C. Bühlmayer: Wo schon der Kaiser vergolden ließ

Die Geschäftsräume sind noch immer im Original erhalten.
Die Geschäftsräume sind noch immer im Original erhalten.(c) Stanislav Jenis
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Bei C. Bühlmayer in der Michaelerpassage in der Inneren Stadt ließen sich seinerzeit der Hof und die Palaisbewohner ihre Bilder rahmen und ihre Rahmen vergolden. Noch immer sind frühere Adelsfamilien gute Kunden. Aber nicht nur.

Schön ist es geworden“, sagt Elisabeth Haider zu einem Kunden, der noch schnell etwas abholen kommt. „Danke, den letzten Schliff macht jetzt meine Frau“, sagt dieser. „Sie macht das sicher gut“, sagt Haider. Elisabeth Haider hat der Familie geholfen, ihr Haus einzurichten, die Möbel mit Spiegeln und Rahmen ergänzt. „Ganze Einrichtungen machen wir heute nicht mehr, damit haben wir aufgehört, als mein Mann gestorben ist“, sagt Haider. Das war 2010. Seither führt sie das Geschäft C. Bühlmayer im Michaelerdurchgang in der Wiener Innenstadt.

C. Bühlmayer baut, restauriert und vergoldet Rahmen. Der Michaelerplatz liegt am Eingang zur Hofburg, dem ehemaligen Kaisersitz. Die Lage erklärt sich aus der früheren Funktion des Geschäfts: C. Bühlmayer war einmal k.u.k Hoflieferant. Und wer zu diesen Ehren kommen wollte, musste in nächster Nähe angesiedelt sein. Einige frühere Lieferanten des Hofs haben den Sprung in die Gegenwart geschafft und finden sich noch heute im Grätzel: der Zuckerbäcker Demel, der Juwelier Rozet & Fischmeister, der Schuhmacher Rudolf Scheer.

Gegründet wurde das Geschäft 1820 vom Maler Conrad Bühlmayer, später wurde er zum k.u.k. Hofvergolder ernannt. Kunden aus der Hofburg und den umliegenden Palais und auch Künstler wie Adalbert Stifter ließen sich von Conrad Bühlmayer ihre Bilder rahmen. Während der Gründerzeit explodierte die Nachfrage, zeitweise beschäftigte Bühlmayer bis zu 120 Vergolder und 80 Schnitzer. Sie werkten an Stukkaturen, Wandverkleidungen, Türen und an der Einrichtung. Noch heute sind Möbel, die Conrad Bühlmayer mitgestaltet hat, im Hofmobiliendepot zu sehen.

Nach dem Zusammenbruch der Monarchie ging es mit den Aufträgen bergab. In der Wirtschaftskrise 1929 wurde das Geschäft zwangsversteigert, Bühlmayers Nachkommen kauften es aus der Konkursmasse. Im Zweiten Weltkrieg blieb es zeitweise zu, danach wurde wieder aufgesperrt. Die Nachfrage nach Rahmen war wieder da, weil während des Kriegs viele Bilder ausgeschnitten worden waren, um sie an sicheren Plätzen zu lagern. 1972 schließlich übernahm Elisabeth Haiders Mann, Michael, den Betrieb von einer entfernten Verwandten.

Die Dimensionen mögen sich verändert haben. Sonst ist alles noch genau so wie früher. Der kleine Geschäftsraum, früher der einzige, ist mit seinen Schnitzereien im Original erhalten. Im Stil der Laxenburger Gotik, errichtet anlässlich der Hochzeit des Kaiserpaars 1854. Nur die Deckengemälde sind dem Krieg zum Opfer gefallen.


Weißgold löst Silber ab. Das Hauptgeschäft ist noch immer das Bauen, Restaurieren und Vergolden von Rahmen. Dafür kann C. Bühlmayer auf ein ansehnliches Repertoire zurückgreifen. Ein paar tausend Rahmen hat der Betrieb mit der Zeit zusammengetragen. Für seine Sammlung ist C. Bühlmayer in der Kunstwelt bekannt. Sie wird im Lager im Kloster St.Michael in der Habsburgergasse aufbewahrt.

Dort befindet sich auch die Werkstatt. Den Schnitzer bestellt Elisabeth Haider nur noch nach Bedarf. Einer ihrer Söhne und ihre Tochter sind Vergoldermeister, ein zweiter Sohn macht Restaurierungen. Derzeit arbeite man viel mit Weißgold, das „extrem beliebt“ sei, so Haider. Es habe das Silber abgelöst, weil Silber mit der Zeit schwarz wird.

