Wiener "Bahnorama"-Turm wird abgerissen

Der "bahnorama"-Turm, hier bei der Eröffnung, wird im August abgerissen.
Der "bahnorama"-Turm, hier bei der Eröffnung, wird im August abgerissen.APA/HERBERT NEUBAUER
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Die frühere Aussichtsplattform der ÖBB beim Wiener Hauptbahnhof soll noch im August zwangsabgerissen werden. Der neue Besitzer hätte die Holzkonstruktion längst abtragen müssen.

Er war einst der höchste begehbare Holzturm Europas, jetzt steht er vor dem Aus: Der "bahnorama"-Turm beim Wiener Hauptbahnhof, das als spektakuläre Aussichtsplattform auf eine der größten Baustellen des Landes diente, wird demnächst abgerissen - und zwar zwangsweise. Denn obwohl die Baubewilligung bereits Ende 2014 ausgelaufen ist, hat der Eigentümer die Abtragung des Bauwerks noch immer nicht veranlasst.

Exakt 66,72 Meter ragt das inzwischen einzige, wenngleich auch monumentale Überbleibsel an den milliardenschweren baulichen Kraftakt - die Schleifung des Südbahnhofs und darauffolgende Errichtung des Hauptbahnhofs - in den Favoritner Himmel. Jahrelang konnten hier Interessierte mit zwei verglasten Liften auf die 40 Meter hohe Plattform emporschweben, um aus der Vogelperspektive einen Blick auf die angrenzende Riesenbaustelle zu werfen.

Deutscher Investor kaufte den Turm 2014

Viereinhalb Jahre nach der Eröffnung schloss das "bahnorama" Ende 2014 endgültig. Zu diesem Zeitpunkt hatten 300.000 Besucher den Infoturm besucht, nebenan fuhren bereits Züge durch die so gut wie fertige Verkehrsdrehscheibe. Außerdem hatten die ÖBB den hölzernen Monolith samt seinem Cafe und Veranstaltungsraum am Fuße bereits veräußert. Ein deutscher Investor sicherte sich über seine in Prag ansässige Tochterfirma "Vienna Tower Transfer" das Gebäude mit dem Ziel, es abzutragen und woanders wieder aufzubauen.

Obwohl das Unternehmen den Turm bis heute auf seiner Website bewirbt, ist seither nichts passiert. Da nun alle Fristen verstrichen sind, rückt nun die Magistratsabteilung 25 (Stadterneuerung und Prüfstelle für Wohnhäuser) aus, um den Abbruch abzuwickeln.

Der Eigentümer sei bereits nach Auslaufen der Baubewilligung aufgefordert worden, den Turm abzubauen. Nach Warnungen seitens der Behörde und der Zusicherung des Besitzers, nun aber wirklich zur Tat schreiten zu wollen, gewährte die Stadt einen letzten Aufschub.

150 Tonnen Gewicht 

Nun sind laut MA 25 aber alle Fristen verstrichen. Deshalb hat man inzwischen mittels Ausschreibung eine Firma - den Billigstbieter - beauftragt, den Zwangsabriss vorzunehmen. Und zwar auf Kosten des Besitzers. "Die Kosten der Stadt werden beim Eigentümer eingetrieben", hieß es. Was mit dem abgetragenen Gigant - er bringt immerhin 150 Tonnen auf die Waage - passiert und ob dieser der "Vienna Tower Transfer" überstellt wird, ist laut Rathaus noch offen.

Sehr behutsam dürfte man beim Abbau allerdings nicht vorgehen. Die Abtragung soll nämlich "möglichst effizient" vonstatten gehen. Das "bahnorama"-Areal hat die Stadt übrigens für den Wohnbau reserviert.

Opposition schimpft über Steuergeldverschwendung

Die Wiener Oppositionsparteien ÖVP und FPÖ schimpfen im Hinblick auf den Zwangsabriss über Steuergeldverschwendung. Sie fürchten nämlich, dass die Stadt auf den Demontagekosten letztendlich sitzen bleibt, wie die Parteien am Donnerstag per Aussendung wissen ließen. "Nachdem ÖBB und Stadt Wien für den PR-Gag 4,2 Mio. Euro springen ließen, der jährlichen Erhaltungsaufwand bei über 200.000 Euro lag und die beiden Bauherren trotz Verkaufs an einen deutschen Investor wahrscheinlich auch auf den exorbitanten Kosten für den Zwangsabriss im August sitzen bleiben werden, dürfte der dunkelrote Dilettantismus alleine dem Wiener Steuerzahler über 3(!) Mio. Euro kosten", erregte sich FPÖ-Verkehrssprecher Anton Mahdalik.

Ähnlich der Tonfall von ÖVP-Klubchef Manfred Juraczka: "Der bevorstehende Zwangsabriss des Aussichtsturms 'bahnorama' ist der vorläufige Höhepunkt in dieser mehr als dubiosen Causa und ist eine weitere Episode der rot-grünen Steuergeldverschwendung in Wien." Man habe hier ohne Plan und Konzept agiert, ärgerte er sich. Ob die Kosten für den Abriss vom jetzigen Besitzer, "der durch sein Verhalten nicht gerade als vertrauenswürdig zu bezeichnen ist", eingetrieben werden können, sei mehr als fraglich.

(APA )

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