

Trotz wenig Schneefalls in der Vergangenheit ist der Betrieb des Skilifts weiterhin Bedingung seitens der Stadt. Dieser soll künftig aber nur dann in Betrieb gehen, wenn genug Schnee fällt – was in den vergangenen Jahren nicht der Fall war. Eine künstliche Beschneiung ist nicht mehr vorgesehen – die alten, ständig defekten Schneekanonen sollen nicht mehr zum Einsatz kommen. Skifahren für Kinder soll aber trotz Schneemangels und Plusgrade im Winter auf der Hohen-Wand-Wiese künftig möglich sein. Statt einer Piste wird auf Plastikmatten gerodelt und Bogerl gefahren.

Die Matten sollen im unteren Teil der bisherigen Skipiste ausgelegt werden, die Sommerrodelbahn wird dafür im Winter ein Stück zurückgebaut. Gemeinsam mit der Skischule Wien sollen dort dann Kinderskikurse angeboten werden.

(c) Die Presse

Und so soll jenes Areal, das sich 100 Jahre lang als Wiener Wintersport-Spot in das kollektive Gedächtnis der Bevölkerung eingebrannt hat, in einer künstlichen, abgespeckten Version weiterhin an das erinnern, was es einst war: Hier wurde 1897 der Erste Wiener Ski-Club gegründet, es gab die erste Beschneiungsanlage Österreichs und die erste Flutlichtanlage Europas. Etliche Wiener haben hier auf der 400 Meter langen und 80 Meter breiten Piste Ski fahren gelernt – oder haben hier ihre Wochenenden auf Skikurzurlaub in der Stadt verbracht.

Skigebiet der Wiener

Die Empörung war darum groß, als der Lift dieses Jahr nun schon die zweite Saison stillstand. Als Grund nannte der ehemalige Pächter, Martin Dolezal, den Klimawandel. „Derzeit ist kein Winterbetrieb“, hieß es auf der Facebook-Seite des Betreibers. Weiters: „Die vergangen beiden Jahre mit hohen Temperaturen und wenigen Frosttagen haben einen Schneebetrieb leider unmöglich und wirtschaftlich nicht mehr vertretbar gemacht. Das sind die Tatsachen, die man leider akzeptieren muss.“

Akzeptanz fand der Betreiber, der das Areal seit 2011 von der Stadt gepachtet hatte, aber ganz und gar nicht: Etliche Bürger beschwerten sich im Büro des zuständigen Sportstadtrats Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) – der dann veranlasste, dass die Anlage in den Schulferien beschneit werden müsse. Doch die Bemühungen machte der milde Winter zunichte, der wenige Schnee schmolz in Kürze – der viel erhoffte Kälteeinbruch blieb auch weiterhin aus.

Dolezal warf nach der vergangenen Saison im Frühling das Handtuch. Ein Grund war auch, dass er von Mailath-Pokorny die geforderten Förderungen für das Areal nicht zugesprochen bekam. Auch der neue Pächter muss ohne Subventionen auskommen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.06.2016)

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