Elisabeth Haiders verstorbener Mann, der schon als Kind in der Werkstatt des Vaters mitgearbeitet hatte, sagte einmal: „Der Rahmen ist eine eigene Kunstform und hat alle Freiheiten der Gestaltung. Aber er ist der Diener des Bilds, er ist ihm unterlegen.“ Nach dieser Maxime arbeitet man bei C.Bühlmayer noch immer. Alle Rahmen sind handgefertigte Einzelstücke. In Absprache mit dem Kunden werden Farbe und Material ausgesucht, fein abgestimmt auf das Motiv und die im Bild enthaltenen Farben. Die goldenen Zeiten erlebte C. Bühlmayer zwar während der Monarchie. Aber dank langjähriger, treuer Kunden und der guten Lage mitten in der Stadt läuft das Geschäft nach wie vor gut. Elisabeth Haider liebt ihre Arbeit. „Mein Beruf ist mein Hobby.“ Das muss wohl so sein. Denn eigentlich ist sie schon seit sechs Jahren in Pension. Trotzdem steht sie so gut wie jeden Tag im Geschäft. Weil sie gebraucht wird und ihre Kunden ihr vertrauen. Im Jahr 2020 wird C. Bühlmayer sein 200-Jahr-Fest feiern. Spätestens da will sie sich wirklich zur Ruhe setzen. Und ihre Söhne werden den Betrieb übernehmen.


Die Mundpropaganda reicht. 60 Prozent, erzählt Elisabeth Haider, seien Stammkunden. Der Rest sind Touristen, Laufkundschaft und Menschen, die auf Empfehlung von Bekannten in das Geschäft kommen. Werbung wird keine gemacht. Erstens, weil das für einen kleinen Familienbetrieb „kaum drinnen“ sei. Und zweitens sei es auch gar nicht nötig. Weil die Mundpropaganda funktioniert. „Gott sei Dank haben wir auch noch adelige Kunden“, sagt Haider. Namen nennt sie keine. Aber es seien auch große, bekannte Fürstenhäuser dabei. Diese Familien kaufen oft über viele Generationen bei C. Bühlmayer ein und sind deshalb wertvoll für das Geschäft. Sie schätzen die Qualität und die Verlässlichkeit des früheren Hoflieferanten. Man arbeite auch mit Einrichtern zusammen, für Lokale und private Haushalte. Aber man trage nur noch die Spiegel und Rahmen bei. Früher habe man ebenfalls Möbel gesucht, die ganze Ausstattung gemacht – für „sehr, sehr reiche Kunden“. Es kommt überdies immer wieder vor, dass man Rahmen und Spiegel in die USA verschifft, weil Touristen davon so angetan sind.


Seit vielen Generationen. Elisabeth Haider ist eine freundliche und warmherzige Frau. Daran liegt es wohl, dass man bei C. Bühlmayer „kaum grantige Kunden“ habe. Das Sprichwort vom Kunden, der König ist, nimmt sie nämlich sehr wörtlich. Weil ihr ein gepflegter, angenehmer Umgang persönlich wichtig ist. Und auch, weil man nie wisse, mit wem man es zu tun hat. „Bei uns ist jeder Kunde herzlich willkommen“, sagt Haider.

Ein früherer Kunde, der mittlerweile verstorben sei, kam immer mit dem Billa-Sackerl in das Geschäft. Aus Angst, dass ihm jemand etwas stehlen könnte, trug er darin sein Geld mit sich herum. „Er hat so ausgeschaut, dass man ihm gern etwas geschenkt hätte. Dabei war er ein sehr reicher Mann“, sagt Haider. „Es kommt aber auch vor, dass jemand nur schauen will, und dann wird daraus ein riesiger Auftrag“, sagt ihr Sohn Dominik.

Aus manchen Familien kaufe schon die vierte Generation bei C.Bühlmayer ein. Vor allem Junge hätten keine Scheu, ein exklusives Stück aus Gold neben ein Ikea-Kästchen zu stellen. „Das kommt mittlerweile sehr, sehr häufig vor“, so Haider.


Ein Spiegel um 60.000 Euro. Wer bei C. Bühlmayer einkaufen will, kann ein Vermögen ausgeben. Aber er muss nicht. Auch für 27 Euro gibt es kleine handgemachte Bilderrahmen. Ebenfalls alles Einzelstücke. Touristen kaufen sie gern. Und Kinder, für die Mama zum Muttertag. Das teuerste Stück aus dem Hause C. Bühlmayer ist ein großer Florentinerspiegel, mit Blattgold verziert. Er misst 3,2 mal 1,7Meter und kostet 60.000 Euro. In einer kleineren Ausführung ist er schon um 5000Euro zu haben – zuzüglich Mehrwertsteuer.

Wer es kurios mag, kann sich um 1900 Euro eine Büste nach dem Abbild des früheren Kaisers Franz Josef kaufen. Ein sehr, sehr altes Stück aus dem Lager, erzählt Haider. Vor allem Museen interessieren sich für solche Stücke, sagt Haider. „Aber es gibt auch Privatpersonen.“

Auf einen Blick

Gold ist ihr Geschäft

Im Jahr 1820 wurde das Geschäft C. Bühlmayer vom Maler Conrad Bühlmayer gegründet. Später wurde es zum k. u. k. Hofvergolder ernannt.

In der Gründerzeit explodierte die Nachfrage nach Rahmen. Zeitweise beschäftigte C. Bühlmayer bis zu 120 Vergolder und 80 Schnitzer. Heute kommt der Schnitzer nur noch bei Bedarf.

In der Wirtschaftskrise 1929 wurde das Geschäft zwangsversteigert, Bühlmayers Nachkommen kauften es aus der Konkursmasse. Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Nachfrage wieder da.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.06.2016)

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