Nach FP-Häme: NS-Opfer Zawrel erhält Schule

FPÖ hat zuvor heftig gegen Friedrich Zawrel geätzt.

Wien. Üblicherweise sind Schulbenennungen in Wien Routineangelegenheiten – anders im Fall der NMS Hörnesgasse in Wien-Landstraße. Diese wurde gestern nach Friedrich Zawrel benannt, dem wohl bekanntesten Überlebenden der NS-Euthanasieanstalt Am Spiegelgrund, was vorab zu Kontroversen mit der FPÖ geführt hatte.

Der aus ärmlichen Verhältnissen stammende Zawrel war als Kind in der Anstalt Am Spiegelgrund in Wien unter anderem medizinischen Experimenten ausgesetzt. Später trug Zawrel zentral zur Aufarbeitung und zur Anklage gegen den NS-Arzt Heinrich Gross bei, der sich jedoch wegen angeblicher Demenz einem Prozess entzog.

Die FPÖ Landstraße empörte sich vor der Schulbenennung über die Wahl: Der im Vorjahr verstorbene Zawrel sei nach der NS-Zeit wegen Diebstählen und Einbrüchen zu insgesamt 17,5 Jahren Haft verurteilt worden. Er sei bestenfalls als Namensgeber für eine Bewährungshilfeeinrichtung geeignet.

Es folgten entsetzte Reaktionen, zuletzt von Justizminister Wolfgang Brandstetter (ÖVP): Zawrel habe „ein Vermächtnis hinterlassen“ und „viel zu lang Unrecht ertragen“. Und: Seine Vorstrafen seien getilgt – der Vorwurf daher unzulässig. (APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.06.2016)

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