Stephansplatz: Volksanwalt besteht auf zweitem Lift

Bei einem ''Warteschlangen-Protest-Picknick'' demonstrierten am Dienstag Betroffene für einen zweiten Lift
Bei einem ''Warteschlangen-Protest-Picknick'' demonstrierten am Dienstag Betroffene für einen zweiten LiftAPA/GEORG HOCHMUTH
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Für die Wiener Linien stehen beim Bau eines zweiten Liftes Kosten und Nutzen "in keiner vertretbaren Relation". Betroffene demonstrierten unterdessen am Stephansplatz.

Die Debatte um einen zweiten Lift am Stephansplatz, der von dort zur U-Bahn-Station führt, geht in die nächste Runde: Der SPÖ-Rathausklub hatte einen solchen in Aussicht gestellt, doch die Wiener Linien erteilten dem Vorhaben aus Kostengründen eine Absage. Am Dienstag lud Volksanwalt Günther Kräuter (SPÖ) zu einer Pressekonferenz, wo er die Errichtung des zweiten Aufzugs forderte.

Die Volksanwaltschaft nimmt die Causa derzeit im Rahmen eines amtswegigen Prüfverfahrens unter die Lupe. Bis zum 19. August müssen das Magistrat wie auch die Wiener Linien diesbezüglich Stellungnahmen abgeben. Kräuter hofft "doch sehr", dass die Entscheidung "vernünftig" ausfallen werde - nämlich für den Bau des zweiten Lifts: "Wir sind optimistisch."

Lange Wartezeiten, geringe Größe

Denn aus Sicht der Volksanwaltschaft ist dieser notwendig, da die Station nicht ausreichend barrierefrei sei. Dabei wurde erinnert, dass nicht nur Rollstuhlfahrer oder Eltern mit Kinderwagen den Aufzug nutzen würden, sondern auch Verletzte, ältere Personen oder Touristen mit Gepäck. Kritisiert werden die - ob des Andrangs - langen Wartezeiten auf den Lift bzw. auch dessen geringe Größe.

Blieben die Wiener Linien bei ihrem "Nein", würde dies auf einen Missstand hinauslaufen, stellte Kräuter den Entscheidungsträgern die Rute ins Fenster: "In diesem Fall liegt das sehr eindeutig." Wenn die Volksanwaltschaft einen Missstand feststelle, dann würde darüber öffentlich diskutiert, was ein nicht allzugutes Licht auf die Betreffenden werfe, wie er weiters warnte. Offensichtlich brauche es Druck, um "ein Einlenken zu erreichen", schlug der Behindertenanwalt des Sozialministeriums, Erwin Buchinger, in die gleiche Kerbe und richtete einen Appell an die Verkehrsbetriebe: "Lassen Sie es nicht darauf ankommen!"

Der Bau des zweiten Liftes sei "gesetzlich geboten", betonte Buchinger außerdem mit einem Hinweis auf die entsprechenden Regelungen. Die Wiener Linien hätten zwar ein hohes Niveau an Barrierefreiheit, aber der Stephansplatz entspreche diesem nicht.

"Protest-Picknick" nach der Pressekonferenz

Nach der Pressekonferenz lud der Verein Bizeps zum "Protest-Picknick" beim bestehenden Aufzug beim Haas-Haus am Stephansplatz. Rollstuhlfahrer formierten sich in einer Warteschlange und wollten so auf die langen Wartezeiten aufmerksam machen. Mit einer Kreidezeichnung auf dem Boden in der Goldschmiedgasse zeigten die Teilnehmer auch, wo ein zweiter Lift Platz hätte. "Was sich hier abspielt, ist eine Schande für Wien", ärgerte sich Martin Ladstätter von Bizeps. Den Lift wenige Monate nach der Zusage wieder zu streichen, sei "behindertenfeindlich", so sein Vorwurf.

Teilnehmer des "Protest-Picknicks" vor dem einzigen Lift am Stephansplatz
Teilnehmer des "Protest-Picknicks" vor dem einzigen Lift am StephansplatzAPA/GEORG HOCHMUTH

Der zweite Lift hätte im Rahmen der Sanierungsarbeiten am Stephansplatz errichtet werden sollen, wie der SPÖ-Rathausklub im März via Aussendung in Aussicht stellte. Doch die Kosten dafür müssten die Wiener Linien tragen. Diese erteilten dem 2,4 Millionen Euro teuren Vorhaben eine Absage. Kosten und Nutzen stünden "in keiner vertretbaren Relation", wurde heute in einer Stellungnahme argumentiert. Die Station sei bereits jetzt barrierefrei erreichbar.

Laut Erhebung drei Rollstuhlfahrer pro Stunde

Längere Wartezeiten würden sich in der Regel dadurch ergeben, dass auch Leute den Lift nutzen, die eigentlich nicht darauf angewiesen seien, hieß es weiters. "Zählungen haben ergeben, dass im Zeitraum von 7.00 bis 17.00 Uhr, also in zehn Stunden, durchschnittlich rund 30 Rollstuhlfahrer den Lift nutzen. Das sind drei pro Stunde. Rechnet man Personen mit Kinderwagen hinzu, kommt man auf 25 bis 30 Personen, die durchschnittlich pro Stunde den Lift nutzen. Diese Kapazität kann der Lift bewältigen."

Zuletzt seien die Piktogramme, die darauf hinweisen, dass die Lifte primär für Personen im Rollstuhl oder Kinderwagen bzw. gebrechliche Personen gedacht sind, vergrößert und besser sichtbar am Lift angebracht worden, betonten die Verkehrsbetriebe außerdem. Die Zeit für eine Entscheidung drängt. Denn noch im August soll die Generalsanierung des Stephansplatzes endgültig freigegeben werden. Nach den Bauarbeiten wird laut Büro des City-Bezirksvorsteher Markus Figl (ÖVP) zehn Jahre lang ein Aufgrabungsstopp verhängt.

(APA)

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