Public Viewings: Nur das Wetter spielt(e) nicht mit

FUSSBALL-EM 2016: PUBLIC VIEWING AM RATHAUSPLATZ IN WIEN
FUSSBALL-EM 2016: PUBLIC VIEWING AM RATHAUSPLATZ IN WIEN(c) APA/HANS PUNZ
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Seit der Heim-EM gab es noch nie so viele Public-Viewing-Locations in Wien wie in diesen Wochen – und die sind bei den Topspielen mehr als voll. Eine Zwischenbilanz.

Wien. Es gibt Abende, an denen wirkt Wien, als wären sämtliche Bewohner der Stadt unterwegs. Egal, wohin man geht, Rathausplatz, WUK, Donaukanal, Altes AKH, in die Beiseln der inneren Bezirke oder sogar zum Hauptbahnhof: An den Spieltagen der Österreicher waren dort Massen an Fußballfans, die Sitzplätze waren rar. Das gnädige Wetter, die Regenbogenparade am Nachmittag sind am Samstag noch dazugekommen – und es herrschte Volksfeststimmung bis in die Nacht.

Heute Abend dürfte es wohl ähnlich zugehen, ab 18 Uhr spielt das Nationalteam gegen Island. Auch abgesehen von den Highlight-Spielen der Österreicher und der Deutschen: Nach zwölf Spieltagen, trotz zeitweise Schlechtwetter und so vielen Public-Viewing Locations, wie es seit der Heim-EM 2008 in Wien nie gab, ziehen die meisten Veranstalter eine durchwegs positive Zwischenbilanz. Zumindest bis auf Regentage, an denen an den Outdoor-Locations freilich wenig los war. Auf dem Rathausplatz, der größten Fanzone Wiens, wurden am bisherigen Spitzentag, dem Samstag, als Österreich auf Portugal traf, während des Spiels 13.400 Menschen gezählt. Der Platz war voll, hinein kam man nur mehr, wenn andere die Arena verließen. Über den Tag verteilt (da fand allerdings auch die Regenbogenparade statt) waren es 24.500 Besucher in der Fan-Arena.

Überfüllter Rathausplatz

Aber auch an anderen Spieltagen wurden dort schon gesamt 17.000 Menschen auf dem Rathausplatz gezählt. Obwohl das Wetter seit Beginn der EM nur teilweise mitgespielt hat und das Interesse an der Fanzone vor allem auch vom Wetter abhängt, sei man bisher zufrieden, heißt es vom Stadt-Wien-Marketing: Im Schnitt wurden pro Tag mehr als 10.000 Menschen gezählt.

Und diese 10.000 fehlen offenbar an den übrigen Locations in Wien nicht: Sowohl die größeren Veranstalter als auch kleine Beisel sind durchwegs zufrieden – hoffen aber auf besseres Wetter.

Hatten manche der Veranstalter am Donaukanal etwa wenige Wochen vor der EM noch die Sorge, ob sich das Public Viewing heuer, angesichts der Vielzahl an Locations, überhaupt auszahlt, so ist das nun kein Thema mehr: „Beides läuft super“, sagt etwa Rudi Konar von der Strandbar Herrmann, der mit seinem Team heuer neben dem bewährten Public Viewing am Donaukanal auch eines in Aspern veranstaltet: Vor allem bei den Spielen der Österreicher und der Deutschen waren die Liegestühle voll – im Fall Strandbar Herrmann sehr viel mehr als voll – auch Aspern hat sich bewährt. An guten Tagen seien an beiden Locations je rund 2000 Besucher gewesen.

„Und jetzt wird es sowieso schön“, hofft Konar, dass diese sehr gut besuchten Tage nun mehr werden. Überhaupt ist der Donaukanal, besonders an deren Spieltagen, so etwas wie eine inoffizielle Fanmeile der Deutschen. Das liegt vielleicht auch an den Piefke-Public-Viewings an der Adria Wien. Dort haben sich bei den Deutschland-Spielen bisher stets rund 800 bis 1000 Besucher getroffen – vor allem Deutsche, darunter ein paar Österreicher, um die jeweils gegnerische Mannschaft anzufeuern, wie Initiator Jockel Weichert sagt – der nun natürlich auf ein Aufeinandertreffen Österreich–Deutschland hofft. Ausschreitungen fürchtet er da nicht, das mit der alten Fußballfeindschaft, das habe sich mittlerweile ziemlich erledigt.

200.000 bei Public Viewings

Apropos emotionale Fans: Jene der Teams der Türkei, Kroatiens oder zuletzt Albaniens haben bei den Matches ihrer Teams Ottakring teilweise zur Fanzone erklärt: mit nächtlichem Auto-Corso, samt Hupkonzert und Tanzen auf den Kreuzungen oder Schlachtgesängen, die durch die Grätzel schallen. Nennenswerte Zusammenstöße gab es bisher nicht.

In Summe, so schätzt der ORF, der die Lizenzen vergibt, sehen jedes EM-Spiel rund 200.000 Menschen in Österreich öffentlich auf Plätzen oder in Lokalen, Lizenzen wurden für 370 Veranstaltungsorte beantragt.

TIPPS

Die Großen. Wer sich gern in Massen drängt, lieber gemeinsam feiert als Spielzüge analysiert und nichts gegen Schlachtgesänge hat, dem sei bei Topspielen der Rathausplatz empfohlen. Sehr voll werden wird es heute am Donaukanal, vor allem bei der Strandbar oder, alternativer, beim Flex oder der Grellen Forelle. Oder (Achtung: Früh kommen, bei Überfüllung wird gesperrt) das WUK. Ebenfalls ein Tipp für jene, die gern in der Menge schauen: das Alte AKH. Wer gute Sicht oder einen Tisch in einem Gasthaus will, sollte sehr früh kommen.

Die Gemütlicheren. Ebenfalls mit großer Leinwand und Liegestühlen, aber gemütlicher: das Public Viewing in Aspern, das sich – obwohl abgelegen – bisher bewährt hat. Besonderer Tipp: das gemütlich-charmante Public Viewing auf dem Platz vor der Altlerchenfelder Kirche im siebten Bezirk.

Bewährte Kleine. Intimer, aber gut besucht, hat sich das Public Viewing in etlichen Beiseln der Stadt bewährt: etwa im Anzengruber, Brickmakers, Hawidere oder im Polkadot. Eleganter lässt sich das Match im Kursalon Hübner verfolgen. Ruhiger, vor allem bei Sonne, das kühle Kino-Ambiente des Schikaneder.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.06.2016)

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