Die Neugestaltung des Vorfelds von Wiens erster Touristenattraktion stößt auf Kritik: Der Bezirk Hietzing und bekannte Stadtplaner haben nun eine Alternative erarbeitet, die unterirdische Pkw-Parkplätze vorsieht.
Wien. Vorfeld heißt er einfach. Was ziemlich unspektakulär klingt, ist seit Jahren auch ziemlich unattraktiv: Jener Bereich von der Schlossbrücke über die U4-Station bis zur Grünbergstraße, über den sich die meisten Besucher dem Schloss Schönbrunn nähern.
Jetzt, da sich die jahrelang diskutierte Neugestaltung dieses Vorfelds – die unter anderem einen Parkplatz für 72 Busse und 230 Pkw vorsieht – der Realisierung nähert, hat sich Widerstand dagegen formiert. Sowohl im Bezirk Hietzing – der geschlossen dafür votierte, den Flächenwidmungsplan des Projekts zurückzuziehen und neuerlich zu überarbeiten – als auch in der Fachwelt, sprich unter Architekten.
Gemeinsam haben Bezirksvorsteherin Silke Kobald (ÖVP) und die renommierten Stadtplaner Architekt Manfred Wehdorn und Verkehrsplaner Werner Rosinak am gestrigen Mittwoch eine Alternative zur von Stadt und Schloss Schönbrunn Kultur- und Betriebsgesellschaft geplanten Neugestaltung des Entrees präsentiert. Wehdorn will zwar keine Kritik am Projekt üben, tut es aber doch, wenn er sagt, „dass man sicher vieles besser machen könnte.“ Das Schloss Schönbrunn „ist und bleibt das touristische Aushängeschild Österreichs“, sagt er. „Da geht es darum, die betonierten Flächen zu minimieren, ohne dass Parkraum verloren geht.“
Gelingen könnte das, so sieht es Wehdorns Entwurf vor, indem die Pkw-Parkplätze in eine Tiefgarage verlegt werden. Die Busse würden oberirdisch bleiben, aber reduziert („Eine Tiefgarage für Busse wäre zu teuer, da bin ich Realist“), allerdings würde der Busparkplatz um eineinhalb Meter abgesenkt, um die unschönen Reisebusse vor dem historischen Schloss optisch ein wenig verschwinden zu lassen. Dank der unterirdischen Parkplätze für die Pkw bliebe oberirdisch mehr Platz für Grünflächen (als in den offiziellen Plänen vorgesehen), mehr öffentlicher Raum (Fußballkäfig etc.) statt Parkplätzen. Ein Betreiber für die Tiefgarage – der sich an den Errichtungskosten beteiligt – vor Wiens beliebtester Touristenattraktion werde sich leicht finden lassen, meint Wehdorn.
Bezirkschefin Kobald und der Bauausschuss in Hietzing sehen diesen alternativen Entwurf jedenfalls als „bessere“ und „wirtschaftlich tragfähige“ (laut Wehdorn nur etwas teurer als die derzeit geplanten 4,9 Mio. Euro) Lösung. Immerhin „reden wir nicht von einem Parkplatz vor einem Shoppingcenter, sondern vor einem Weltkulturerbe“, so Kobald. Durch den verkleinerten Parkraum für Busse (40 statt 70 Stellplätze) riskiere man auch nicht, dass das Vorfeld zum „Restbusparkplatz von Wien“ verkomme. Kobald hofft, dass die neuen Pläne bei Stadt und Schloss auf offene Ohren stoßen werden. Ein Termin mit der Stadt – konkret dem grünen Planungssprecher Christoph Chorherr – sei vor Kurzem abgesagt worden. Der Schönbrunner Kultur- und Betriebsgesellschaft wurde der alternative Entwurf schon überreicht, hier ortet Kobald Interesse.
Schloss Schönbrunn skeptisch
Viel mehr aber auch nicht. Franz Sattlecker, Geschäftsführer der Schönbrunner Kultur- und Betriebsgesellschaft, nimmt die Pläne „interessiert zur Kenntnis“, hält sie aber „nicht für gut“, wie er der „Presse“ sagt. Eine Tiefgarage komme für ihn nicht infrage, nicht nur aus Kostengründen. Solange der fließende Verkehr in Massen (Westeinfahrt!) vor dem Schloss vorbeirase, halte er eine Tiefgarage, um parkende Autos verschwinden zu lassen, „für völlig unnötig“.
Sattlecker spielt auf die alte (von Roland Rainer stammende) Idee einer Untertunnelung der B1 vor dem Schloss an, die stets am Geld gescheitert ist. Da es aber auch seitens des Gemeinderats – der der Flächenwidmung zustimmen muss – Kritik gibt, wird es im Sommer einen runden Tisch mit Stadt und Bezirk geben. Sattlecker zeigt sich kompromissbereit: Die Zahl der Busparkplätze könnte man von 70 auf 50 reduzieren. (mpm)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 23. Juni 2016)