Böhmischer Prater: Der kleine Bruder des Wurstelpraters

Fahrgeschäfte für Kinder
Fahrgeschäfte für KinderMatthias Stifter
  • Drucken

Der Böhmische Prater gerät in Vergessenheit, während der Betrieb im Wurstelprater boomt. Wieso der "kleine Bruder" des Wiener Praters genauso einen Besuch wert ist.

Der Fußweg zum Böhmischen Prater führt über Spazierwege durch die Wiesen des Laaer Waldes, vorbei an ein paar Spielplätzen in Favoriten. Besonders morgens trifft man nur wenige Passanten, eventuell ein paar Jogger und Leute, die ihre Hunde ausführen. Alles wirkt zunächst beinahe wie ausgestorben, im Prater selbst ist zuerst niemand zu sehen. Klar, es ist immerhin erst zehn Uhr morgens, die Fahrgeschäfte öffnen gerade erst. Auf den ersten Blick wirkt alles ein wenig altmodisch.

Der Böhmische Prater wurde bereits in den 1880er Jahren angelegt, als eine Werkskantine der Wiener Ziegelfabrik das erste Gasthaus für Ausflugsgäste wurde. Daraufhin bevölkerten viele Schaustellerfamilien den Böhmischen Prater, diese sogenannten „Ziegelböhmen“ stammten wie die meisten Gastarbeiter der Fabriken aus Böhmen und Mähren. Durch die Lohnarbeiter und als Anlehnung an den Wurstelprater kam der Böhmische Prater auch zu seinem Namen.

"Unter der Woche ist der Prater nicht besonders gut besucht", sagt Franz Reinhardt vom Böhmischen Prater Klub der Unternehmer. Grund dafür seien unter anderem die Ganztagsschulen und das Finanzielle, die Leute könnten sich den Prater nicht mehr leisten. Am Wochenende sieht es besser aus, seinen Schätzungen zufolge finden etwa 5.000 Besucher ihren Weg in den Böhmischen Prater. „Zu uns kommen hauptsächlich Einheimische, aber auch viele Tschechen und Ungarn“, sagt er. „Unser Prater ist billiger als der Wurstelprater.“

Attraktionen

Neue Attraktionen haben die Betreiber des Böhmischen Praters derzeit nicht geplant, sie legen viel Wert auf Tradition. Heute ist das älteste Fahrgeschäft das Pferde-Karussell, das vom Bundesdenkmalamt unter Denkmalschutz gestellt wurde. In einem Bescheids des Amtes heißt es, dass es im Jahr 1890 aufgebaut wurde. Die Hauptattraktion dabei seien zwölf sogenannte Springpferde. Der auf dem hölzernen Pferd sitzende Reiter kann während der Ringelspielfahrt vor- und zurückschwingen, was durch einen Mechanismus mit starken Federzügen ermöglicht wird.

Straße durch den Böhmischen Prater
Straße durch den Böhmischen PraterMatthias Stifter

Einen Besuch wert ist auch das Riesenrad. Das sogenannte „Panorama-Rad“ misst 21,5 Meter, was im Vergleich zum Riesenrad im Wiener Prater mit einer Höhe von 64,75 Metern nicht sehr viel ist. Die Besonderheit des auf dem Laaer Berg stehenden Rades liegt darin, dass es das höchstgelegenste Riesenrad Wiens ist. Am höchsten Punkt der Umdrehung befinden sich die Besucher daher sogar 20 Meter über der Spitze des Stephansdoms.

Ganz anders als der Wurstelprater…

Der Böhmische Prater ist kein Vergleich zum Wiener Wurstelprater im zweiten Bezirk. Der Wurstelprater ist der wohl beliebteste Teil des Wiener Praters, einer der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Wiens. Sonja Soukup, Sprecherin der Prater Wien Gmbh, setzt die Besucherzahlen auf etwa vier Millionen pro Jahr an. Dabei kann sie allerdings nur Schätzungen anstellen, da der Eintritt in den Wurstelprater genau wie beim Böhmischen Prater frei ist - und man dementsprechend keine verkauften Tickets zählen kann. Der Anteil an Touristen und Einheimischen sei relativ ausgewogen. Groß sei auch die Anzahl an „einheimischen Touristen“, sagt sie, und meint damit Besucher aus Wiens Umgebung.

Laute Vielfalt oder ruhiges Vergnügen

Laut ist es im Wurstelprater, überall hört man Musik und Geschrei. Teilweise sind es die Schausteller, die Besucher anwerben wollen, teilweise Abenteuerlustige, die sich in dem kleinen Wagen einer Achterbahn dem Abgrund nähern, in einem Karussell gedreht oder in die Luft geschleudert werden. Vielen gefällt diese Vielfalt, alles ist belebt, voller geschäftiger Menschen und es gibt überall viel zu sehen. Einigen wird dies allerdings auch schnell zu viel. Ein ruhiges Plätzchen im Wurstelprater zu finden, ist schwer, selbst die meisten Restaurants sind gut besucht und dementsprechend hält sich auch die Stille in Grenzen.

Das ist auch einer der größten Vorzüge des Böhmischen Praters: Wenn man nämlich all diesem Trubel ausweichen möchte, findet man hier etwas Ruhe. Im Frühling öffnet der Böhmische Prater je nach Wetter im März seine Tore. Die Hauptsaison ist im Frühjahr nach der Eröffnung sowie im Herbst bis zum Beginn der Winterpause am 1. November.

>> www.böhmischerprater.at

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.