Spital Nord: Pleiten, Pech und Pannen beim Milliardenprojekt

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Eine Serie von Problemen begleitet das Prestigeprojekt der Stadtregierung seit vielen Jahren.

Wien. Es war eine kleine Sensation, als bei der SPÖ-Klubklausur in Rust 2005 der Bau eines modernen Hightechspitals verkündet wurde. Es sollte künftig den medizinisch unterversorgten, bevölkerungsmäßig stark wachsenden Norden jenseits der Donau versorgen. Ein kleines AKH wurde es damals genannt. Heute sprechen manche davon, dass die Errichtung des KH Nord einen ähnlichen Weg geht wie einst das Wiener AKH. Denn der Bau des modernsten Spitals Europas, das ursprünglich schon 2012 in Teilbetrieb hätte gehen sollen, wird von Problemen und Pannen begleitet:

► Februar 2008. Das Bieterkonsortium Vamed/Siemens/Porr gewinnt die europaweit durchgeführte Ausschreibung zur Errichtung des Großspitals.

► April 2010. Die Stadt beendet die Gespräche mit dem Bieterkonsortium, um das Spital selbst zu errichten – weil die finanziellen Forderungen des Konsortiums für die Stadt inakzeptabel sind.

► Mai 2014. „Die Presse“ deckt Bauverzögerungen, Misswirtschaft und Kostenüberschreitungen anhand interner Papiere auf. Im Gesundheitsressort wird heftig dementiert. Die Prüfer des Wiener Stadtrechnungshofes decken später weitere Probleme und Risken bei dem Milliardenprojekt auf.

► August 2014. Kostenüberschreitungen von „maximal fünf Prozent“ werden vom Krankenanstaltenverbund (KAV) nun doch eingestanden. Kurz darauf heißt es plötzlich: Das Spital wird nicht um fünf, sondern um zehn Prozent teurer als geplant (plus 100 Mio. Euro). Es soll außerdem nicht im Jahr 2016, sondern erst im Juni 2017 eröffnet werden.

► November 2015. Die Fertigstellung des Projektes verzögert sich weiter. Als neuer Fertigstellungstermin wird Ende 2017 genannt. Und es wird nochmals um 14 Prozent teurer.

► Februar 2016. Die Projektsteuerung wird abgelöst. In der Vergangenheit gab es dazu zahlreiche Wechsel innerhalb des KAV bezüglich der Verantwortung für das Milliardenprojekt.

► August 2016. Nun ist von Problemen mit dem technischen Betrieb die Rede – siehe oben. (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.08.2016)

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